Empowerment pur

„Baumarkt“: früher hatte hier jeder das Klischee des männlichen Heimwerkers als Kunden im Kopf.  Meist mittelalt, mit Blaumann und hochbeladenem Einkaufswagen, aus dem Bretter, Farbtöpfe und Bohrmaschine ragen – während es die Aufgabe der Partnerin blieb, den Staubsauger unter das Bohrloch zu halten, dagegen der „Fachmann“ die Arbeit verrichtete. Durch den DIY-Trend hat sich das Blatt zum Glück gewandelt. DIY bietet schier unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten und hilft dabei, Ideen selbständig umzusetzen. Das ist bei den Konsumentinnen angekommen. Frauen entscheiden heutzutage bei Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten, wie verschiedene Umfragen gezeigt haben. 

Ich erinnere mich noch gut, wie ich bei meinem letzten Umzug ein Bücherregal an die Wand montieren wollte. Frisch getrennt, fiel die Option Hilfe vom Mann im Haus weg. Den Vater oder Freunde um Hilfe bitten wollte ich absolut nicht. Selbst die Dinge bewerkstelligen, das war der Wunsch. Kompetenzen an der Bohrmaschine? Null. Die Konsequenz? Krater in der Wand und ich weinend und mich hilflos fühlend auf dem Boden. Nach Wein, Tränen und dem Hilferuf bei einem Freund entschied ich mich, die Welt des Heimwerkens mit Hilfe von Youtube und Freunden näher kennenzulernen. Groß war die Freude, als der erste Fernseher an der Wand hing. Ich fühlte mich gut, unabhängig und war stolz wie Oskar, es selbst hingekriegt zu haben.

Warum ich hier von dieser Anekdote berichte? Um deutlich zu machen, welche Rolle DIY dabei einnehmen kann, Frauen zu mehr Selbständigkeit und damit Unabhängigkeit zu verhelfen. Das Gefühl, auch handwerkliche Arbeiten im Haushalt selbst erledigen zu können, ohne Freunde oder Vater um Hilfe bitten zu müssen, ist befreiend und Empowerment pur. Selbst gestalten, statt auf Hilfe von außen angewiesen zu sein, ist befriedigend und steigert das Selbstwertgefühl.

Nicht umsonst sind viele der heutigen DIY-Influencer weiblich und zeigen, dass Frauen DIY können, zum Beispiel Laura Krampf mit 142.00 Followern bei Instagram, Ashley Basnight mit 250.000 Followern oder Christine Gummersall mit 352.000 Followern. Female Empowerment ist hip und trendy, „Femvertising“ im Trend.

Eine der zentralen Fragen ist: Wie schafft man es, Frauen weiterhin für DIY zu begeistern und zu treuen Kundinnen der DIY-Produkte zu machen? Durch Kurse in Baumärkten mir rosaroter Dekoration, Prosecco und Gewinnspielen, bei denen…