Das Ende ist ein Anfang

Im Zusammenhang mit Casto Dépôt wird und muss vielmehr wieder einmal die Frage gestellt werden, ob der deutsche Kunde im Baumarktbereich discountfähig ist

Es darf spekuliert werden. Kingfisher schließt seine sechs deutschen Casto Dépôt-Baumärkte in Castrop-Rauxel, Kamen, Wildau, Koblenz, Chemnitz und Kassel. Stefan Magel, Geschäftsführer von Castorama-Deutschland, begründet diese Entscheidung damit, dass seine Baumärkte über Jahre hinweg rote Zahlen geschrieben hätten, und dass man im besonders wettbewerbsintensiven deutschen Markt mit sechs Standorten einfach keine Entwicklungschancen mehr gesehen hätte. Vor allem letzteres ist wohl wahr. Schaut man sich die Verteilung der sechs Casto Dépôts in Deutschland an, so springen einem die großen Distanzen zwischen den einzelnen Märkten geradezu ins Auge. Da bereitet es unter anderem logistisch große Probleme, diese Baumärkte möglichst kostengünstig zu beliefern.
Schlechte Zahlen schreiben aber auch andere deutsche DIY-Handelsunternehmen. Negative Bilanzen haben in den vergangenen Jahren noch erstaunlich wenige Firmen dazu bewogen, allzu viele ihrer Standorte zu schließen. Der Druck dazu kommt verstärkt von der Bankenseite und ist eine Folge von Basel II.
Im Zusammenhang mit Casto Dépôt wird und muss vielmehr wieder einmal die Frage gestellt werden, ob der deutsche Kunde im Baumarktbereich discountfähig ist. Und ob es gelingen kann, ein überzeugendes DIY-Discountkonzept in Deutschland flächendeckend zu etablieren. Dafür sind die Drehzahlen allzu vieler Baumarktprodukte, so hört man in vielen Gesprächen, einfach nicht so hoch wie die der Produkte, die Aldi, Lidl und Co. in ihren Geschäften verkaufen. Vielleicht schafft dies in unserer Branche noch am ehesten Praktiker.
Ganz offen führt Kingfisher drei Gründe für die Markt-Schließungen an. Man besinnt sich erstens auf die Marken B&Q, Casto Dépôt in Frankreich, Castorama Polen und Screwfix, will Castorama in Frankreich zweitens neu beleben sowie sich schließlich auf die „gewinnträchtigsten nationalen Märkte“ konzentrieren. In der Branche fragte man sich darüber hinaus spätestens seit der Aufstockung des Engagements von Kingfisher bei Hornbach im Herbst vergangenen Jahres, welchen Sinn die sechs Casto Dépôts in Deutschland noch machen würden. An einzelnen Standorten wie Kassel und Koblenz war in den vergangenen Jahren eine zum Teil äußerst heftige Schlacht um Kunden geführt worden. Sich selber so Konkurrenz zu machen, erschien den Kingfisher-Gewaltigen da wenig sinnvoll. Mal sehen, vielleicht gehen die Flurbereinigungen zwischen Kingfisher/
Castorama und Hornbach ja auch im Ausland weiter. Das Ende des einen kann durchaus der Anfang eines Neuen sein.
Dr. Joachim Bengelsdorf
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