Hasta la vista, Baby!

Es gibt wohl einige Verantwortliche im Management, gleich ob bei Industrie oder Handel, die stolz darauf sind, dass sie die Methode von Zuckerbrot und Peitsche perfekt beherrschen. Doch mit "managen" und "führen" hat dies recht wenig zu tun

An dieser Stelle kein Wort über die Eisenwarenmesse/Practical World, denn - ich gestehe es - der Platz würde nicht ausreichen, dass ich all das schreiben könnte, was ich schreiben müsste. Deshalb finden Sie mein persönliches Messe-Resümee weiter hinten in diesem Heft.
Und dennoch schleicht sich die Messe immer wieder in die Gedanken, denn schließlich ist sie auch die wichtigste und konzentrierteste Nachrichtenbörse, die man sich wünschen kann (auch dieser Grund spricht übrigens für sie!). Auf der Messe treffen Lieferanten und Händler aufeinander. In diesem Jahr können wir jedoch froh sein, dass es keinen Show-down in Köln gegeben hat und aus der Dom-Town kein Tombstown wurde: „Ich mag Dein Gesicht nicht, Fremder!“
Fünf Prozent Nachlass auf die Einkaufspreise da, zwei Prozent dort. Verlängerung der Zahlungsziele wegen SAP-Einführung auf der einen, stark unterschiedliche Preiskonditionen der Industrie auf der anderen Seite. Hinzu kommen saftige WKZs, Katalogzuschüsse und andere fantasievolle Möglichkeiten, an das Geld der Produzenten ran zu kommen.
„Geld für Freunde, Kugeln für Feinde, Schläge für Unentschlossene“ lautet ein sizilianisches Sprichwort. Wer in der augenblicklichen Situation sich in der deutschen Bau- und Heimwerkerszene umsieht, der erkennt, dass an dieser Weisheit einiges stimmt. Denn Freundschaft, oder in der Beziehung von Industrie und Handel wohl besser Partnerschaft, definiert sich über das Geld. Wenn das stimmt, ist – scheinbar – alles gut. Wer nicht zu mir gehört, nicht mitspielt oder gar gegen mich ist, ist ein Feind. Bei einigen Handelsunternehmen wird bei dem Nachspielen von Verhandlungssituationen der Lieferantenpart nicht mehr wie früher als „Partner“, sondern heute als „Gegner“ bezeichnet. Und wer unentschlossen, abhängig oder scheinbar zu weich ist, auf den wird eingeprügelt, bis man ihn soweit hat, wie man ihn haben will.
Es gibt wohl einige Verantwortliche im Management, gleich ob bei Industrie oder Handel, die stolz darauf sind, dass sie diese brachiale Klaviatur, diese Methode von Zuckerbrot und Peitsche perfekt beherrschen. Doch mit „managen“ und „führen“ hat dies recht wenig zu tun. Es ist eine gewisse Ratlosigkeit eingekehrt; jeder bezichtigt den anderen, mit unsauberen Mitteln zu arbeiten. Man beklagt, dass es keine Waffengleichheit mehr gebe. Als ob es die je gegeben hätte! Ein wirtschaftlicher Vorteil kann schnell von einer auf die andere Seite wechseln. Wirtschaft ist dynamisch! Wer sich schnell daran gewöhnt und nicht permanent lamentiert, der kommentiert die DIY-Szenerie lässig mit einem „Hasta la vista, Baby!“
Dr. Joachim Bengelsdorf
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