Die LED-Taschenlampen von Coast gehen auf eine Idee von David Brands zurück.
Die LED-Taschenlampen von Coast gehen auf eine Idee von David Brands zurück.

Coast Products

„Wir wollen Arbeit sicherer und einfacher machen“

Coast entwickelt Produkte vom Kunden aus. Wie das abläuft und wie es dazu kam, erklärt Geschäftsführer David Brands.

Verstehen Sie sich als Problemlöser für die Kunden?

David Brands: Ja, genau das. Unser Unternehmen wurde nach dem Prinzip gegründet, dass wir Produkte herstellen, die Technologien enthalten, die die Arbeit oder das Leben der Menschen sicherer und einfacher machen, sei es die Double-Lock-Technologie bei unseren Messern oder die Optik, die wir in unseren Lampen verwenden, um Strahlen klarer und präziser zu machen als andere.  

David Brands ist Geschäftsführer des Unternehmens und Enkel des Gründers.
David Brands ist Geschäftsführer des Unternehmens und Enkel des Gründers.

Sie bieten auch Sicherheitsausrüstung an. Hat sich mit Blick auf Sicherheit auf der Baustelle oder bei der Arbeit in den vergangenen Jahren etwas verändert?

Die meisten unserer Produkte werden sind eine Art Sicherheitsprodukt, insbesondere unsere Beleuchtung. Wenn Sie eine Handlampe oder eine Taschenlampe benötigen, sind Sie umso sicherer, je besser das Licht ist, das Sie haben, ob Sie nun arbeiten oder im Wald spazieren gehen. Die Anforderungen an die Schutzausrüstung, die bislang herrschten, waren nicht sehr gut. Sie waren das absolute Minimum, um die Menschen zu schützen. Also habe ich unser Produktentwicklungsteam gefragt: „Wenn Sie einen Sohn oder eine Tochter hätten, die nachts auf einer Baustelle arbeiten, was sollten sie Ihrer Meinung nach tragen, damit sie so sicher wie möglich sind?“ Daraufhin hat unser Team eine Reihe von Produkten entwickelt, die alle mit wiederaufladbaren Batterien betrieben werden, wie Kleidung oder Helme. Mit diesen beleuchteten Sicherheitsausrüstungen sind die Menschen dreimal so weit zu sehen wie mit einer normalen reflektierenden Sicherheitsweste. Wir glauben, dass dies die Sicherheitsausrüstung, die Menschen bei der Arbeit tragen, revolutionieren wird – sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa.  

 

Was bieten Sie in Sachen Nachhaltigkeit und Langlebigkeit?

In den vergangenen zwanzig Jahren hat unser Unternehmen eine Reihe von Nachhaltigkeits-Anstrengungen unternommen. Ein Beispiel: Wir setzen auf LEDs statt auf herkömmliche Glühbirnen. Sie sind viel energieeffizienter. Zweitens gehen wir jetzt mehr und mehr zu wiederaufladbaren Produkten über. Und schließlich überprüfen wir immer unsere Verpackungen, und gehen in einigen Vertriebskanälen zu vollständig wiederverwertbaren Verpackungen über. Wir haben eine Vereinbarung getroffen, um die Menge an Plastik, die wir verwenden, um mehr als 50 Prozent zu reduzieren.  

Eines der Probleme, die wir in unserer Branche sehen, ist, dass es zu viele verschiedene Arten von wiederaufladbaren Batterien gibt, die jeweils nur in bestimmten Produkten verwendet werden dürfen. Wir haben Akkus im Sortiment, die jede herkömmliche Batterie ersetzen können, egal ob man sie für ein Videospiel oder eine Taschenlampe kauft – sie funktionieren in jedem auf dem Markt erhältlichen Produkt.  

 

Wie müssen Ihre Produkte beschaffen sein, um sowohl vom Polizisten, Handwerker als auch vom Heimwerker genutzt zu werden?

Es ist unmöglich, alles in einem einzigen Produkt zusammenzufassen. Deshalb haben wir über 700 Produkte in unserem Sortiment und so viel Geld in Lagerbeständen auf der ganzen Welt gebunden. Wir sehen uns jeden möglichen Einsatzzweck an und entwickeln Produkte für diese verschiedenen Anforderungen. Wenn Sie sich als Hausbesitzer Sorgen über Stromausfälle machen, lösen wir dieses Problem mit einem einzigen Produkt. Wenn Sie ein Polizist sind und fünf oder sechs verschiedene Lampen für unterschiedliche Einsatzzwecke brauchen, bieten wir auch dafür Lösungen an.  

 

Wie sieht der Entstehungsprozess eines neuen Produktes bei Ihnen aus?

Am Anfang steht immer die Frage, wer die Produkte verwendet und wofür er sie braucht. Das Licht und die Sicherheitsausrüstung sind entstanden, weil meine Frau und ich eines Nachts auf dem Land unterwegs waren und wir auf eine Gruppe von Bauarbeitern trafen, die an einer Straße arbeiteten. Ich drehte mich zu meiner Frau um und sagte, ich hätte große Angst, wenn unsere Tochter in diesem Team arbeiten würde, denn selbst mit reflektierenden Westen konnte man sie erst sehen, wenn man nicht mehr als 100 Meter von ihnen entfernt war. Ich sagte: Das ist einfach verrückt. Es muss einen besseren Weg geben, sie zu beleuchten, damit sie sicher bleiben. Wir gehen also von einem Problem aus, und dann komme ich auf unser Entwicklungsteam zu. Wenn sie eine Lösung finden, die derzeit auf dem Markt nicht verwendet wird, sagen wir: „Lasst es uns probieren, warum nicht?“  

 

Wie kam es zu dem Schritt, neben Messern und Multifunktionswerkzeugen auch Beleuchtung anzubieten?

Mein Großvater und mein Vater, die das Unternehmen vor mir leiteten, konzentrierten sich auf Schneidwaren. Sie verkauften Jagdmesser, Küchenmesser, Scheren. Als ich in den 1980er-Jahren dazukam, wollte ich unbedingt neue Produkte entwerfen. Also habe ich angefangen, mir andere Segmente anzuschauen, die unser bisheriger Kundenstamm ebenfalls gebrauchen könnte. Beleuchtung war da naheliegend.  

Ursprünglich begannen wir mit traditionellen Glühbirnen, tragbaren Leuchten. 1996 kaufte ich auf einer Reise einen kleinen Schlüsselanhänger, der eine LED enthielt. In der Werbung hieß es, dass sie 100.000 Stunden halten würde. Aber das Licht war schrecklich. Trotzdem fand ich das Prinzip sehr interessant. Also kaufte ich zahlreiche dieser Produkte und wir nahmen sie auseinander und bauten sie in ein sehr grobes Aluminiumgehäuse ein, um zu sehen, ob wir eine Taschenlampe daraus herstellen konnten. Und so bauten wir die erste LED-Taschenlampe, die jemals in den Vereinigten Staaten verkauft wurde.  

Wenn wir uns das Produkt heute ansehen, denken wir, dass es kein sehr gutes war, weil es nicht sehr hell war. Aber damals bot die Taschenlampe den großen Vorteil, dass sie mit einem Satz Batterien rund fünf Jahre lang hielt. Man musste fast nie die Batterien wechseln, weil die LEDs so effizient waren. Es war wirklich schwer, die ursprünglichen LED-Taschenlampen zu verkaufen. Wir haben fünf Jahre gebraucht, um die Kunden davon zu überzeugen.  

Welche Rolle spielen für Sie die Baumärkte?  

Sie sind für uns bei weitem der wichtigste Markt. Wir haben lange gebraucht, um die Baumärkte in den Vereinigten Staaten davon zu überzeugen, dass sie hochwertige und entsprechend teurere Beleuchtung verkaufen können. Zu der Zeit, als wir Coast einführten, gab es über diese Kanäle vor allem billige, qualitativ wenig überzeugende Taschenlampen. Doch schließlich waren wir bei den Händlern erfolgreich. Die Marke Coast ist jetzt die Nummer eins bei Home Depot, Lowe's, Menards sowie Ace Hardware in den Vereinigten Staaten und wir sind jetzt auch in Europa auf dem Vormarsch. Es gibt keinen Grund, warum in Europa, insbesondere in Deutschland, nicht dasselbe geschehen sollte wie in den Vereinigten Staaten. Die Baumärkte können qualitativ hochwertigere und höherpreisige Produkte verkaufen, wenn sie die richtige Marke haben.   

 

Verkaufen Sie Messer auch über die Baumärkte?

Ja, das ist immer noch ein sehr wichtiger Teil unseres Geschäfts. Genau wie bei unseren Beleuchtungslösungen haben wir auch bei unseren Messern und Multitools Technologien verbaut, die sie anders, sicherer und einfacher zu benutzen machen als alles andere auf dem Markt. In unseren Multitools beispielsweise haben wir ein kleines LED-Licht eingebaut, das den Bereich beleuchtet, in dem der Anwender arbeitet.  

Auch unsere Schutzbrillen sind damit ausgestattet. Sie kommen bei der Kundschaft sehr gut an. Das Licht ist genau dort, wo man es braucht, und man hat beide Hände frei zum Arbeiten.  

 

Welchen neuen Anforderungen müssen sich Unternehmen Ihrer Branche heute stellen?

Die zurückliegenden beiden Jahre waren wahrscheinlich die schwersten in der Geschichte meiner Tätigkeit für das Unternehmen. Die Probleme in der Lieferkette dauern länger, alles wird teurer, aber das Interessante ist, dass in schwierigen Zeiten die Unternehmen, die finanziell am stabilsten sind und die am glaubwürdigsten sind, auch weiterhin gut dastehen. In der Tat mussten wir viel härter arbeiten und einige Dinge anders machen, aber ich bin sehr stolz darauf, dass wir in den vergangenen zwei Jahren die Bestellungen unserer Kunden immer zu 100 Prozent pünktlich ausgeliefert haben.  

Ich bin optimistisch, was die Zukunft angeht. Die Dinge werden sich ändern. Zum Beispiel ändert sich die Art und Weise, wie die Kunden einkaufen. Deshalb haben wir jetzt eine Abteilung für E-Commerce-Technologien ins Leben gerufen, die Informationen und Bilder unserer Produkte erstellt, die die Kunden wiederum auf ihrem Handy abrufen können, egal wo sie sich gerade befinden. Die Dinge ändern sich ständig und man muss mit ihnen Schritt halten. Was wir darüber hinaus beobachten, ist, dass einige Einzelhändler ihre stationären Geschäfte immer besser mit ihrem Onlineshop verknüpfen. Anstatt beides getrennt zu betreiben, entdecken sie jetzt, wie man die zwei Kanäle zusammenführen kann. Das ist nur eine weitere Veränderung in dieser Entwicklung, auf die man vorbereitet sein muss.  

 

Wie sind Sie in Europa und Deutschland gestartet?

Wir hatten einen sehr strategischen Ansatz für Europa. Und wir haben ein sehr gutes Team vor Ort. Wir wussten, dass es kein einfacher Prozess sein würde, sich als amerikanisches Unternehmen in Europa zu etablieren. Daher haben wir einen strategischen Fünfjahresplan aufgestellt und in Nordeuropa begonnen. Dort hatten bisher sehr viel Erfolg. In Mitteleuropa, einschließlich Deutschland, wurden wir durch Covid ein wenig gebremst. Aber wir haben einen sehr guten Plan aufgestellt und verfügen über eine hervorragende Infrastruktur. Wir liefern unsere Produkte schnell und kosteneffizient. Wir sind also bereit, unsere Anstrengungen speziell in Deutschland zu verstärken. Und ich denke, wir werden den gleichen Erfolg haben wie in den Nordics.

 

Man hört in letzter Zeit immer mehr davon, dass sich Bürger für den Ernstfall vorbereiten und sich mit Generatoren, Lebensmittelvorräten und ähnlichen Notfallprodukten eindecken. Spüren Sie das auch in der Nachfrage, etwa nach Multifunktionswerkzeugen?

Ja, es gibt solche Leute in den Vereinigten Staaten, die sich als Prepper bezeichnen. Das ist wirklich nur ein kleiner Teil der Menschen in den USA. Eine der größten Veränderungen, die wir beobachten, ist jedoch, dass Menschen, die nicht auf Stürme, Stromausfälle oder Überflutungen vorbereitet sind, diejenigen sind, für die wir bereit sein müssen, wenn diese Notfälle eintreten. In den Vereinigten Staaten gibt es zum Beispiel jedes Jahr Hurricanes und Tropenstürme, die vor allem den Süden und Südosten der USA treffen. Sie führen zu wochenlangen Stromausfällen und Überschwemmungen. Wir haben ein spezielles Programm mit unseren Heimwerkermärkten, in dem wir Produkte nur für solche Notfälle herstellen. Sobald eine solche Katastrophe eintritt, sind wir bereit, diese Werkzeuge und Geräte noch am selben Tag überall in den Vereinigten Staaten zu versenden, wo sie benötigt werden, damit sie so schnell wie möglich zu den Menschen gelangen können. Wir liefern auch kostenlos Produkte an Orte wie Haiti, wenn diese von Wirbelstürmen zerstört werden, und wir stellen Ärzten in Ländern wie Somalia Beleuchtung zur Verfügung. Damit wollen wir einen kleinen Beitrag leisten, um anderen Menschen in der Welt zu helfen, die keinen Zugang zu denselben Lösungen haben wie wir in den Vereinigten Staaten.  

Das ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 1/2023

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