Kommentar

Cex im Corona-Turbo

Im Schlechten auch das Gute sehen – das kann viel sein: Optimismus, Resilienz oder Zynismus. Und es kann realistisch sein.

„Corona ist ein Qualitätsbeschleuniger“, sagte mir Alexander Kremer im Interview (diy 11/2020). Das BHB-Vorstandsmitglied ist bestimmt kein Zyniker, und ich bin es auch nicht. Deshalb finde ich: Das ist realistisch.

Derzeit fallen ja viele persönliche Begegnungen auch im Geschäftsleben weg, Dienstreisen, Messen und Kongresse sind gestrichen. Das ärgert uns, aber gleichzeitig sehen wir, dass es erstens geht und zweitens sogar Vorteile haben kann, weil Termine außer Haus halt immer auch mit Aufwand verbunden sind – und mit einem Ansteckungsrisiko. Die Kosten steigen also. Wer diese höhere Kosten künftig auf sich nimmt, will auch mehr dafür haben: höhere Qualität.

Der Händler Alexander Kremer hat das auch auf sein eigenes Geschäft, auf den Handel, bezogen. Der Handel wird besser, auch der DIY- und Gartenhandel, wenn er sich entschließt, nicht im Mittelmaß zu verharren.

Auch das hatte Kremer im Interview betont: Durchschnitt verliert wegen der totalen Transparenz, die der Kunde im 21. Jahrhundert hat. Ich spitze das mal zu: Corona killt das Mittelmaß.

Was Alexander Kremer als beherzter Sauerländer so unmissverständlich wie höflich formuliert, hört sich bei einem Keynote Speaker, der sich auf internationalen Kongressbühnen Gehör verschaffen will, schon mal etwas schriller an: Ein „Weakup Call“ sei Corona mit der Botschaft: „the old normal is dead!“ Das rief der Berater Rik Vera seinen Zuhörern im virtuellen Raum zu, als er im Global DIY-Network sprach.

Er verglich Corona mit einem Tsunami – den man aber auch als große Welle sehen könne. Folgerichtig rät er: „Lernen Sie surfen!“. Und immer schön den Kunden ins Zentrum stellen, um ihm eine optimale Customer Experience zu bieten, oder wie Vera sagt: Um mit ihm fantastischen Cex zu haben (bitte mit scharfem S am Wortanfang auszusprechen).

Die europäischen Branchenverbände Hima und Edra/Ghin haben diese Plattform aus dem Boden gestampft, um die Zeit bis zum nächsten Global DIY-Summit digital zu überbrücken. Was man da zu hören bekommt, muss man nicht alles unterschreiben. Trotzdem mein Tipp: Wer Phänomene wie Corona als Turbobeschleuniger verstehen will, sollte da einmal hineinklicken. So viel Zeit muss auch (und gerade) in Corona-Turbo-Zeiten sein.

Herzlichst Ihr

Rainer Strnad

Tel.: +49/7243/575-207 • r.strnad@daehne.de

 

P. S.: Wenn man als Deutscher einen Nachnamen trägt wie ich, steht man nicht unbedingt im Verdacht, Nationalist zu sein. Insofern darf ich dieses persönliche Postscriptum ohne Gefahr falscher Vereinnahmung anfügen. 

John Herbert hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen (und die britische behalten), nachdem er seit 57 Jahren hier lebt. Ich bin schon ein bisschen stolz, dass ein solcher Mann so schöne Worte über mein Land und meine Landsleute gefunden hat, und froh, dass er mitarbeiten will an einem ­greater Great Britain. Großartig. Deshalb noch ein Klick-Tipp: Nachzuhören auf LinkedIn.

(Quelle: John Herbert, LinkedIn)
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