Franz-Peter Tepaß (r.), Sprecher des BHB-Vorstands, und Haupt­geschäftsführer Dr. Peter Wüst informierten in Köln über die aktuelle Entwicklung der Baumarktbranche.
Franz-Peter Tepaß (r.), Sprecher des BHB-Vorstands, und Haupt­geschäftsführer Dr. Peter Wüst informierten in Köln über die aktuelle Entwicklung der Baumarktbranche.

BHB

Keine Routine

Im Jahr 2021 war auch für die Baumarktbranche vieles anders. Der BHB musste ein Umsatzminus verkünden – gegenüber dem außergewöhnlichen Vorjahr. Langfristig aber steigt die Nachfrage. 

Routine? Die gibt es ja eigentlich seit dem Ausbruch der Pandemie vor zwei Jahren nicht mehr, auch nicht in der Baumarktbranche. Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine ist ein weiterer Routine-Verhinderer hinzugekommen.

So lief auch die Pressekonferenz des BHB Anfang März, bei der wie – routinemäßig – jedes Jahr die Zahlen aus dem vergangenen Jahr vorgestellt wurden, teilweise anders ab als früher: Am Ende keine Prognose fürs unvorhersehbare laufende Jahr, und am Anfang ein Statement zu dem sonst auf BHB-Pressekonferenzen nicht vorgesehenen Thema Krieg.

„Wir können eine solche Presse­konferenz nicht anfangen, ohne nicht zumindest einen Blick in den Osten zu wenden“, eröffnete Hauptgeschäftsführer Peter Wüst die Veranstaltung. „Es ist erschreckend, was wir aus der Ukraine hören.“

Prognosen sind aufgrund der extrem volatilen Rahmen­bedingungen nicht sinnvoll möglich.
Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer BHB

Zum Abschluss hieß es in den Unterlagen mit Verweis unter anderem auf Inflation, Lieferketten, Energiepreise und die aktuellen Unwägbarkeiten der Beschaffung: „Prognosen sind aufgrund der extrem volatilen Rahmen­bedingungen nicht sinnvoll möglich.“

Auch die Zahlen, die der BHB präsentierte, entsprachen nicht ganz der Routine vergangener Jahre: Die Umsätze lagen nämlich – anders als gewohnt – erheblich unter dem Vorjahresniveau und wurden deshalb (auch) mit dem Stand von vor zwei Jahren verglichen.

Denn nur ein solcher, lang­fristigerer Vergleich macht in den volatilen Zeiten Sinn. Darauf wies Franz-Peter Tepaß, Deutschland-Chef von Obi und Sprecher des BHB-Vorstands, völlig zu Recht hin. Mit Blick auf das schlechte Wetter im Frühjahr und Sommer 2021 und den Lockdown zu Jahresbeginn müsse man feststellen, „dass die Einflüsse stärker von außen gekommen sind. Man sollte es nicht als Negativtrend sehen.“

(Quelle: BHB/GfK-Total-Store-Report Deutschland)

Und das sind die Branchenzahlen 2021 auch nicht. Die Bau- und Gartenmärkte in Deutschland haben im vergangenen Jahr zwar 8,2 Prozent weniger als im Vorjahr umgesetzt, auf vergleich­barer Fläche sogar 9,1 Prozent weniger. Aber das Gesamtvolumen von 20,33 Mrd. Euro liegt um 4,5 Prozent über dem Wert von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dass das ein ziemlich ordentliches Plus ist, zeigt der Vergleich mit der Zwei-Jahres-Periode davor: Von 2016 bis 2018 betrug das Plus nur 3,3 Prozent. „Man sieht deutlich, dass die Nachfrageentwicklung positiv ist“, folgerte Tepaß.

Die BHB-Zahlen als pdf zum Download

Der BHB hat auf seiner Pressekonferenz zum Geschäftsjahr 2021 wieder detailliertes Zahlenmaterial zur Umsatzentwicklung vorgelegt. Aufgeführt sind unter anderem die Entwicklung der einzelnen Warengruppen und der aktuelle Stand in Sachen E-Commerce.

Was Corona tatsächlich etwas eingebremst hat, ist die Dynamik bei den Neueröffnungen. Die Zahl der Märkte – der BHB zählt Standorte ab 1.000 m² Verkaufsfläche – hat sich 2021 um vier auf 2.091 Baumärkte verringert. „Die Expansion ist ein bisschen ins Stocken geraten“, sagte Tepaß. Er rechnet damit, dass man das zwei bis drei Jahre lang spüren wird. Allerdings könnten künftig, deutete er an, auch in Deutschland kleinere Formate und generell das Thema Ex­perience statt Bedarfskauf wieder relevanter werden. Also auch bei den Neueröffnungen gilt wohl: keine reine Routine.

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