Auf dem Holzweg

In jüngster Zeit wird über das Thema Holz, woher es stammt und wie es bewirtschaftet wurde, erregt gestritten: Der BHB und die Baumarktunternehmen votieren für das FSC-Siegel und werden dafür von der Gegenseite PEFC heftig attackiert

Holz spielt in den deutschen Baumärkten keine dominierende Rolle. Der Umsatzanteil der Warengruppe Holz und Kunststoff (!) pendelt, so Erhebungen des Dähne Verlag, bei deutschen Baumarktbetreibern zwischen fünf und 15 Prozent. Das ist, wie gesagt, nicht wenig, aber auch nicht überragend viel. Dennoch wird in jüngster Zeit über das Thema Holz, woher es stammt und wie es bewirtschaftet wurde, erregt gestritten.
Inzwischen fühlt sich so ziemlich jeder bemüßigt, persönlich Stellung zu beziehen. Zum Teil, wenn man direkt angegriffen wurde wie Hornbach von Greenpeace oder OBI vom PEFC, blieb einem auch nichts anderes übrig. Der Druck – und der Einfluss auf die veröffentlichte Meinung – seitens mancher Verbände ist immens. Schneller, als manchem Baumarktbetreiber lieb ist, kann man heutzutage in die Mühlen der aufgeregten Meinungsmacher geraten.
OBI und der BHB haben mehr oder weniger deutlich pro FSC votiert. Man verweist darauf, dass international das FSC-Siegel die höchste Akzeptanz hat und Unternehmen wie IKEA, B&Q, Castorama, Migros und andere nur FSC-zertifiziertes Holz verkaufen. Auch sei dem Verbraucher ein weiteres Umwelt-Zertifikat nicht zu vermitteln. Wer Baumarktleiter fragt, wie sehr denn von Kunden aktiv beispielsweise nach Gartenmöbelprodukten aus zertifiziertem Anbau gefragt wird, erhält Antworten wie „Überhaupt nicht“ bis „Wenig“. Was zählt, ist der Preis. Und der soll so klein wie möglich ausfallen. Das „Grüne Kundengewissen“ spielt beim Kunden Outdoor keine Rolle.
Grüne Labels haben also bei uns auch bisher schon ein Problem. Ob das durch Konkurrenz besser wird? In Deutschland werden zur Zeit rund 350.000 ha Wald nach FSC-Standard bewirtschaftet. Anfang Mai kamen gerade 19.000 ha in Brandenburg dazu. Es stimmt also nicht, dass FSC in Deutschland oder gar in Europa keine Rolle spielt. Seit 1997 ist FSC auch in Deutschland präsent. Der Protest mancher Waldbesitzer, dass OBI kein deutsches Holz anbietet, läuft somit ins Leere.
Es ist nicht bedauerlich, es ist im höchsten Maße ärgerlich, dass man bei uns nicht zu Potte kommt und die beiden konkurrierenden Zertifikate sich seit Jahren nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen können. Da sind Kompromisse nötig. Der eine – wahrscheinlich derjenige, der sich später etabliert hat – wird wohl mehr Zugeständnisse machen müssen als der andere. Aufgeregte Aktionen helfen wenig, wenn deutsches Holz auch international einen höheren Stellenwert erhalten soll.
Heute ist ja „Erziehung“ kein Schimpfwort mehr. Vielleicht müssen die Baumarktbetreiber ihre ungeratenen PEFC- und FSC-Kinder einmal etwas heftiger an den Ohren ziehen und ihnen klar machen, dass sie sich mit ihren Meinungen und Aktionen auf dem Holzweg befinden.
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