Die Einhandzwinge gehört bei Wolfcraft schon seit mehr als 30 Jahren fest zum Sortiment.
Die Einhandzwinge gehört bei Wolfcraft schon seit mehr als 30 Jahren fest zum Sortiment.

Wolfcraft | Langfassung

Mehr daraus gemacht

Wolfcraft orientiert sich bei der Entwicklung neuer Produkte an Problemen, mit denen Heimwerker konfrontiert sind, und denkt in Projekten – bietet also den Kern dessen, was DIY heute ausmacht. 

Die Einhandzwinge zählt in vielen Heim- und Handwerkerwerkstätten zur Grundausstattung. Wolfcraft hat sie seit knapp 30 Jahren im Sortiment – und hat sie besser gemacht, berichtet Head of Marketing Christian Hurth. „Als diese Geräte in den USA erstmals auf den Markt kamen, rutschten sie immer wieder durch“, erinnert er sich. Bei Wolfcraft dachte man sich damals: „Das geht doch besser“ und führte 1998 die erste Einhandzwinge ein, die sich auch stufenweise einhändig öffnen und schließen ließ.

„Inzwischen bieten wir dieses Hilfsmittel in der vierten Evolutionsstufe an“, so Hurth weiter. Der Hersteller hat dabei auch die Profianwender im Blick: „Sie haben höhere Ansprüche. Normalerweise nutzen sie Schraubzwingen, weil damit ein höherer Druck möglich ist. Nun haben wir die Einhandzwingen so optimiert, dass sie eine sehr hohe Spannkraft erreichen – zum anderen sind sie in der Lage, diese Kraft auch besonders lange und mit geringen Verlusten zu halten. Wir sprechen hier von ‚Haltekraft‘.“

Wolfcraft-Produkte sollen das Arbeiten vereinfachen und schneller machen, unterstreicht er. Die Einhandzwinge ist nur eines der Beispiele dafür, wie man bei dem Hersteller arbeitet. „Man schaut: gibt es irgendwo ein Thema, einen Trend, gibt es da Probleme, Dinge, die man besser lösen kann? Und entwickelt dafür einen Helfer“, führt der Marketingleiter aus.

Das trifft auch auf die Schmiege- und Gehrungsschneidlade zu. „Viele Eigentümer vergessen beim Verlegen von Laminat und Designböden die Fußleisten“, weiß er aus Erfahrung. „Zunächst müssen die Winkel ausgemessen und auf die Fußleisten übertragen werden. Dann werden die Fußleisten im richtigen Winkel geschnitten. Dafür verwendet man Kapp- oder Handsägen und Schmiegen. Die gibt’s schon seit Hunderten von Jahren“, berichtet er. In der Produktentwicklung kam die Idee auf, dass es doch viel einfacher wäre, alle Arbeitsschritte mit einem Werkzeug erledigen zu können. So entstand das neue Multifunktionsprodukt, das neben Heimwerkern auch gern von Handwerkern verwendet wird, wie Hurth hervorhebt. Der Grund: „Auf manchen Baustellen dürfen wegen der Lärm- und Staubentwicklung keine Elektrowerkzeuge eingesetzt werden. Außerdem kauft diese Zielgruppe viel in den Drive-In-Arenen der Baumärkte ein und nimmt solche praktischen Helfer dann gerne noch mit“, erläutert er.

Die Schmieg- und Gehrungsschneidlade hilft dabei, Winkel auszumessen, zu übertragen und Werkstoffe entsprechend zuzuschneiden.  
Die Schmiege- und Gehrungsschneidlade hilft dabei, Winkel auszumessen, zu übertragen und Werkstoffe entsprechend zuzuschneiden.   (Quelle: Wolfcraft)

Die Marke legt ihren Fokus auf den Heimwerker. Das ist historisch so gewachsen: „Zum Start des Unternehmens vor mehr als 75 Jahren konnte man etwa Türen nur im Fachhandel kaufen. Mit dem Beginn des Baumarktgeschäfts in Deutschland boten nach und nach auch immer mehr DIY-Händler diese in ihren Märkten an. Türen sind jedoch gar nicht so einfach im Einbau. Damals gab es dafür nur Profi-Werkzeuge.“ Diese Lücke füllte Wolfcraft. Das Unternehmen entwickelte Lösungen, mit denen auch Laien gut arbeiten konnten. Zudem bieten die Produkte dem Handwerker einen praktischen Nutzen, da sie die die Arbeit schneller und effizienter machen.

Während man anfangs noch stark in Produktgruppen dachte, brach der Hersteller dieses klassische Silodenken irgendwann auf und ging stärker an den Projektgedanken heran – ein Aspekt, der den Heimwerkermarkt seit jeher besonders prägt. „Wir haben sehr viele Projektwelten“, sagt Hurth. Dazu zählen Projekte in den Kategorien „Innenausbau und Renovieren“, „Garten und Terrasse“, „Hobby und Werkstatt“ oder „Transport und Umzug“. In einem Innovationsrhythmus von zwei Jahren entstehen neue Lösungen – Wolfcraft zeigt daher auch eine große Palette an Neuerungen auf der Eisenwarenmesse im kommenden Jahr.

Vieles davon dient als Zubehör oder Erweiterung von Werkzeugen, beispielsweise Kartuschenpressen oder Sägeblätter. Bei deren Entwicklung setzt der Anbieter stark auf Kooperationen mit anderen Herstellern. Das sei auch in den Anfangsjahren des Unternehmens schon so gewesen, erinnert sich der Marketingchef. So habe man Produkte entwickelt, die man etwa auf eine Bohrmaschine aufbauen konnte, um aus dem Gerät mehr zu machen, beispielsweise eine Holzfräse.

Das Regal im Markt ist eng  mit dem Online-Auftritt des Unternehmens verknüpft. 
Das Regal im Markt ist eng  mit dem Online-Auftritt des Unternehmens verknüpft.  (Quelle: Wolfcraft)

Heute ist Wolfcraft viel im Möbelbau unterwegs, sagt Hurth. Das Unternehmen arbeitet zum Beispiel mit Beschlagherstellern zusammen. In Spanien habe ein Produzent von Klebstoffen ihre Produkte sogar im Rahmen eines Joint Venture ins eigene Sortiment aufgenommen, da nur die Kartuschenpressen des Anbieters mit Sitz in Kempenich dazu in der Lage waren, seinen zähflüssigen Kleber herauszupressen.

Mehr aus etwas zu machen – dieses Prinzip spiegelt sich auch in der Endkundenkommunikation wider. „Viele Heimwerker und Eigenheimbesitzer kennen sich zwar bereits aus, benötigen aber etwas Anleitung und die passenden Helfer für ihre Vorhaben“, weiß Hurth. Da setzt Wolfcrafts Customer Journey an: Über 50 Social-Media-Kanäle in ganz Europa bieten Inspiration zu neuen Projekten. Ist das Projekt dann gestartet, findet der Kunde hier auch die passenden Tipps und Anleitungen, um mehr aus seinem Vorwissen zu machen.

Dabei setzt Wolfcraft besonders auf Videomaterial. „Unser großer Vorteil war, dass wir bereits im Jahr 2007 einen eigenen Youtube-Kanal eröffnet haben und darauf Filme zeigten, die wir in den 80er-Jahren aufgenommen hatten – damals noch von einer Praktikantin eingepflegt, weshalb der Kanal jahrelang Wolfcraft Praktikant hieß“, berichtet er. Ab 2015 begann man damit, diesen Auftritt zu professionalisieren, und wurde mit einem extrem hohen organischen Wachstum auf der Plattform belohnt, von der die Marke auch heute noch profitiert.

Gleichzeitig ist das Onlineangebot eng mit dem stationären Auftritt verzahnt. QR-Codes führen von hier aus zu zusätzlichen Informationen im Netz. „Der Handel kann gar nicht alle Produkte bis in die Tiefe kennen. Über unsere Onlinekanäle informieren wir und generieren Traffic für den stationären Handel. Er ist stationär stark, wir dann wiederum bei Aftersales, wie Customer Service und Ersatzteilen. Es ist eine partnerschaftliche Customer Journey“, unterstreicht der Marketingfachmann.

Konsequente Markenführung am POS macht uns aus.
Christian Hurth, Head of Marketing, Wolfcraft

Auch bei der Planung einer Verkaufswand unterstützt der Hersteller. „Wir haben eine idealtypische Vorstellung zur Gestaltung einer Wand, die auf intensiven Analysen zum Suchverhalten der Konsumenten basiert“, erläutert Hurth. Die Entscheidung liege natürlich beim Händler, doch das Merchandising berate und schlage ein auf den jeweiligen Markt zugeschnittenes Konzept vor.

„Konsequente Markenführung am POS macht uns aus“, betont der Marketingexperte und ergänzt: „Wir haben da keine Spielereien gemacht. Man kennt unsere Farben. Sie stehen für etwas Positives und Aufstrebendes – das zeichnet uns aus.“ Ein konsistentes Erscheinungsbild zu erhalten und gleichzeitig immer wieder neue Felder zu besetzen, sieht er als ein Geheimnis des Erfolges.

Dieser Erfolg zeigte sich auch in einem Wachstum der Mitarbeiterzahlen, insbesondere Ende der 2010er-Jahre. Daher entschied man sich zu Erweiterungen am Standort in Kempenich, auch unter dem Aspekt, stärker in Nachhaltigkeit zu investieren. Zunächst stand aber der Bau einer neuen Logistikhalle an. Nach weiteren Verzögerungen infolge der Corona-Pandemie und aufgrund von Materialmangel konnte das Unternehmen Ende des vergangenen Jahres nun sein neues Bürogebäude eröffnen. Entstanden ist ein offenes, modernes Multispace-Konzept, das stetig auf seinen Nutzen für die Belegschaft überprüft wird. So wurden in Bereichen, in denen sich herausstellte, dass Einzelbüros ein effektiveres Arbeiten ermöglichen, Wände nachträglich auch wieder eingezogen.

Infolge des Wachstums in den vergangenen Jahren hat Wolfcraft seinen Standort in Kempenich erweitert und optimiert. 
Infolge des Wachstums in den vergangenen Jahren hat Wolfcraft seinen Standort in Kempenich erweitert und optimiert.  (Quelle: Wolfcraft)

Diese Flexibilität, etwas auszuprobieren und es letztlich wieder abzubrechen, wenn es nicht den gewünschten Erfolg zeigt – das zeichnet Wolfcraft aus. Sie findet sich in der Produktentwicklung ebenso wie in der Auswahl neuer Tools, die Mitarbeitende unterstützen sollen, wie etwa KI-Lösungen und automatisierte Systeme. Während selbstfahrende Transportmittel in der Logistik bereits Entlastung bringen und stellenweise Prozesse in der Produktion automatisiert ablaufen, während automatisierte Texterstellung im Marketing schon länger Anwendung findet, werden KI-Lösungen erst einmal auf ihren tatsächlichen Nutzen hin überprüft. So erprobt man die Unterstützung durch eine künstliche Intelligenz im rechtlichen Umfeld derzeit im Rahmen eines zwölfmonatigen Projekts. Und auch die Entwicklung eines KI-basierten Chatbots erfolgt erst dann, wenn die Daten dafür ausreichend qualifiziert sind.

Diese Einstellung ist umso wichtiger mit Blick auf die zukünftige Entwicklung, findet Hurth: „Der Handel steht unter Druck. Er hat mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Insbesondere: Wie bekomme ich Kundschaft in meine Läden?“ Mit neuen Kategorien, auch für junge Zielgruppen – davon ist man bei Wolfcraft überzeugt und arbeitet aktuell aktiv an entsprechenden Lösungen. „Wir sind nicht der eine Hersteller für dieses eine Produkt, wir sind da sehr flexibel.“ Derzeit gebe es neue Entwicklungen etwa in Richtung mehr Lifestyle, mehr Service im Handel und Trendprodukte wie Akustikpaneele. Auch im DIY-Möbelbau sieht er viel Potenzial, was sich insbesondere auf Pinterest und Tiktok zeige. „Wir wollen Neues machen und über den Tellerrand schauen“, hält er fest.

Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 10/2025.

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