Temu-Plattform

Wenko-Chef: "Politik liefert Verbraucher und Unternehmen schutzlos den asiatischen Online-Marktplätzen aus"

(Quelle: Temu)
06.05.2024

Niklas Köllner, Geschäftsführer von Wenko, sieht angesichts von asiatischen Online-Plattformen, die laut dem Unternehmen den Markt fluten, klare Wettbewerbsverzerrung und fordert von der Politik zügig, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle zu schaffen. Dies geht aus einer aktuellen Erklärung des Unternehmens hervor, die heute veröffentlicht wurde.

„Es kann nicht sein, dass die wachsenden Anforderungen der EU, die wir in Deutschland und Europa erfüllen müssen, nicht für Importeure aus Asien gelten“, erklärt Köllner. Demnach gebe es mehr als 5.000 Nonfood-Produkte für Bad, Küche, Wohnen im Online-Shop von Wenko, die alle die gesetzlichen Vorschriften erfüllten. Darüber hinaus führe der Hersteller Zertifizierungen, Qualitätsprüfungen und chemische Analysen durch, so Köllner. „Für Waren aus China gelten diese Gesetze zwar auch“, erläutert Köllner, „aber wer kontrolliert das? Niemand. Und damit wird unser Markt schutzlos zum Freiwild für asiatische Online-Plattformen, die auf unsere Kosten wachsen. Das ist ein Vergehen am Verbraucher und an der Wirtschaft.“

Hase- und Igel-Spiel

Weil er sich von der Politik im Stich gelassen fühlt, hat Köllner laut eigener Aussage mehr als 400 Produkte binnen der letzten Wochen von der Temu-Plattform löschen lassen, da sie die Schutzrechte von Wenko verletzt hätten.„Diese Produkte tauchen binnen kürzester Zeit wieder unter anderem Namen auf“, berichtet er von seiner Erfahrung. „Das ist wie ein Hase- und Igel-Spiel. Das können wir auf Dauer nicht weiterspielen, deshalb brauchen wir deutlich bessere Kontrollen für alle Importe. Die Produktsicherheit, die Europa aufgebaut hat, wird sonst binnen kürzester Zeit ausgehebelt.“

Ein Dorn im Auge ist Köllner, dass die Politik die Gesetze nicht schnell genug an veränderte Realitäten anpasst und klare Handelsabkommen fehlen. Eine Lösung sieht er darin, das Produkthaftungsgesetz auszuweiten. „Es muss neben funktionierenden Kontrollen für jeden Inverkehrbringer einen Bevollmächtigten in Europa geben, der für Verstöße haftet“, so die Forderung von Köllner. „Anders bekommen wir hier Wildwest-Marktbedingungen und niemand kann sich mehr auf die Echtheit und Qualität von Produkten verlassen. Wer Produkte in der EU verkauft, muss die gesetzlichen Anforderungen sicherstellen und auch dafür haften.“ Ein Problem sei dabei unter anderem, dass gekaufte Produkte mit krebserregenden Substanzen kontaminiert sind, da diese in der Beschaffung günstiger sind.

Wenko-Chef Niklas Köllner.
Wenko-Chef Niklas Köllner. (Quelle: Wenko)

Offener Brief an Robert Habeck

In einem offenen Brief wendete sich Köllner ebenfalls an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Unverständlich ist es für ihn, dass asiatische Plattformen nicht nur in puncto Qualität, Produkthaftung und Schutzrechtsverletzungen quasi unbescholten davonkommen, sondern dass sie darüber hinaus kaum oder keine Steuern oder Abgaben in Deutschland zahlen. Vorbild für den Wenko-Geschäftsführer könnte ein aktuell noch diskutiertes Modell aus Frankreich sein, das Extra-Abgaben für Fast Fashion bzw. Wegwerfmode vorsieht. Sein Kommentar dazu: „Lieber Herr Minister Robert Habeck, auch eine Variante, die in Deutschland diskutiert werden sollte.“

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