Rainer Strnad
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Kommentar

Gute schlechte Zeiten

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Schlechte Zeiten sind gut für Verbände, heißt es immer, denn da rücke die Branche zusammen. In der Baumarkt- und Gartenbranche kann man das derzeit beobachten, beispielsweise am guten Zuspruch zum BHB-Kongress oder an den Mitgliederzuwächsen, die die Verbände auf Anbieterseite, der HHG und der IVG, und der „Nachbar“ auf Handelsseite, der Verband Deutscher Garten-Center, melden. Welche Wirkung es haben kann, in schlechten Zeiten gut zusammenzuarbeiten, hat die DIY- und Gartenbranche ja gezeigt, als sie die Öffnung der Baumärkte und Gartencenter während des ersten Corona-Lockdowns in einer konzertierten Aktion bei der Politik durchgesetzt hat.

Da verwundert es, dass beim aktuellen Hauptproblem aller, die mit dem Thema Bauen zu tun haben, so wenig Gemeinsames geschieht: bei der Wohnbaukrise. Das müsste doch, denkt man, die Stunde des Kooperierens über Unternehmensgrenzen hinweg sein, über die so leidigen wie offenbar liebgewonnenen Grenzen Handel versus Industrie oder Fachhandel versus Einzelhandel hinweg.

Denn was die Politik an Zusammenarbeit anbietet, ist mager. Beim Wohnbaugipfel von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bauministerin Klara Geywitz hatte jeder der eingeladenen Verbände eine Redezeit von zwei Minuten. Es hätten auch Null Minuten gereicht, denn die 14 Maßnahmen standen schon im Vorhinein fest: Das Ergebnispapier war am Tag zuvor mit Sperrfrist verschickt worden.

Als Fachjournalist maße ich mir keine besondere Expertise in der Frage an, für wie angemessen die Kommunikation von Gipfelgesprächen der Bundesregierung zu bewerten ist. Der zuständige Pressesprecher des Bundesbauministeriums stellt auf Anfrage hin zunächst klar, „dass es sich nicht um einen ‚Gipfel‘, sondern um den Bündnistag im Rahmen des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum, das im April 2022 gegründet wurde, handelte“, und betont, dass „auch Ideen und Anregungen der Mitglieder des Bündnisses in das Maßnahmenpaket eingeflossen“ seien. Der Bündnistag selbst habe vor allem dazu gedient, Bilanz zu ziehen. Wenn man Kollegen in der Hauptstadt fragt, dann erntet man zu diesem Vorgehen jedoch mindestens ein Stirnrunzeln.

Nun gibt es aber eine Initiative aus der Branche heraus: Die Hagebau hat die Kampagne „Bau-Stau auflösen jetzt!“ gestartet. Auf eine erste Werberunde hin, die von Bild bis zum Handelsblatt reichte, wurde www.bau-stau.de 8,3 Millionen Mal angeklickt, die „Wohnbau-Agenda“ mit „Zehn Maßnahmen, die jetzt schnell kommen müssen, damit das Land aus der Krise kommt“, wurde bislang 1.200 Mal…

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