DIY-Geschichte, Historiker Jonathan Voges
Begründet die Erfolgsgeschichte des Heimwerkens auch durch ein fundamentales Unbehagen der (westdeutschen) Männer am Arbeitsleben: Historiker Jonathan Voges.
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DIY-Geschichte

Alles begann in den späten 1950er-Jahren

Interview mit Dr. Jonathan Voges, der seine Doktorarbeit über die Geschichte des deutschen DIY schrieb.
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Was macht das Thema "Do-it-yourself" dissertationswürdig?
Vielerlei, meiner Meinung nach. Das Thema erscheint auf den ersten Blick im Rahmen geisteswissenschaftlicher Qualifikationsarbeiten als ebenso exotisch wie 'klein'. Denkt man aber etwas genauer darüber nach, und genau das habe ich sowohl im Vorfeld meiner Arbeit als auch beim Recherchieren und Schrei­ben getan, so wird deutlich, mit wie vielen (durchaus auch geschichtswissenschaftlich etablierten) Themen es in Zusammenhang steht, zu denen die Heimwerker-Perspektive Differenzierungen anzubieten verspricht.
Das geht los beim ebenso spannenden wie defizitär erforschten Bereich einer Zeitgeschichte der Freizeit, geht über (damit eng zusammenhängend) zu einer Geschichte der Arbeit auch außerhalb des Berufs (dass Heimwerker auch arbeiten, dies aber in einer ganz bestimmten strukturellen und mentalen Konstellation tun, ist dabei ebenso interessant wie vielleicht auf den ersten Blick zu übersehen - ebenso sieht es mit der von ihnen geleisteten volkswirtschaftlichen Wertschöpfung aus!) und mündet in Fragen von transatlantischen Transferprozessen (DIY galt als amerikanischer Import nach 1945), Geschlechterverhältnissen, Geschichte des Einzelhandels an einem besonders innovativen Segment und Konsums in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Wenn also viele meiner Kollegen bei den Vorstellungen ihrer Dissertationsthemen aufgefordert werden, ihr Thema stärker einzugrenzen, ging es mir von Beginn darum, eine möglichst breite Perspektive auf "DIY" und "Heimwerken" einzunehmen.

Wie ist die Quellenlage, und auf welche Quellen konnten Sie sich bei Ihrer Arbeit stützen?


Was es nicht gibt, ist das, was man vielleicht aus der politischen Geschichte her kennen würde: Das eine staatliche Archiv, das genau die Unterlagen verwahrt, die die Antworten auf die Fragestellung geben, die man sich selbst gesetzt hat. Ich habe zum einen stark mit gedruckten Quellen gearbeitet - und die flossen reichlich: Allein die DIY-Publizistik (Zeitschriften, Bücher etc.) füllen nun einen Großteil meiner Bücherregale in meinem Büro im Historischen Seminar der Leibniz-Universität Hannover. Darüber hinaus habe ich unterschiedliche Marktforschungsstudien zum DIY in der Bundesrepublik zusammengetragen, die einen guten Einblick zum einen dazu anbieten, was jeweils unter dem Begriff verstanden wurde, gleichzeitig aber auch (in aggregierter Form) Daten zu ausgeführten Arbeiten, Motivationen und Sozialstruktur der Heimwerker bereithalten. Für das…
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