Das Hochwasser, die Baumärkte und das Wochenende

17.08.2002

Baumarktbetreiber werden in Zeitungen als „Geschäftemacher“ kritisiert, dabei würde ohne ihren Einsatz die Katastrophe noch weit schlimmer ausfallen

Die Samstagszeitungen sind voll von Berichten über das Hochwasser in Ostdeutschland, Bayern und Österreich sowie über die aktuelle Rolle von Baumärkten und DIY-Lieferanten bei dieser Flutkatastrophe. Dominierend sind zwei Artikel, die bundesweit in nahezu allen Tageszeitungen erschienen sind. Der eine berichtet positiv über „Millionen-Spenden deutscher Unternehmer für Hochwasseropfer“, der andere unterstellt unter der Überschrift „Das schwierige Geschäft mit der Katastrophe“ den Baumarktbetreibern indirekt Geschäftemacherei mit dem Unglück anderer: Die Katastrophe bedeute „für die Wirtschaft Aufträge von Milliardenwert“. Und weiter heißt es: „Zu den ersten, die mit der Jahrhundert-Flut Geld machen, gehören die Baumärkte. In den OBI,- Praktiker- oder Bauhaus-Filialen der Hochwasser-Regionen ist derzeit deutlich mehr Betrieb als sonst in der Ferienzeit ... Aber das Geschäft mit der Katastrophe ist schwierig. Aus Sorge um den Ruf setzen einige Baumarktketten die Preise herab“. Und ein Kommentar in den Nürnberger Nachrichten spricht mit Blick auf die Reaktion der Börse von „abgebrühten Zeitgenossen“, zitiert Helmut Schmidts Begriff des „Raubtierkapitalismus“ und spricht von Irritationen über „die lang ersehnte Konjunkturspritze“. Gemeint ist die Hochwasserkatastrophe und deren Folgen!
Man fragt sich, was sollen sie denn machen, die Baumarktbetreiber? Öffnen sie ihre Märkte auch am Wochenende, besorgen Schmutzwasserpumpen, Schaufeln und Gummistiefel, geben Rabatte, verteilen Sand und Sandsäcke – dann geschieht dies nur aus geschäftlichem Egoismus. Tun sie nichts, dann sind sie verantwortungs- und gefühllose Zeitgenossen. Stellen sie sich auf die Notsituation mit speziellen Programmen und Dienstleistungen ein, so wollen sie nur Reibach machen; erleiden sie womöglich selbst Schaden, so ist das eben unternehmerisches Risiko. Das ist die Scheinmoral journalistischer „Gutmenschen“.
Dennoch bleibt das Problem bestehen, dass die Baumarktketten in dieser Zeit ein Imageproblem haben. Und man kann sich schon die Frage stellen, ob sie gegen dieses Bild in der Öffentlichkeit mit unkoordinierten Einzelaktionen ankommen. Da tut Zusammenarbeit Not, eine gemeinsame Aktion der Spitzenverbände (gleich ob BHB, IVG, BDB oder andere Organisationen) ist überfällig!
BMW und Daimler-Chrysler spendeten jeweils eine Mio. €, Ikea 200.000 €, die Mitarbeiter der Adam Opel AG spenden den Wert einer Arbeitsstunde, Ideen und Taten gibt es schon viele. Miele überprüft alle geschädigten Geräte kostenlos und trägt 50 Prozent der Reparaturkosten, Kärcher verkauft seine Reinigungsgeräte zu deutlich gesenkten Preisen. In den Katastrophengebieten in Ober- und Niederösterreich dürfen und sollen (!) gerade die Baumärkte auch am morgigen Sonntag geöffnet hlten. Auch z.B. in Magdeburg wurden von der Stadtverwltung außergewöhnliche Geschäftsöffnungszeiten genehmigt. Die Geschäfte sind dort heute zusätzlich von 16 bis 22 Uhr und morgen am Sonntag von 6 bis 22 Uhr geöffnet, damit keine Engpässe entstehen. Was ist das: Geschäftemacherei oder Dienst an der Allgemeinheit?
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