Wichtig wie nie

Vor einem Jahr hat der BHB-Vorsitzende Peter Tepaß auf dem BHB-Kongress an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer appelliert, in der sich absehbar verschlechternden Situation auch die Chancen zu sehen. Wenn man jetzt auf dieses Jahr 2023 blickt: Gab es die Chancen? Und hat die Branche sie genutzt?

Peter Wüst: Ja, das hat sie, auch wenn die Branche natürlich extrem behindert wurde. Die Rahmenbedingungen können nur begrenzt verändert werden. Wenn die Kundinnen und Kunden erst einmal in Schockstarre sind, und zwar a) über die Unsicherheiten des Lebens, b) über mögliche Kostenentwicklungen und c) über unklare Entwicklungen des verfügbaren Einkommens, dann ist das schon ein fetter Brocken, den man zu verdauen hat. Trotzdem hat die Branche es geschafft, sich in gewissem Umfang neu aufzustellen mit den Sortimenten, aber auch schneller zu werden und näher an die Bedürfnisse der Kunden zu kommen.

Man sieht es bei den Sortimenten daran, dass viele Unternehmen ein Back-to-the-Basics ausgerufen haben. In einer Phase, in der es knapper wird, muss man sich stärker darauf konzentrieren, was die Kunden wirklich wollen. Man geht wieder stärker auf die Fläche. Wir merken ja schließlich auch, dass die Online-Umsätze massiv zurückgegangen sind – und dass wir auf der Fläche zusammen mit der Industrie unsere Hausaufgaben machen müssen.

Sind die von Ihnen angesprochenen schlechten Rahmenbedingungen eigentlich gut oder schlecht für jemanden, der einen Kongress für die Baumarktbranche veranstaltet?

Aktuell, also Ende September, haben wir einen Anmeldestand so hoch wie nie zwei Monate vor dem Kongress. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir einen vollen Kongress bekommen, auf dem wir uns sehr intensiv mit all den Themen auseinandersetzen, die momentan jeden nervös machen.

Das Kongressmotto besteht aus drei Stichworten, eines davon ist „Nachhaltigkeit“. Ist das Thema immer noch nicht in der Branche angekommen?

So ein Motto hat ja immer eine doppelte Wirkung: Man betrachtet das, was passiert ist, und man schaut in die Zukunft. Wir haben immer noch mehr als genug Baustellen, um Nachhaltigkeitsthemen umzusetzen. Das hat nicht nur mit den Sortimenten, sondern auch mit dem Bewusstsein und natürlich den Kundenreaktionen zu tun. Es nützt nichts, wenn wir auf Kongress-ebene wunderbare Ideen haben, aber beim Kunden ist das noch nicht angekommen…