Knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der grünen Branche haben am diesjährigen IVG-Forum Gartenmarkt teilgenommen. 
Knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der grünen Branche haben am diesjährigen IVG-Forum Gartenmarkt teilgenommen. 

IVG-Forum Gartenmarkt

Die Zukunft fest im Blick

Zukunft, Vergangenheit und eine Prise Rock ’n’ Roll: Das IVG-Forum Gartenmarkt hatte alle nötigen Zutaten, um dem Motto „Zurück in die Zukunft“ gerecht zu werden. 

Aus Kalifornien wurde Düsseldorf und aus dem DeLorean das Maritim-Hotel – das hat die knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der grünen Branche trotzdem nicht davon abgehalten, sich dort am 30. Oktober von den Referentinnen und Referenten auf dem 16. IVG-Forum Gartenmarkt unter dem Motto „Zurück in die Zukunft!? Gartenmarkt im Wandel der Zeit“ über aktuelle und zukünftige Entwicklungen im deutschen Gartenmarkt informieren zu lassen. Zu hören gab es Rückblicke, Einblicke, aber vor allem Ausblicke.

Statt futuristisch wurde es zu Beginn erst einmal zünftig-bayerisch: Martina Mensing-Meckelburg, Präsidentin des Verbands Deutscher Garten-Center (VDG), begrüßte die Besucherinnen und Besucher mit einem Ausblick auf den IGCA-Kongress 2026 in München – ganz nach bayerischer Tradition im Dirndl und mit einer Maß Bier.  

Einen Blick auf die Einzelhandelstrends der kommenden Jahre gab es durch Theresa Schleicher, ihres Zeichens Handels-Zukunftsforscherin, die eine neue Studie vorstellte. Sie ist überzeugt, dass es die „Lust auf Konsum“ auch weiterhin gebe, trotz des aktuellen Hangs zum Sparen. Denn dieser werde sich laut ihren Erkenntnissen nicht bessern: Demnach wollten 25 Prozent der Menschen in Deutschland auch 2026/27 weiter sparen. Doch das dürfe kein Grund dafür sein, immer nur auf den Preis als Lösung zu schauen. Die Menschen wollen langlebige, gute Produkte und Qualität, Geschmäcker und Pflanzen aus dem „unentdeckten“ Europa (gemeint sind unter anderem Albanien, Slowenien und Nordmazedonien), Smart Gardening und Health-Produkte – darin liege eine große Chance für die grüne Branche.  

Von der Zukunft ging es in die Vergangenheit: In seinem Vortrag „Zukunftserkenntnisse von einem, der täglich direkt an der Kundschaft steht“ blickte Erwin Meier-Honegger, Mitinhaber des Gartencenters Meier in Dürnten in der Schweiz, auf den Zeitenwandel im Handel. Er zeigte, dass früher mehr Rock ’n’ Roll und Spontanität war und heute eher die Planung im Vordergrund stehe. „Gestern war nicht alles besser“, so Meier-Honegger. „Aber es machte ein bisschen mehr Spaß.“ Wo früher Haltung war, spüre er heute immer öfter Belanglosigkeit; Stolz sei Mittelmäßigkeit gewichen. „Industrie und Handel müssen im positiven Sinne ‚whimsy‘ denken – also untypisch, fantasievoll und angenehm verspielt“, forderte Meier-Honegger die Branche auf, wieder mehr zu wagen und mehr Mut zu beweisen, um die Kundinnen und Kunden zu erreichen.

Blick auf die Zukunft: Trotz Sparkurs der Konsumenten hat Theresa Schleicher Chancen für die grüne Branche identifiziert.
Blick auf die Zukunft: Trotz Sparkurs der Konsumenten hat Theresa Schleicher Chancen für die grüne Branche identifiziert. (Quelle: Juliane Hermann)
Ein Stück Bayern nach Düsseldorf hat Martina Mensing-Meckelburg gebracht – inklusive eines Ausblicks auf den IGCA-Kongress 2026 in München.
Ein Stück Bayern nach Düsseldorf hat Martina Mensing-Meckelburg gebracht – inklusive eines Ausblicks auf den IGCA-Kongress 2026 in München. (Quelle: Juliane Hermann)
Früher war zwar mehr Rock ’n’ Roll, aber eben doch nicht alles besser – Erwin Meier-Honegger hat die Vergangenheit der Branche beleuchtet.
Früher war zwar mehr Rock ’n’ Roll, aber eben doch nicht alles besser – Erwin Meier-Honegger hat die Vergangenheit der Branche beleuchtet. (Quelle: Juliane Hermann)

Von Nachhaltigkeit und Love Brands

Mariel Kleeschulte, ehemalige Unternehmerin bei Kleeschulte Erden, heute Unternehmensberaterin für nachhaltiges Wirtschaften, beschäftigte sich mit Nachhaltigkeit als zukunftsweisenden Faktor für Unternehmen. Sie stellte dabei die nötigen Kernelemente vor, zu denen unter anderem eine gute Organisationskultur, eine verantwortungsvolle Führung und eine offene Kommunikation zählen: „Formulieren Sie klare Ziele. Setzen Sie diese ernsthaft um, in kleinen Schritten. Und begeistern Sie ihr Team dafür“. Denn: „Grün ist sexy“, so Kleeschulte.  

„Nur wer es schafft, zur relevanten Love-Brands zu werden, wird im Handel der Zukunft bestehen“, befand Tim Böker, CEO von Gartenhaus.com, einem E-Commerce-Spezialisten für Gartenhäuser und Outdoor-Projekte. Händler und Hersteller stünden vor einer großangelegten Transformation: „Die Welt verändert sich schneller, sie wird komplexer und die Kurven sind nicht mehr linear“, so Böker. „Wer als Unternehmen da überleben will, muss sich mit verändern.“  

Neues zur EU-Produkthaftung, die im Dezember 2024 deutlich verschärft wurde, gab es von Prof. Dr. Thomas Klindt, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Noerr PartG mbB. Er ging dabei unter anderem auf die Produkthaftung bei Smart Devices und Kleinstschäden sowie die neuen Beweisregeln zulasten der Industrie ein. Sein Appell: Unternehmen sollten unbedingt auf die Gesetzesänderungen vorbereitet sein.  

Der Garten als Gegentrend

Das aktuelle und – getreu dem Motto – zukünftige Kundenverhalten durch KI-gestützte Marktforschung nahm Branchen- und Zahlenguru Klaus Peter Teipel unter die Lupe. Außerdem beschäftigte sich sein Vortrag mit den zentralen Themen und Projekten aus Kundensicht. Die Gartentrends und Top-Themen 2025 sind demnach unter anderem torffreie Erden, umweltfreundliche Materialien, ressourcenschonende Produkte sowie intelligente Bewässerung und Rückzugsbereiche im Freien. „Der Garten selbst ist viel mehr als die Summe von darin zu findenden Produkten oder Artikeln, er wird vielmehr zum Erfüllungs- beziehungsweise Umsetzungsort einer Vielzahl möglicher Projekte“, so Teipel.

Den Abschluss machte Zukunftsforscher Matthias Horx. Auch er schaute in seinem Vortrag auf die Zukunft der Gartenbranche und ihre Trends und ging dabei auf die Entwicklungen des Gartens, der Gesellschaft und der Gewohnheiten der Menschen ein. Mit seinem Ansatz der Futurologie, die nicht jeder Angst oder jedem Technik-Hype hinterherrenne, sondern den Bewusstseinswandel mit einbeziehe, machte er klar: „Der Garten ist gewissermaßen ein Gegentrend auf viele negative Entwicklungen in der Gesellschaft“. Er sei Rückzugs- und Erholungsort. Er schaffe Berührungspunkte mit der Natur. „Gärten erzeugen neue Zivilisationsformen und radikale Zuversicht.“ 

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