Franz-Peter Tepaß und Peter Wüst haben die Zahlen des deutschen DIY-Handels für 2023 im Rahmen einer Pressekonferent während der Eisenwarenmesse präsentiert. 
Franz-Peter Tepaß und Peter Wüst haben die Zahlen des deutschen DIY-Handels für 2023 im Rahmen einer Pressekonferent während der Eisenwarenmesse präsentiert. 

BHB | Langfassung

Optimistische Realisten

Die Baumärkte in Deutschland haben im vergangenen Jahr nominal 3,1 Prozent an Umsatz verloren. Ihr Verband ist für die Zukunft aber zuversichtlich. Mit Grund. 

Die Branchenahlen 2023, die der BHB auf seiner Jahrespressekonferenz Anfang März veröffentlicht hat, waren keine Überraschung. Sie waren nicht so toll, aber das hatte sich ja bereits herumgesprochen.

Der DIY-Handel in Deutschland hat das Jahr 2023 mit einem Umsatzminus von 3,1 Prozent abgeschlossen. Rechnet man die Inflation oben drauf, kommt man zu einem realen Umsatzminus von rund 9 Prozent. „Die allgemeine Verunsicherung der Verbraucher hat den Konsum gebremst“, beschrieb Franz-Peter Tepaß, Sprecher des BHB-Vorstands und Vorstandsmitglied von Obi, die Rahmenbedingungen. Hinzugekommen sei die schlechte, vom Wetter verzögerte Gartensaison.

So landete die Branche schließ­lich bei einem Umsatz­volumen von 21,24 Mrd. Euro. Flächenbereinigt sind die Umsätze der Baumärkte in Deutschland um 3,4 Prozent gesunken.

Sehr zurückhaltend waren die Verbraucher 2023 bei den investiven und auch den saisonalen Produkten. So haben beispielsweise Fliesen 11,0 Prozent ver­loren, die Warengruppe Freizeit/Saisonware 11,2 Prozent.

Im Plus lagen dagegen Haushaltswaren (5,5 Prozent) und Automotive (3,9 Prozent). Den höchsten Zuwachs hat die Branche beim Sortiment Gartenchemie/Erden/Saatgut verzeichnet, das um 8,8 Prozent zugelegt hat. Allerdings hat das wichtige Garten­geschäft insgesamt massiv unter dem schlechten Wetter im Frühjahr gelitten.  

Beim Blick auf die Gesamt­entwicklung wies Tepaß darauf hin, „dass durch den DIY-Boost in 2020 Bedarfe auf mindestens zwei Jahre vorgezogen wurden“. Man sehe jetzt, dass sich die Lage „einigermaßen normalisiert“. So liegt die durchschnittliche jähr­liche Wachstumsrate von 2020 bis 2023 bei 2,2 Prozent; von 2017 bis 2019 waren es 2,3 Prozent.

Mit anderen Worten: Auf die lange Sicht handelt es sich doch um eine stabile Branche. Auch vor diesem Hintergrund nimmt man dem Verbandschef die Zuversicht ab, die er gegenüber den Journalisten verbreitete – als Vertriebler sei man schließlich immer „eher optimistisch, aber auch Realist“, wie er sagte: „Wir als Branche sehen das Glas eher halb voll und nicht halb leer.“ Die Stimmung gehe wieder nach oben. Anzeichen dafür sieht er in den ersten Monaten des laufenden Jahres. So hat die Branche im Februar (dessen zusätzlicher 29. Tag auch dazu beigetragen hat) rund 6 Prozent mehr umgesetzt als im Vorjahresmonat.

Lief super: Gartenchemie, Erden und Saatgut hatten die höchsten Wachstumsraten.
Lief super: Gartenchemie, Erden und Saatgut hatten die höchsten Wachstumsraten. (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)
Lief nicht so toll: Sanitär, die zweitgrößte Warengruppe, hat deutlich verloren.
Lief nicht so toll: Sanitär, die zweitgrößte Warengruppe, hat deutlich verloren. (Quelle: Dähne Verlag, Strnad)

Optimistische Töne schlug auch Hauptgeschäftsführer Peter Wüst an und unterfütterte diesen Optimismus mit handfesten Daten aus der Jahresstatistik, beispielsweise beim einstmals so gefürchteten Onlinehandel. Dessen Volumen im DIY-Kernsortiment ist zwar um 4,9 Prozent auf 5,289 Mrd. Euro gesunken, aber die Baumärkte haben sich mit -2,3 Prozent (1,17 Mrd. Euro) weit besser geschlagen als die Pure Player mit -7,0 Prozent. Daran sehe man, so Wüst, „dass die Zusammenarbeit zwischen Online-Angebot und der Fläche das zielführende System ist“.

Insgesamt sähen die Menschen nach wie vor den Wert des Zuhauses – das sie erhalten wollen. „Wir merken aktuell, dass die Menschen wieder Lust haben auf kleinere Arbeiten“, berichtete er und meinte damit das Segment Sanieren, Renovieren, Modernisieren, kurz Sanremo: „Das fängt wieder an.“

An der Entwicklung, wonach die Frequenzen deutlich stärker steigen als die Umsätze (und somit die Warenkörbe kleiner werden), sieht Wüst vor allem den positiven Aspekt. Einen kleinen Seitenhieb auf die Lieferanten konnte sich der Handelslobbyist dabei nicht verkneifen: „Die Menschen kommen zu uns. Wir müssen sie abholen mit den richtigen Produkten und Sortimenten, auch zu den richtigen Preisen – was logischerweise auch dazu führt, dass man sich mit den Lieferanten mal wieder ein bisschen kebbeln muss.“ In der Branche sei aber „flächendeckend angekommen, dass man bei der Weiterentwicklung von Sortimenten und Dienstleistungen mit der Industrie zusammenarbeitet“.

Es war also viel zu hören über Stimmungen auf dieser Pressekonferenz. Dass man die Gemütslage hierzulande nicht verall­gemeinern darf, hob Franz-Peter Tepaß bei der Präsentation der Zahlen für Österreich hervor. „In der Summe ist die Stimmungslage dort deutlich anders als in Deutschland – positiv gesprochen“, berichtete er.

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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK Total Store Report Deutschland 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK Total Store Report Deutschland 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: IFH Retail Consultants/Klaus Peter Teipel – Research & Consulting, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: IFH Retail Consultants/Klaus Peter Teipel – Research & Consulting, Stand Feb.)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK Total Store Report Deutschland 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK-Total-Store-Report Österreich 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK-Total-Store-Report Österreich 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK-Total-Store-Report Schweiz 2023, Stand Feb. 2024)
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Für eine vollständige Darstellung klicken Sie bitte auf die Grafik.  (Quelle: GFK-Total-Store-Report Schweiz 2023, Stand Feb. 2024)

Dabei ist das Jahr 2023 aus Branchensicht dort ähnlich verlaufen. Die Baumärkte in Österreich haben 3,07 Mrd. Euro und damit 3,2 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahr – und hier lag die Inflation mit 7,8 Prozent höher als in Deutschland. Mit der Produktgruppe Bauelemente (-14,8 Prozent) und Fliesen (-11,7 Prozent) litten besonders die bau- und renovierungsnahen Sortimente, in den Garten haben die Österreicher dagegen investiert. Bei Gartenmöbeln gab es ein (übrigens auch für Tepaß erstaun­liches) Plus von 7,6 Prozent, Garten­chemie/Erden/Saatgut hat sogar um 12,3 Prozent zugelegt.

In der Schweiz dagegen sank der DIY-Gesamtumsatz im Vergleich mit Deutschland und Österreich am stärksten, nämlich um 4,9 Prozent (flächenbereinigt -3,7 Prozent) auf 3,53 Mrd. CHF (3,67 Mrd. Euro). Hier zeigten sich bei den Sortimenten deutliche Diskrepanzen: Während die Garten­möbel und die Gartenausstattung mit einem Rückgang von 14,9 und 14,0 Prozent als schwächste Produktgruppen in den Büchern standen, ging es für Garten­chemie/Erden mit 1,7 Prozent ins leichte Plus. Auch hier gehe offenbar Werterhalt vor Aufwertung, so der Verband.

Alarmstimmung verbreiteten Tepaß und Wüst auch in diesem Fall nicht, obwohl in der Schweiz die Umsätze bereits 2022 gesunken waren. Zum einen waren die Corona-Booster in den drei Ländern in den zurückliegenden Jahren unterschiedlich verteilt. Und zum anderen „gab es eigentlich keine Inflation dank des Schweizer Franken“, sagte Tepaß. Sie lag 2023 bei 2,1 Prozent.

Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 5/2024

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