Dr. Joachim Bengelsdorf

Editorial

Die Krise als Chance

Der Einzelhandel leidet - auch nach dem Ende des Corona-bedingten Shutdowns. "Viele Verlierer - wenige Gewinner" stellt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" Mitte Mai 2020 fest und sieht, was den Umsatz im stationären Einzelhandel betrifft, nur die Lebensmittler und die Drogeriefachmärkte auf der Gewinnerseite, während alle anderen Vertriebswege im negativen Bereich liegen, darunter auch die Bau- und Gartenmärkte.
Für das laufende Jahr prognos­tiziert die im "Spiegel" zitierte Bulwiengesa-Studie auch für unsere Branche ein - wenn auch geringes - Umsatzminus, sagt aber für 2021 eine starke Erholung voraus (Veränderung der Umsätze gegenüber 2010).
Das Ergebnis, sagen wir mal dezent, überrascht doch etwas. Gut, dass "Mode und Bekleidung, Schuhe und Lederwaren, Hausrat und Haushaltswaren, Spielwaren, Elektronik sowie Uhren und Schmuck" augenblicklich und wohl auch noch bis ins nächste Jahr hinein nicht ganz oben auf der Einkaufsliste der potenziellen bundesdeutschen Kunden stehen, verwundert wenig. Aber zumindest für dieses Jahr auch Bau- und Gartenbedarf?
Die Signale aus der Branche lassen sich doch eher anders deuten. Dazu braucht man noch nicht einmal die halboffiziellen Zahlen für April und Mai 2020 von Hornbach (siehe dazu den Bericht in diesem Heft). Auch die Berichte zahlreicher Lieferanten über neue Umsatzrekorde, Beschaffungs- und Lieferprobleme, Logistikschwierigkeiten etc. zeichnen ein für unsere Branche viel positiveres Bild. Ist ein zweistelliges Umsatzwachstum möglich? Wohl ja. Und wahrscheinlich? Das auch.
Die besagten, mit einem Minuszeichen beim Umsatz versehenen Branchen werden, so die Bulwiengesa-Studie weiter, in den nächsten Jahren Probleme haben, ihre Umsatzrückgänge zu kompensieren. Ein namhafter Immobilienmakler sieht einen "Totentanz" für viele Innenstädte voraus. Da braut sich etwas zusammen, was letztendlich einerseits den Bau- und Gartenmärkten schaden könnte (sich ausbreitende Kaufenthaltung auch auf bisher nichtbetroffene Kanäle, Verlagerung ins Internet), andererseits könnten City-Lagen frei werden, die wiederum Baumärkten die Chance auf neue (Versuchs-) Formate einräumen würden, so bitter diese Entwicklung natürlich für den bestehenden Einzelhandel wäre. Fazit: In jeder Krise stecken auch neue Möglichkeiten. Warten wir also ab, wie Hornbachs neue Vertriebsformate in Köln und Berlin aussehen.
Herzlichst Ihr
Dr. Joachim Bengelsdorf
P.S.: Aktuell ist auch wieder unsere Baumarkt-Jahresstatistik erschienen. Sie können die"Statistik Baumarkt + Garten D-A-CH 2020" ab sofort über den Dähne-Shop über den Link www.daehne.de/statistik-baumarkt-garten-2020 bestellen.
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