Björn Heiden ist Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Bauwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Innerhalb seiner Promotion mit dem Arbeitstitel „Umnutzungspotentiale von Bestandsgebäuden“ und darüber hinaus beschäftigt er sich vorwiegend mit Themen des nachhaltigen Bauens. 
Björn Heiden ist Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät Bauwesen der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Innerhalb seiner Promotion mit dem Arbeitstitel „Umnutzungspotentiale von Bestandsgebäuden“ und darüber hinaus beschäftigt er sich vorwiegend mit Themen des nachhaltigen Bauens. 
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Interview | Langfassung

Lehm und Lebenszyklus

Was sind überhaupt nachhaltige Baustoffe? Und wie muss man sie bewerten? Björn Heiden forscht an der HTWK Leipzig dazu und sagt: Ökologische Baustoffe sind nicht teuer – die herkömmlichen sind zu billig. 
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Was sind die Hauptkategorien von alternativen, ökologischen Baustoffen?

Björn Heiden: Mit dieser Frage habe ich schon ein Problem – und zwar auch in meinem Umfeld: Was sind überhaupt ökologische Baustoffe? Sind das Baustoffe, die eine besondere gute Ökologie haben? Man betrachtet hierbei den gesamten Lebenszyklus eines Stoffes. Und da gibt es eben keine Grenze zwischen einem ökologischen und einem nicht-ökologischen Baustoff, da dies von vielen Faktoren abhängt. Und es gibt auch nicht nur ein Kriterium dafür. Neben dem Energieeinsatz und dem CO2-Äquivalent gibt es im Wesentlichen vier weitere Umweltindikatoren, die in einer vollständigen Ökobilanz erfasst werden.

Wenn wir den gesamten Lebenszyklus eines Baustoffs bewerten, dann haben wir die Herstellung, die Nutzungsphase und die Verwertung oder Entsorgung. Was die Herstellung betrifft, geht es um die Verwendung von erneuerbaren Energien in der Herstellung, die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen oder von Sekundär-Rohstoffen. Unter dem Aspekt der Nutzung sind es Baustoffe und Bauteile, die reparaturfreundlich und austauschbar sind oder eine lange Lebensdauer besitzen. Eine sehr viel größere Rolle wird in der Zukunft auch die Entsorgung spielen, wenn wieder mehr auf das Verursacherprinzip geschaut wird. Die Hersteller werden mit den Entsorgern besser zusammenarbeiten müssen, damit wir die Kreislauffähigkeit der Baustoffe durch stoffliche Verwertung und sortenreine Trennung gewährleisten können.

Doch Vorsicht, häufig verwechselt man gesunde mit ökologischen Baustoffen, also die Wirkung auf den Nutzer oder die Wirkung auf ein größeres Ökosystem. Das muss nicht identisch sein. Auch die Schadstoffe, die bei der Verarbeitung oder der Entsorgung frei werden können, unterliegen anderen Kriterien.

Bauhaus beispielsweise führt  ein „Gesund wohnen“-Sortiment, auf das am Regal ausdrücklich hingewiesen wird.
Bauhaus beispielsweise führt  ein „Gesund wohnen“-Sortiment, auf das am Regal ausdrücklich hingewiesen wird.

Welche Gruppe von Baustoffen ist für den Markt am bedeutendsten?

Am meisten diskutiert wird über die Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, obwohl der Marktanteil immer noch gering ist. Dann sind da Putze und alles, was Richtung Lehmbau geht. Dieser Markt wird meiner Meinung nach demnächst größer werden. Seit vergangenem Jahr gibt es den Industrieverband Lehmbau, und bereits seit einigen Jahren gibt es Normungen für industriell gefertigte Lehmbauprodukte. All das wird dazu führen, dass Lehm als Ersatzstoff für viele existierende Baustoffe auf den Markt kommen wird. Für tragende Bauteile werden nach wie vor Holz…

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