Ukraine-Krieg

Holzverbände erwarten "Schock in der Wertschöpfungskette für Holzprodukte"

11.03.2022

Der Europäische Verband der holzverarbeitenden Industrie (CEI-Bois) und die Europäische Organisation der Sägewerksindustrie (EOS) haben in einer gemeinsamen Mitteilung davon gewarnt, dass aufgrund des Ukraine-Kriegs ein "Schock in der Wertschöpfungskette für Holzprodukte zu erwarten" sei.

In einem in Brüssel gemeinsam veröffentlichten Statement heißt es dazu: "Die europäische Holzindustrie beobachtet mit großer Sorge den Einmarsch Russlands in die Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen. Es wird erwartet, dass die europäischen Sanktionen gegen den Handel mit Russland und Weißrussland einen Schock in der Wertschöpfungskette für Holzprodukte auslösen werden. Der Krieg in der Ukraine hat bereits Auswirkungen auf die Transport- und Lieferketten in mehreren Ländern.“

Beide Verbände vertreten zusammen mehr als 20 europäische und nationale Organisationen aus 14 Ländern, die für mehr als 180.000 Unternehmen und einen Jahresumsatz von 152 Mrd. Euro stehen, sowie rund 35.000 Sägewerke in zwölf Ländern Europas.

Nach einem Treffen der beiden Verbände habe man festgestellt, dass der Einmarsch Russlands in der Ukraine eine echte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in Europa darstellt und direkte Auswirkungen auf die Holzbranche zu erwarten sind. Gleichzeitig habe man als europäische Holzindustrie Verständnis für die Entscheidungen über ein Handelsverbot zwischen Europa und Weißrussland. Die Branche gehe davon aus, dass ähnliche Maßnahmen auch für russische Holzprodukte gelten werden.

Weiter unterstützen die Mitglieder die Entscheidung der Holzzertifizierungsorganisation PEFC, weißrussische und russische Produkte als "Konfliktholz" einzustufen und damit von der akkreditierten Zertifizierung auszuschließen. Ebenso begrüßt die europäische Holzindustrie, dass Holz und forstwirtschaftliche Erzeugnisse aus Russland und Weißrussland nicht in FSC-Produkten verwendet oder als FSC-zertifiziert verkauft werden können, solange der bewaffnete Konflikt andauert.

Das Handelsverbot werde laut den Verbänden „schwerwiegende Folgen“ für die Versorgung des europäischen Marktes haben. Offiziellen Statistiken zufolge stammten im Jahr 2021 etwas weniger als 10 Prozent des in Europa verbrauchten Nadelschnittholzes aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Im Laubholzbereich macht Eichenware aus der Ukraine einen erheblichen Anteil aus. Es werden daher Engpässe erwartet, heißt es in der Erklärung.

Weiter werde sich das Handelsverbot negativ auf mehrere kritische industrielle Versorgungsketten auswirken, zum Beispiel für Lebensmittel und Medikamente, die logistisch auf Holzpaletten basieren. Viele Baumaterialien auf Holzbasis, wie Birkensperrholz und Schnittholz, werden sehr stark betroffen sein, was wiederum den Green-Deal-Vorstoß der EU zur Dekarbonisierung der bebauten Umwelt behindern könnte.

Silvia Melegari, Generalsekretärin von CEI-Bois und EOS, sagte dazu: „Abgesehen von der menschlichen Tragödie, die dieser Konflikt verursacht, wird die europäische Holzindustrie durch einen Mangel an Holzprodukten beeinträchtigt werden. Obwohl die Unternehmen bereits daran arbeiten, mit der derzeitigen Situation fertig zu werden, ist es unbestreitbar, dass unser Sektor sofortige Maßnahmen seitens der nationalen Regierungen und der europäischen Institutionen benötigt, um einen kritischen Holzmangel zu verhindern. Die europäische Holzindustrie hofft auf eine rasche und friedliche Lösung des anhaltenden Konflikts in der Ukraine."

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