Rainer Strnad
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Kommentar

Notizen aus der Provinz

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So was erlebt man eigentlich nur mit dem Mittelstand: Termin am Telefon für den übernächsten (!) Tag ausgemacht, gleich morgens um neun. Bei der Anreise mit dem Zug kommt ein Anruf: Es sei doch ein bisschen knapp und ob man den Termin nicht verschieben könne … Bin aber, wie gesagt, schon unterwegs. Die Lösung: „Ich hole Sie am Bahnhof ab, dann gewinnen wir Zeit und können das Interview gleich im Auto beginnen.“

Okay. Meinen Car-Sharing-Wagen, den ich für die letzten zehn Kilometer gebucht habe, kann ich stornieren. Mein Gesprächspartner wartet schon am Bahnhof. Auf der Autofahrt muss allerdings noch das Gespräch mit dem Bruder erledigt werden, der kurzfristig im Geschäft aushilft und der dann über die Freisprechanlage mit dem angereisten Journalisten ins Gespräch kommt. Das alles in heftigstem Schwäbisch – aber da ist man als Nachbar aus dem Badischen ja durchaus fremdsprachenwillig …

So lief der Morgen ab, an dem ich Sven Probst in seinem Baumarkt Profi Winkler in Bad Urach besucht habe. Ich erzähle diese Geschichte, weil sie mir einmal mehr gezeigt hat, wie findig, erdverbunden, sympathisch und – technokratischer ausgedrückt – lösungsorientiert der Mittelstand arbeitet. Sie ist für mich nicht einfach eine bunte Anekdote aus dem Redakteursleben, sondern sie ist, wie ich finde, typisch für diesen Menschenschlag, für diese Leute in der DIY- und Gartenbranche, die ihr Ding machen.

Denn unter dialektal ganz anderen Vorzeichen stellte sich nur wenige Tage später dasselbe Gefühl ein, als ich im bayerischen Schöllkrippen die Brüder Schnetter besuchte, die dort den 100 Jahre jungen Familienbetrieb in die nächste Generation führen – mit viel Offenheit und bodenständiger Verbundenheit zu Mitarbeitern und Kunden vor Ort.

Wem hier das Wort „Provinz“ einfällt, liegt richtig; wer es abschätzig meint, liegt ziemlich falsch. Denn Anlass meines Besuchs war in beiden Fällen das Thema Unternehmensnachfolge, das für viele in der Branche, ob im Handel oder in der Industrie, ein echtes Problem darstellt. Wie aber der Übergang gelingen kann, lässt sich in Bad Urach und Schöllkrippen bestens beobachten: Es braucht einen Plan, an dem lange systematisch gearbeitet wird, außerdem viel Vertrauen und ein bisschen Glück scho au (für Nicht-Schwaben: schon auch), wie Sven Probst meint. Aber das ist ja bekanntlich mit den Tüchtigen.

 

Herzlichst Ihr

Rainer Strnad

 

P. S.: Es gibt ein neues diy-Produkt, in dieser Ausgabe ist Premiere. Für Abonnenten liegt dem Heft das erste diy-Dossier bei – eine…

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