Studie

Tapetenwechsel statt Urlaub

Mit dem Stellenwert des Wohnens steigt auch die Beliebtheit der Tapete. Muster sind wieder angesagt.
Mit dem Stellenwert des Wohnens steigt auch die Beliebtheit der Tapete. Muster sind wieder angesagt.
08.01.2016
Der Stellenwert des Wohnens hat sich enorm erhöht, und dabei spielt die Tapete eine wichtige Rolle: 60 Prozent der Deutschen schätzen ihre Gestaltungsmöglichkeiten, und viele tapezieren gleich selbst

Zur Heimtextil 2016 präsentiert das Deutsche Tapeten-Institut (DTI) die Ergebnisse einer bundesweiten repräsentativen Studie von TNS Infratest über Einstellungen und Vorlieben der Deutschen zu Tapeten. Nach 1994 und 2001 ist dies die dritte umfassende Tapeten-Imagestudie.

Wohnen wichtiger als Verreisen


Wer fährt nicht gerne in den Urlaub? Man residiert vielleicht in einer luxuriösen Ferienvilla oder einem tollen Hotel und das Zuhause ist nicht nur gedanklich ganz weit entfernt. Dieses Denken gehört der Vergangenheit an. Der Tapetenwechsel findet lieber zuhause statt und die eigene Wohnung nimmt im Gegensatz zum Urlaub einen größeren Stellenwert ein.
Die Bedeutung des Wohnens hat sich - so die TNS Infratest Studie - in den vergangenen 15 Jahren nahezu verdoppelt. Fast die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) gibt an, die eigenen vier Wände seien ihnen heute wichtiger als früher - mit positiven Auswirkungen auf die Einrichtungs- und Tapeten-Industrie. Denn mit dem Stellenwert des Wohnens steigt auch die Beliebtheit von Tapete. Rund zwei Drittel der Befragten haben bei ihrer letzten Renovierung Tapeten eingesetzt. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als 2001 und zeigt den Aufwärtstrend: Tapezieren ist wieder in!

Beliebte Tapete: vielseitig, individuell und wohnlich


Tapeten werden vor allem wegen ihrer Vielfalt an Farben, Dessins und Stilrichtungen als kreatives Gestaltungsmittel zum Ausdruck eines individuellen Wohngefühls geschätzt. Fast 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, mit Tapeten am einfachsten "Abwechslung" in die Wohnung zu bringen.
Vor nur wenigen Jahren hatten Tapeten noch ein ganz anderes Image: 2001 sprachen überwiegend pragmatische Gründe für einen Tapetenwechsel. "Die Menschen haben tapeziert, weil die Wände renovierungsbedürftig waren. Heute wird tapeziert, weil man Lust auf einen Tapetenwechsel hat, etwas Neues ausprobieren und sich kreativ ausleben möchte", so DTI Geschäftsführer Karsten Brandt über die veränderte Einstellung zu Tapeten.
Auch die wohnliche Wirkung von Tapeten wird betont: 59 Prozent assoziieren mit Tapeten ein Gefühl von "Behaglichkeit". Gleichzeitig erlauben Tapeten "individuelle Gestaltungsmöglichkeiten" (56 Prozent) und fast die Hälfte der Befragten fällt als Zeichen des guten Geschmacks zuerst die Tapete ein.

Tapete macht das Leben bunter!


Und wie wohnen die Deutschen? Gefragt nach ihrem Wohnstil bezeichnen die meisten diesen als "warm, freundlich und farbenfroh" (47 Prozent). Nur 22 Prozent mögen es "sachlich, funktionell und schwarz-weiß". Farbige Tapeten wecken Emotionen. Die Befragten verbinden mit weißen Räumen durchweg weniger Gefühle als mit farbig gestalteten - weiße Räume werden als kühl, leblos und ungemütlich empfunden.
"Der nüchterne, funktionelle Wohnstil mit weißen Wänden scheint aus der Mode gekommen zu sein. Heute spielen Wärme und Gemütlichkeit beim Wohnen eine wichtige Rolle. Die Menschen wollen wieder Farbe an den Wänden. Statt langweiliger Raufaser ist die Kombination von unifarbigen und gemustert tapezierten Flächen absolut angesagt", so Karsten Brandt über die Wohntrends 2016. Räumen mit Mustertapeten werden von den Befragten Eigenschaften wie kreativ (86 Prozent), individuell (83 Prozent), inspirierend (78 Prozent), wohnlich (71 Prozent) und freundlich (70 Prozent) zugeschrieben.
Dabei fühlen sich die Deutschen deutlich zu sanften Tönen hingezogen. Gefragt, mit welchen Farben sie am liebsten wohnen, präferieren 42 Prozent zarte Pastelltöne. Ein knallig bunter Raum folgt auf Platz zwei (38 Prozent), ein schwarz-weiß gehaltener Raum liegt mit nur 20 Prozent am Ende der Beliebtheitsskala.

Im Trend: Gemeinsam tapezieren


Heute tapezieren nicht nur mehr Menschen, sie tapezieren auch häufiger. Unter den Tapezierern liegt die durchschnittliche Tapezierhäufigkeit bei ca. fünf Jahren, vor 20 Jahren waren es noch sieben Jahre.
Auffallend ist dabei der Trend zum Selbermachen und gemeinsamen Tapezieren: 58 Prozent der Befragten tapezieren selbst, immerhin 31 Prozent tapezieren gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Verwandten. Nur 20 Prozent beauftragen Profis. Männer liegen bei den Selbst-Tapezierern mit 65 Prozent knapp vor den Frauen mit 51 Prozent.
Gefragt nach den Gründen, sagt rund die Hälfte der Befragten, an einem selbst tapezierten Raum "mehr Freude" zu haben. Sicher spielt aber auch die mittlerweile einfache Verarbeitung von Vliestapeten eine Rolle. Immerhin 57 Prozent beurteilen das Selbst-Tapezieren heute als sehr einfach. Profis wie Maler sind dagegen gefragt, wenn es um hochwertige Ware, umfassende Beratung und perfekte Verarbeitung geht.

Bestens informiert: Baumärkte als Informationsquelle gefragt


Neben dem Image von Tapeten widmet sich die Studie auch Informations- und Kaufaspekten. So spielen beim Tapetenkauf "Qualität" (82 Prozent) und "Haltbarkeit" (77 Prozent) sowie "leichte Tapezierbarkeit" (76 Prozent) die wichtigste Rolle. Optische Aspekte wie "Design" (81 Prozent) und "Farbe" (76 Prozent) beeinflussen selbstverständlich auch in besonderem Maße die Kaufentscheidung. Der Preis (66 Prozent) und Umweltfreundlichkeit (52 Prozent) sind zwar nicht unwichtig, stehen aber auch nicht im Vordergrund.
Baumärkte und Fachgeschäfte sind bei der Suche nach Informationen über neue Tapetentrends besonders wichtig: 70 Prozent der Befragten informieren sich im Baumarkt, 51 Prozent wählen das Fachgeschäft. Andere Quellen wie Einrichtungshäuser, Wohnzeitschriften, persönliche Kontakte und das Internet sind weniger wichtig. Wohnblogs und -magazine spielen ebenso wie Social Media Kanäle wie Pinterest, Instagram und Facebook noch eine eher geringe Rolle (10 bzw. 7 Prozent).
Auch bei der Suche nach Inspiration rangiert der Baumarkt (47 Prozent) auf Platz eins, gefolgt von Einrichtungshäusern (40 Prozent), Wohnzeitschriften (34 Prozent), Fachgeschäften (29 Prozent) und Freunden/persönlichen Empfehlungen (28 Prozent).
Beim Tapetenkauf spielt der Online-Handel nur eine untergeordnete Rolle: Zwar nutzen 35 Prozent das Internet zur Information, aber nur 18 Prozent kaufen Tapeten dann auch Online. Der Kauf von Tapeten findet überwiegend im Baumarkt (59 Prozent), Fach- und Einzelhandel (29 Prozent) statt. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gibt an, sich sowohl offline zu informieren als auch offline zu kaufen (zum Vergleich: nur 13 Prozent informieren sich online und kaufen online).
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