Angespannte Situation für heimische Produktion

Holzwerkstoffindustrie verurteilt russischen Angriff

Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI)(Quelle: VHI)
Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI)
16.03.2022

"Der VHI verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine mit aller Schärfe. Dessen Auswirkungen spürt die deutsche Holzwerkstoffindustrie in vielerlei Hinsicht", erklärt Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI), in einer Mitteilung des Verbandes. Bereits massiv von der Kostensteigerung sei die Branche als energieintensive Industrie in allen Energieträgern betroffen, hier besonders von der drastischen Preiserhöhung der gasbasierten Produkte - konkret: Harnstoff für Leimsysteme. "Ein Ausfall der Energieversorgung oder der Versorgung mit harnstoffbasierten Leimsystemen würde zum Ausfall der Produktion und negativen Auswirkungen auf die Lieferkette führen – also den Bereichen Bau, Möbel und Verpackungen", so Strohmeyer.

Zwar reiche der Einkaufsradius der Holzwerkstoffindustrie nicht in relevantem Maße nach Russland oder Belarus. "Die Holz-Verfügbarkeit wird aber insgesamt schlechter werden", führt Strohmeyer weiter aus. Ein wesentlicher Effekt sei, dass Länder, von denen Deutschland Holz in stärkerem Ausmaß einkauft, wie zum Beispiel Polen, weniger oder gar kein Holz aus Russland und der Ukraine bekommen. Dies führe zu Mengenverschiebungen, von denen dann auch die deutsche Holzindustrie betroffen sei, da weniger Holz und Vorprodukte aus diesen Ländern nach Deutschland exportiert werden. "Die Auswirkungen des Krieges bezüglich der Holzversorgung werden Deutschland also eher über die Anrainerstaaten als eine Art Dominoeffekt erreichen", so Strohmeyer.

Da laut den Zertifizierern PEFC und FSC sämtliches Holz aus Russland und Belarus mittlerweile als so genanntes sogenanntes Konfliktholz gilt, wird der bereits extrem angespannte Markt für zertifizierte Produkte laut VHI weiter verknappt. Dies verschärfe eine bereits bestehende Wettbewerbssituation um zertifizierte Hölzer.

Neben der Sorge um die verlässliche und bezahlbare Energieversorgung sieht der Verband die vordringlichste Sorge der Gasabhängigkeit in Bezug auf Leime, die für die Herstellung von Holzwerkstoffen benötigt werden. "Sie sind harnstoffbasiert, werden also industriell aus Gas hergestellt und sind nicht substituierbar. Betroffen sind im Schwerpunkt Spanplatten- und Faserplattenhersteller als Zulieferer für die Bau-, Möbel- und Verpackungsindustrie. Allgemein ist die Situation angespannt", sagt Strohmeyer.

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