Der Baumarkt – ein Sketch

Sinngemäß nach einen Loriot-Sketch kann man auch in Bezug auf die deutsche Baumarkt- und Heimwerkerszene rufen: „Ja, wo laufen sie denn?!“ Vorwärts. rückwärts, nach oben, nach unten? Entwickeln sie sich positiv oder negativ oder trabt man auf der Stelle und hält so dieselbe wenigstens? Das Bild, das unsere Branche uns und den mehr außenstehenden Betrachtern liefert, ist höchst zwiespältig. Nach einem guten Jahresbeginn entwickeln sich die Baumarktumsätze in diesem Jahr von Monat zu Monat z. T. sehr gegensätzlich. Bis April 2007 erreichten die deutschen Baumärkte noch ein Bruttowachstum von fast neun Prozent. Jetzt kommt dann schon das ganz große Aber: Denn bereits bis Ende Juni 2007 betrug das Plus für das erste Halbjahr dieses Jahres nur noch 3,7 Prozent (so die Zahlen des BHB). Im Juli und August gingen die Baumarktumsätze in Deutschland dann sogar um bis zu sieben Prozent zurück. Sieht so die lange erhoffte positive Branchenkonsolidierung aus? Heimwerkersendungen sind zwar nicht wie die zahlreichen Koch-Fernsehshows „in aller Munde“, nehmen aber immer noch einen beachtlichen Teil nachmittäglicher Fernsehunterhaltung ein. Eine hohe TV-Präsenz ist halt doch keine Garantie für fette Umsätze. Da wirken offensichtlich ganz andere Mechanismen mehr: Unsicherheit, Sparsamkeit, Kaufzurückhaltung, andere Konsum-Prioritäten, Geiz-ist-geil-Mentalität. Der Strauß an Gründen für die Konsumzurückhaltung der deutschen Bevölkerung ist breit gefächert. Dabei: Was heißt schon „die Baumarktbranche“? Ein Blick auf die Entwicklung einzelner Sortimente zeigt, dass diese sehr unterschiedlich erfolgt. Hauptverlierer sind zuerst einmal Baumarkt-Randsortimente wie Selbstbaumöbel und der Freizeit- und Bastelbereich. Dann folgen aber bereits mit Fliesen und Sanitär zwei Kernsortimente der Heimwerkermärkte, die ins Minus rutschten. Sortimentsgewinner sind dagegen alle Bereiche, die mit Garten und Grün zu tun hatten, vor allem wegen des fantastischen Frühjahres, denn im Sommer waren auch hier die Zahlen nicht mehr ganz so rosig. Aber auch die Baustoffe und der Elektrobedarf weisen noch ein Umsatzplus aus. Wie meistens, so gilt also auch hier: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und umgekehrt. Auguren müssen auf jeden Fall etwas vorsichtiger sein, was die zukünftige Entwicklung der Baumarktumsätze angeht. Über einen Loriot-Sketch kann man lachen, über permanent falsche Prognosen nur bedingt. Vielleicht verlassen die Pferdchen die Rennbahn und traben zukünftig im Ausland? Dr. Joachim Bengelsdorf
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