Albrecht Hornbach,  Aufsichtsratsvorsitzender
Albrecht Hornbach: „Wir orientieren uns nicht an alten oder neuen Wettbewerbern, sondern an den Ansprüchen unserer Kunden.“

Zwischen Kontinuität und Inno­vationsbereitschaft

Albrecht Hornbach und Karsten Kühn, Aufsichtsratsvorsitzender bzw. Vorstandsmitglied der Hornbach Baumarkt AG, zu den Besonderheiten, die das Unternehmen prägen, und über Herausforderungen, vor den der Baumarktbetreiber aus der Pfalz steht.

Ein familiengeführtes Unternehmen und gleichzeitig börsennotiert: Hornbach schafft das scheinbar Unmögliche. Was ist Ihre Erfolgsformel?
Albrecht Hornbach: Zu allererst ein gutes Geschäftsmodell. Und dazu noch die Bereitschaft zu Offenheit und Transparenz, wie sie der Kapitalmarkt verlangt. Für Hornbach schließt sich Familienführung und Börsennotierung nicht aus, im Gegenteil. Schon kurz nach dem ersten Börsengang 1987, als sich das Unternehmen Kapital für die weitere Expansion beschafft hatte, wollten Investoren wissen, ob die Familie auch künftig eine prägende Rolle spielen werde. Mein Vater holte damals meinen Bruder Steffen und mich ins Unternehmen, nahm uns einige Jahre später auch in die operative Verantwortung. Vor wenigen Jahren haben wir mit der Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Familie auch in Zukunft die bestimmende Kraft im Unternehmen bleibt und dessen Eigenständigkeit sichert. Das ist sicher auch Teil unserer Erfolgsformel: Die Familienführung gewährt uns eine gewisse Unabhängigkeit, auch am Kapitalmarkt. Sie ermöglicht es uns, einen Blick über Quartale hinweg auf das große Ganze zu richten und in Generationen zu denken.

Wie wichtig ist Ihnen Kontinuität: in der Unternehmensentwicklung und beim Personal?


Hornbach: Kontinuierliches Wachstum zeichnet Hornbach aus. Wenn wir die Geschäftsentwicklung seit dem ersten Börsengang 1987 betrachten, haben wir in jedem Geschäftsjahr den Umsatz, die Zahl der Standorte und auch die Anzahl der Mitarbeiter steigern können. Doch wir wachsen nicht um jeden Preis und auch nicht in großen Sprüngen, das wollen wir auch gar nicht. In dieser Hinsicht denken wir eher konservativ: Wir wollen Schritt für Schritt wachsen, lieber langsam und "unspektakulär". Sicherheit und Stabilität sind wichtige Ziele unserer Unternehmensführung. Das macht uns berechenbar - nicht nur für den Kunden, sondern auch für Mitarbeiter, Aktionäre, Geschäftspartner und Kommunen.
Karsten Kühn: Für die Mitarbeiter ist Hornbach ein verlässlicher Arbeitgeber. Das Unternehmen bietet dabei nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern auch attraktive Aufstiegschancen. In den vergangenen Jahren haben wir mehrere Programme zur Entwicklung von Fach- und Führungskräften aufgelegt, die vielfach Früchte tragen. Viele der heutigen Marktmanager haben mal als Verkäufer oder gar als Azubi bei Hornbach angefangen. Wir haben ein hohes Interesse daran, Nachwuchskräfte aus den eigenen Reihen zu rekrutieren und so langfristig von ihrem Knowhow und ihrer Leidenschaft zu profitieren. Dafür bieten wir ihnen ein Arbeitsumfeld ohne Denkverbote, in dem auch neue Ideen jederzeit willkommen sind.
Hornbach: Die Balance zwischen Kontinuität und Traditionsbewusstsein auf der einen Seite und Innovationskraft und -bereitschaft auf der anderen ist ganz wichtig. Wäre es meinem Vater Otmar Hornbach 1966 nicht gelungen, die anderen Gesellschafter des Unternehmens, das damals auf den Baustoffhandel und die Produktion von Kleinkläranlagen spezialisiert war, vom Konzept eines Bausupermarktes nach amerikanischem Vorbild zu überzeugen ... - Wer weiß, wo Hornbach dann heute stünde. Aktuell treiben wir mit hoher Investitionsbereitschaft die Digitalisierung voran, weil wir davon überzeugt sind, dass dieser Weg die weitere Entwicklung des Unternehmens ganz entscheidend prägen wird.

Wie schätzen Sie die Entwicklungschancen in Deutschland ein ...


Kühn: Die Rahmenbedingungen in Deutschland sind positiv: Es wird weiter gebaut, saniert, renoviert und modernisiert. Die Nachfrage nach echter Projektkompetenz ist hoch, die Begeisterung fürs Selbermachen ungebrochen. Wir verstehen uns als Nr. 1 für alle Projekte in Haus und Garten; der Kunde und sein Vorhaben stehen stets im Mittelpunkt unseres Handelns. Sortiment, Beratung, Services und unsere Dauertiefpreise sind klar daran ausgerichtet. Mit dieser Strategie, die wir über alle Kanäle hinweg mit großer Konsequenz verfolgen, sehen wir uns gut aufgestellt, um künftige Entwicklungschancen optimal auszuschöpfen.Hornbach: Der deutsche DIY-Markt zählt mit seiner extremen Wettbewerbsdichte zu den anspruchsvollsten in Europa. Es wird sicherlich nicht leichter, hierzulande erstklassige Standorte für großflächige Märkte zu finden. Unmöglich ist es aber nicht. Wir wollen auch zukünftig neue Märkte in Deutschland eröffnen und unser Filialnetz sinnvoll ergänzen. Unser Wachstum führen wir aber auch ganz wesentlich auf die hohe Flächenproduktivität und die Digitalisierung unseres Handelsformats zurück. Beides treiben wir weiter voran. So modernisieren wir aktuell eine Reihe älterer Standorte und erweitern sie beispielsweise um einen Drive-In für Baustoffe. Außerdem rüsten wir unsere Märkte mit neuer Technologie aus und verknüpfen sie im Interesse der Kunden immer besser mit den Möglichkeiten unseres Onlineshops.

... und wie im Ausland?


Hornbach: Wir sehen in allen Auslandsregionen großes Potenzial für weiteres Wachstum und neue Standorte. Im aktuellen Geschäftsjahr haben wir bereits neue Märkte in den Niederlanden und der Schweiz eröffnet, Schweden wird noch folgen. Auch in den kommenden Jahren wird unser Expansionsschwerpunkt in den acht Ländern außerhalb Deutschlands liegen. In wenigen Jahren dürfte daher der Anteil der ausländischen Filialen am Gesamtumsatz die 50-Prozent-Marke überschreiten.

Steht die Baumarktbranche "dank" Amazon und Alibaba an einem Scheideweg und wie sehen Sie Hornbach dahingehend aufgestellt?


Hornbach: Wir orientieren uns nicht an alten oder neuen Wettbewerbern, sondern an den Ansprüchen unserer Kunden. Und die nutzen heute ganz selbstverständlich alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Kanäle, um ihr Projekt vorzubereiten und zu realisieren. Wollen wir erfolgreich bleiben, müssen wir ihnen stets das bieten, was sie gerade benötigen, und zwar unabhängig davon, ob sie mit dem Smartphone bei uns im Markt stehen oder daheim mit dem Tablet auf der Couch sitzen. Deshalb investieren wir seit Jahren beträchtlich in die Technologisierung und in die Verknüpfung unserer Märkte mit dem Onlineshop. Unser großer Vorteil gegenüber den Online-Pure-Playern ist: das stationäre Einkaufserlebnis mit professioneller fachlicher Beratung in großflächigen Märkten an besten Standorten.Was unterscheidet Hornbach von seinen Konkurrenten und welcher dieser Unterschiede ist Ihnen besonders wichtig?Kühn: Hornbach hat eine glasklare Haltung und handelt danach. "Was wir sagen, machen wir auch", lautet der Anspruch. Der Kunde wird nicht mit Rabattaktionen und Lockvogelangeboten umgarnt, sondern kann sich auf eine faire und transparente Preisgestaltung verlassen. Ehrlich währt am läng­sten. Das hat mich an Hornbach schon vor meiner Hornbach-Zeit beeindruckt und ich bin überzeugt, dass für uns eine große Chance darin liegt, unseren Kunden die Haltung des Unternehmens immer wieder zu beweisen. Oder können Sie mir einen anderen Anbieter in unserer Branche nennen, der seinen Kunden deutschlandweit einheitliche Preise garantiert - in allen Märkten und online - und sie dazu ermuntert, direkt am Regal mit dem Smartphone die Preise zu vergleichen und bei Bedarf die Dauertiefpreisgarantie in Anspruch zu nehmen?
Mehr im Internet
Die Langfassung dieses Interviews sowie alle Beiträge, Statistiken und Karten zu "50 Jahre Hornbach Bau- und Gartenmarkt" finden Sie im Internet unter www.diyonline.de/hornbach-baumarkt.
Karsten Kühn, Hornbach, Vorstandsmitglied
Karsten Kühn: „Hornbach hat eine glasklare Haltung und handelt danach. „Was wir sagen, machen wir auch“, lautet der Anspruch.“
Hornbach Bau- und Garten­märkte, Zentrale in Bornheim
Gesteuert werden die Geschäfte der Hornbach Bau- und Garten­märkte aus dem pfälzischen Bornheim.
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