Praktikers wütende Anteilseigner

22.08.2013
Laut Wirtschaftsmagazin Capital wird heftig um die Schuld an der Insolvenz gestritten

Nach der Pleite von Praktiker liefern sich, so das Wirtschaftsmagazin Capital in seiner heutigen Ausgabe, ehemalige Investoren und Manager einen heftigen Streit um die Verantwortung für die Insolvenz. Die frühere Praktiker-Großaktionärin Isabella de Krassny greift demnach die früheren Vorstände und Aufsichtsräte des Konzerns scharf an. „Diesem Aufsichtsrat ist es zwei Jahre nur darum gegangen, seinen Arsch zu retten“, sagte sie gegenüber der Zeitschrift.Dem ehemaligen Vorstandschef Thomas Fox werfe de Krassny indirekt vor, die Insolvenz des Unternehmens bereits im Frühjahr 2012 provoziert zu haben. Sie habe zunächst gar nicht verstanden, „was der Herr Fox in Wahrheit vorhat“, sagte de Krassny. Erst durch Hinweise aus dem Umfeld des Konzerns habe sie von Vorbereitungen für eine Insolvenz erfahren. Auf Anfrage wies Fox den Vorwurf zurück. Die Insolvenz sei keinesfalls sein Ziel gewesen, sagte er.Ex-Großaktionärin de Krassny bezifferte ihren persönlichen Verlust durch das Engagement bei Praktiker auf rund 15 Mio. €. Den Verdacht, sie habe mit Insidergeschäften noch am Niedergang ihres Unternehmens verdient, wies sie zurück.Zugleich kritisierte sie die hohen Ausgaben des Managements für externe Beratung in den vergangenen Jahren. „Es gibt keinen Berater, den wir nicht hatten. Es ist unfassbar“, sagte de Krassny. Nach Capital-Recherchen gab Praktiker allein in den Jahren 2011 und 2012 rund 70 Mio. € für Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Finanzdienstleistungen aus. Im ersten Halbjahr 2013 kam ein zweistelliger Millionenbetrag hinzu. Für seine Sanierung nahm der Konzern seit 2012 insgesamt 175 Mio. € am Kapitalmarkt auf. Zu den größten Profiteuren gehörten die Wirtschaftskanzlei Freshfields sowie die Unternehmensberatungen Roland Berger, Boston Consulting Group und McKinsey.Ein vernichtendes Zeugnis stellte auch der ehemalige Kontrolleur Alexander Eichner dem Praktiker-Aufsichtsrat aus. „Dieser Aufsichtsrat war geprägt von Eitelkeiten, Seilschaften, Verschleierung, Claqueuren, Schweigern, Intransparenz und Beißhemmungen. Es gab kein Durchkommen“, sagte er gegenüber Capital. Der Sanierungsexperte Eichner war Ende 2012 in das Kontrollgremium eingezogen, legte das Mandat aber bereits nach drei Monaten nieder.Der langjährige Auslandsvorstand Michael Arnold räumte strategische Fehler von Vorstand und Aufsichtsrat ein. Die Billig-Kampagne „20 Prozent auf alles“ habe das Unternehmen in eine Falle geführt. „Natürlich haben wir gesehen, dass das nicht gut geht. Aber niemand von uns wusste, wie wir da wieder rauskommen“, sagte er dem Wirtschaftsmagazin.
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