Kritik an Ausstiegsdatum

IVG nimmt Stellung zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

Blumenerde und ihr Torfgehalt sind auch Thema im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz.
Blumenerde und ihr Torfgehalt sind auch Thema im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz.
11.11.2022

Die Beteiligungsfrist zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz endete vergangenen Freitag. Der Industrieverband Garten (IVG) hat sich in diesen Beteiligungsprozess eingebracht und auf das erste Kapitel des Aktionsprogramms Bezug genommen. Darin geht es um den Schutz intakter Moore und Wiedervernässungen, unter anderem in Bezug auf die Torfnutzung und -verwendung sowie Wertschöpfungsketten für Paludikulturen, also die landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen.

In dem Papier aus dem Umweltministerium heißt es dazu wörtlich: „Für eine weitgehend reibungslose Umstellung auf torffreie Erden ist ein Planungshorizont für den Erwerbsgartenbau für einen weitgehenden Ersatz bis 2030 erforderlich. Für den Hobbygartenbau ist ein Ausstieg aus der Torfverwendung bis 2026 erforderlich. Die Reduktion des Torfverbrauchs soll über Vereinbarungen und auf freiwilliger Basis erreicht werden.“

Die Stellungnahme des IVG nimmt vorweg, dass die grundsätzliche Linie der Weiterentwicklung der Industrie und dem damit einhergehenden reduzierten Einsatz von Torf in Substraten und Erden begrüßt und mitgetragen wird. „Dieser Prozess muss jedoch so realistisch ausgestaltet werden, dass zum einen die Industrie nicht überfordert wird und zum anderen die Versorgungssicherheit mit Substraten in einer ausreichenden Qualität gesichert ist“, sagt Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG. Die Industrie möchte ihren Beitrag zur Reduktion beziehungsweise Kompensation der verursachten Emissionen beitragen. Diese liegen, auf den reinen Abbau und die Nutzung von Torf bezogen, bei 0,13 bis maximal 0,27 Prozent aller gesamten deutschen Treibhausgasemissionen.

Der Verband nennt einige Kritikpunkte am Entwurf des Aktionsprogramms. Benötigt werde zum Beispiel eine ausreichende und auf Dauer angelegte Einbindung der Industrie. Ein politisch festgelegtes Ausstiegsdatum für die Verwendung von Torf in Erden und Substraten sollte nicht weiterverfolgt werden, da die Reduktionsgeschwindigkeit des Torfs von einer Vielzahl von Faktoren abhängig sei.

Es bedürfe einer klaren Strategie und eines Zeitplans, um die Verfügbarkeit in ausreichenden Qualitäten von Torfersatzprodukten langfristig zu verbessern. Diese Strategie könnte neben der Evaluation und Anpassung bestimmter politischer Rahmenbedingungen auch die Überlegung umfassen, welche Stoffe in welchem Umfang und aus welcher Quelle bezogen werden können, um robuste Lieferketten zu garantieren. Dazu zählen sicherlich auch Paludikulturen, die, eine wirtschaftliche Wertschöpfungskette vorausgesetzt, einen Beitrag zur Erzeugung nachwachsender Rohstoff als Substratbasis leisten könnten, so der Verband.

Der im ANK formulierte Plan zur großflächigen Wiedervernässung entwässerter Moorböden wird auf Basis von Freiwilligkeit ausdrücklich begrüßt. „Die Substratindustrie bietet sich an, diesen Weg zu begleiten, als Teil der Lösung und nicht des Problems“, so Testroet.

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