Logistik, Infrastruktur, Verpackungen

Onlinehandel hat noch viele ökologische Einsparpotenziale

Im Onlinehandel steckt noch eine Menge Luft nach oben, wenn es um den ökologischen Fußabdruck geht.(Quelle: Pexels)
Im Onlinehandel steckt noch eine Menge Luft nach oben, wenn es um den ökologischen Fußabdruck geht.
13.11.2023

Im Onlinehandel, der zugrundeliegenden Logistik und digitalen Infrastruktur liegen erhebliche ökologische Einsparpotenziale, wie die neue "Studie zur ökologischen Nachhaltigkeit des Onlinehandels in Deutschland" ("OeNO") zeigt. Dort werden erstmals detailliert die gesamten klimatischen Umweltauswirkungen eines Online-Einkaufs von der Bestellung, digitalen Weiterbearbeitung, Verpackung, Logistik bis zur Zustellung (gegebenenfalls mit Retoure) anhand von Treibhausgas-Äquivalenten aufgeschlüsselt sowie Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit skizziert. Neben typischen Bestellszenarien wurden hierfür auch neuere E-Commerce-Modelle wie Re-Commerce, Instant Delivery und Retail-as-a-Service einbezogen. Die Studie wurde vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des BEVH und mit Unterstützung von Amazon Deutschland, Cairo, Rock'n Shop, Skatedeluxe sowie The British Shop durchgeführt.

Eine typische "Standard"-Paketlieferung bis zur Haustür verursachte im Jahr 2021 durchschnittlich 1.421 g CO2-Äquivalente. Dies entspricht etwa dem neunfachen Ausstoß eines mit einem Verbrenner-Auto zurückgelegten Personenkilometers. Wie viel Treibhausgas-Äquivalente tatsächlich bei einer Bestellung anfallen, hängt allerdings sehr stark vom Einzelfall ab, wie eine Vergleichsrechnung zeigt:

In einem hypothetischen "Best Case" würde eine Bestellung nach kurzer Produktsuche per Smartphone (im WLAN), bei optimal geplantem Versand (letzte Meile durch Elektro-Fahrzeug an eine Packstation) mit einer recycelten Mehrwegversandverpackung (hohe Anzahl von Umläufen), über energetisch optimierte Logistikzentren sowie ohne folgende Retoure 469 g CO2-Äquivalente verursachen. Dies entspricht in etwa dem dreifachen Ausstoß eines Personenkilometers mit einem Auto.

Beim hypothetischen "Worst Case" würde der Bestellung eine lange Produktsuche mittels Desktop-Computer vorangehen, der Transport per Dieselfahrzeug (Zustellung erst im dritten Versuch an der Haustür) und mit einer materialintensiven Mehrwegversandverpackung (nicht faltbar für Rückversand, wenige Umläufe, kein recyceltes Material) erfolgen. Die Logistik- und Verteilzentren wären energetisch nicht optimiert. Käme dann noch eine Retoure hinzu, die anschließend eine Ersatzbestellung auslöst, entstünden 4.426 g CO2-Äquivalente. Dies wäre ungefähr das 30-fache eines mit einem Auto zurückgelegten Personenkilometers.

Wirkung von Nachhaltigkeits-Hebeln beachtlich

In der Logistik könnten mit elektrischen Lieferfahrzeugen potenziell 24 Prozent aller Emissionen auf der letzten Meile eingespart werden. Weitere bis zu 25 Prozent fielen potenziell weg, wenn sich Logistiker bei der Belieferung ländlicher Regionen zusammenschlössen. Die gebündelte Zustellung an Paketshops und Packstationen, die für den Kunden fußläufig erreichbar sind, verursacht nur 51 Prozent der Emissionen einer Haustürzustellung. Zudem könnten durch den Transport in versandfähigen Produktverpackungen (und den Wegfall eines Versandkartons) bis zu 24 Prozent des Verpackungsmaterials wegfallen. Durch den Einsatz von Mehrwegversandtaschen (viele Umläufe, faltbar für Rücktransport, recyceltes Material) wären es 60 bis 98 Prozent der Treibhausgas-Äquivalente. Logistikzentren könnten mithilfe von Solaranlagen und einer energetischen Optimierung im Idealfall sogar klimapositiv sein (bis zu 105 Prozent CO2-Einsparung in nicht-automatisierten Lagern).

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