Keine Lösungen und Vorschläge

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Mit Synlog verbindet mich eine über neunjährige Branchenbeziehung. Einer meiner ersten Termine im Jahr 1999, als ich zum Dähne Verlag wechselte, war ein Treffen mit Synlog-Mitgliedern im Rahmen der Gafa/Spoga in Köln. Zugegebenermaßen fiel mir damals der Zugang zu logistischen Themen noch etwas schwerer: die vielen Fachbegriffe, die Komplexität des Bereichs, dies alles ließ mich doch etwas vorsichtiger an die ganze Sache herangehen. Eines jedoch war mit bewusst: Logistik ist wichtig, zu wichtig, um sich nur „so nebenbei“ damit zu befassen. Ganze Baumarktunternehmen gingen damals u. a. deshalb pleite, weil sie das falsche Logistikkonzept hatten und die Kosten ihnen davon liefen. Andererseits konnte man seine Ertragsseite gewaltig verbessern, wenn man auf das richtige logistische Pferd gesetzt hatte. Damals (1998) schlossen sich also auch zahlreiche Lieferanten aus der DIY- und Gartenbranche zusammen und gründeten Synlog. Auch Baumärkte arbeiteten anfangs in dieser neuartigen Kooperation mit. Schnell traten jedoch erste Differenzen auf, verfolgten die DIY-Handelsunternehmen doch jeweils eigene, z. T. sehr unterschiedliche Logistikkonzepte. Das Misstrauen gerade zwischen den Baumarktbetreibern war einfach zu groß, als dass man in dieser Frage zu einer Zusammenarbeit mit wem auch immer bereit gewesen wäre. Dennoch wurde Synlog noch 2002 mit dem „Kundenservicepreis Dienstleistung“ des BHB ausgezeichnet. Und der BHB ist ja immerhin die Interessenvertretung des deutschen DIY-Handels. Vergangene Zeiten, historische Harmonie. Beim diesjährigen Festakt zum zehnten Synlog-Geburtstag in Schwerte (s. Bericht in dieser diy) war nur ein Vertreter aus dem Handel erschienen. Einer! Auch kein Vertreter des Verbandes. Sie alle waren, darauf weist Synlog hin, eingeladen. Allein: Sie kamen nicht. So blieben die Lieferanten und Dienstleister wieder einmal unter sich, man möchte fast sagen, wie auf den großen Messen auch. Und selbst bei den Baumarktkongressen des BHB stellen Lieferanten und Dienstleister das Gros der Teilnehmer. Ich habe regelmäßig nachgezählt und bin auf anteilige Zahlen von (mindestens!) 75 und 80 Prozent dieser beiden Gruppen gekommen. Ich habe keine Lösungsvorschläge, ich konstatiere nur. Meine Synlog-Erfahrung ist ein Beispiel für die Zerrissenheit unserer gesamten Branche: Schwarz-Weiß-Denken, diametral entgegengesetzte Interessen, tief verwurzeltes Misstrauen. Ich habe keine Vorschläge, ich kenne keine Lösungen – und das macht mich nicht gerade froh.
Dr. Joachim Benelsdorf
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