Was sind Auftrag und Ziel der Ausstellung und der schriftlichen Dokumentation?
Ingo Stader: Auftrag und Ziel ist, dass die Geschichte einmal insgesamt aufgearbeitet wird, weil dazu einfach immer die Zeit gefehlt hat. Die wichtigen Meilensteine wurden zwar festgehalten, aber es lag kein Fokus darauf, einmal zusammenhängend die gesamte Geschichte darzustellen. Dazu gehört ja auch, wichtige Quellen zu sammeln, Fotos, bestimmte Objekte, aber auch die Stimmen von langjährigen ehemaligen Mitarbeitenden der ersten Stunde einzufangen. Das sind ja alles Dinge, die ab einer gewissen Zeit gar nicht mehr möglich sind. Ein gemeinsames Verständnis von der gemeinsamen Geschichte zu entwickeln, das also war Ziel und Auftrag des Ganzen.
Sind Sie auf Dinge gestoßen, die Sie überrascht haben?
Ja, denn so viel war ja im Vorfeld gar nicht bekannt. Es gab bestimmte Erzählungen, aber wirklich die Geschichte der Entwicklung von Bauhaus, die ist ja nicht so bekannt. Insofern war es insgesamt schon hochinteressant und spannend zu sehen, wie sich das Unternehmen entwickelt hat, gerade die Gründungsgeschichte und das Umfeld, in dem sich die Idee gebildet hat.
Überraschend war auch, mit welch kleiner Truppe und in welch kurzer Zeit – gerade in den ersten zehn Jahren – das gelungen ist. Kaum war die erste Niederlassung gegründet, kam nur ein paar Jahre später schon die nächste, und dann wurden innerhalb eines Jahrzehnts neun Niederlassungen gegründet. Das muss man erst einmal stemmen können.
Und dann dieses Gespür, die richtige Idee zur richtigen Zeit – zu sehen, wie schnell so etwas verfangen kann, das war schon überraschend: Wie die Inspiration von jenseits des großen Teiches speziell in diesem Segment verwirklicht wurde, das ist einfach genial. Wie brillant diese Idee war, versteht man erst, wenn man tiefer eingetaucht ist.
Aber es war eine Idee, die in der Zeit lag. Andere große Unternehmen aus der Branche wurden ja auch in dieser Zeit gegründet. Inwiefern war Heinz Baus ein Kind seiner Zeit – und inwiefern war er Innovator?
Er war schon ein Kind seiner Zeit. Es war die Nachkriegszeit, das muss man sich vergegenwärtigen, 15 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, und dann in Mannheim, einer Stadt, die sehr stark zerstört war. Um 1960 war natürlich schon wieder vieles im Aufbau, auch schon bescheidener Wohlstand. Trotzdem hat noch unglaublich viel gefehlt. Das war ein wahnsinniges Potenzial: sich das Zuhause schöner zu machen, nachdem man das Allernotwendigste wieder hatte. Nun ging es darum…