„Ein wachsender und stabiler Markt“

21.08.2007
Im noblen Ambiente von Monrepos in Ludwigsburg hatten die Floramedia-Schlossgespräche Premiere. Unter anderem sprach Heinz Herker, Präsident des Zentralverbands Gartenbau, über die Chancen des Einzelhandels

Der kollegiale Austausch unter den rund 40 Gästen war dabei ebenso wichtig wie die informativen Vorträge, die viel Stoff für die Floramedia-Schlossgespräche geboten haben. „Mit den Schlossgesprächen kann sich ein neuer Branchentreff heraus bilden“, meinte einer der Teilnehmer. Peter Altrichter, Geschäftsführer der Floramedia Deutschland KG, bestätigt: „Wir möchten regelmäßig in außergewöhnlichem Ambiente die Basis für gemeinsame Visionen schaffen“.
Dabei erhielt er namhafte Unterstützung in Person von Steven Lak, dem Vorstandsvorsitzenden der Mercurius-Group, die weltweit die Konzern-Geschicke leitet. Lak schilderte die Entwicklung von der ‚Druckerei’ zum Dienstleister mit Projektmanagement-Qualitäten, die Floramedia in einem sich wandelnden Markt vollzogen hat. „Früher spielte sich der Grüne Markt traditionsbewusst und lokal unter Fachleuten ab“, erklärte Lak. „Heute haben wir mit einem globalen Markt zu tun, in dem immer mehr Händler immer weniger Ahnung vom grünen Produkt haben. Beratung wird so immer wichtiger.“ Wo der Markt hin führt, damit befassten sich die Gastreferenten der Schlossgespräche in ihren Vorträgen.
Heinz Herker, Präsident des Zentralverbands Gartenbau, bezeichnete die „Chancen des Einzelhandels im veränderten Markt“, so der Titel seines Referats, als „hervorragend. Es ist ein wachsender Markt, ein stabiler Markt. Handel und Dienstleistung mit Grün treffen auf keine gesättigten Märkte, sondern unsere lebenden Produkte bedürfen der ständigen Erneuerung und Pflege. Die Frage wird nur die sein, wer sich in diesem Markt behauptet“, sagte Herker.
In seiner profunden Analyse von Entwicklungen und Marktsegmenten von A wie Aldi bis B wie Blumengeschäft forderte Herker die Konzentration auf „Standort, Standort und nochmals Standort, Aufmachung und Erscheinungsbild – den Markt nicht leichtfertig anderen überlassen.“ Viele Spezialisierungsmöglichkeiten würden noch nicht konsequent genutzt: „Es kann nicht erfolgreich sein, anderen etwas nachzumachen, abzukupfern und dabei die eigenen Stärken und Möglichkeiten zu vergessen. Der Weg ist, erkennbares Profil zu zeigen“.
Herker betonte: „Die Chancen sind weit größer als die Risiken. Der positive Trend für unsere Produkte ist ungebrochen; und bei zunehmender Industrialisierung, Technisierung und Versiegelung natürlicher Flächen bescheinigen uns Zukunftsforscher hervorragende Perspektiven“.
Genau damit befasste sich dann Dr. Susanne Lux, Spezialistin für Statistik und Marktinformationssysteme der Grünen Branche, in ihrem Referat „Absatz von Blumen und Pflanzen – Die Erfolgsfaktoren morgen und übermorgen“. Auf Basis der Erkenntnisse von Zukunftsforscher Matthias Horx fragte Dr. Lux: Wie wirken sich gesamtgesellschaftliche Entwicklungen – Individualisierung, Fernbeziehungen, Berufstätigkeit der Mutter, Zeitknappheit, multikulturelle Gesellschaft oder Seniorenanteil – mittel- und langfristig auf die Blumen- und Pflanzenmärkte aus?
So gibt ein Zwei-Personen-Haushalt pro Kopf doppelt so viel Geld für Blumen und Pflanzen aus wie ein Single-Haushalt, was den Trend zur Individualisierung in neuem Licht erscheinen lässt. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen immer älter werden, ist unter diesem Aspekt eine gute Nachricht: „Während die jungen Menschen bis 24 Jahre pro Jahr 14 € für Blumen und Pflanzen ausgeben, sind es bei den über 60-Jährigen 131 €“, so Dr. Lux.
„Alle wollen älter werden – aber kein Mensch will alt sein!“, nahm Monika Block den Faden auf. Die Geschäftsführerin der Galeria Kaufhof-Filiale in Dortmund, Vorstandsmitglied des Einzelhandelsverbands, befasste sich in ihrem eindrucksvollen Vortrag „Vom Grauen Panther zum Goldenen Kalb“ mit dem Best Ager aus Sicht des Handels.
„Ich bin heute bei Ihnen als ‚Frau von der Front’. Ich leite die Galeria Kaufhof-Filiale in einer der am stärksten frequentierten Einkaufsmeilen Deutschlands. Und mein Haus gehört in unserem Unternehmen zur Pilotfiliale in Sachen Silver Market“, stellte die Referentin sich vor, um sogleich klarzustellen: „Wir nennen den Silver Market ‚Generation 50plus’ – wer ist denn schon noch ‚silver’ in der dieser Zielgruppe? Die meisten genauso wenig wie ich. Und ich würde kein ‚Senioren-Warenhaus’ betreten!“
Mit welchen Maßnahmen sie ihrem Warenhaus dennoch Modell-Charakter verleiht: „Wenn Sie in mein Haus kommen, egal, ob Sie 30 oder 60 sind, werden Sie unbewusst eine gewisse Behaglichkeit wahrnehmen. Die Gänge sind breit angelegt, es gibt kein Gedrängel und auch nicht den Eindruck von Stress und Hektik. Um die Beschilderungen zu lesen, brauchen Sie keine Lupe. Auch nicht für unsere Kassenbons“, so einige Beispiele. Das Galeria-Kaufhof-Konzept laute also: So bequem und serviceorientiert sein, dass Kunden aller Altersstufen zurecht kommen und sich wohl fühlen.
„Die Maßstäbe dafür setzen diejenigen, um die es geht: Die Zielgruppe 50 plus“, so Monika Block. „Natürlich haben wir vor Augen, dass im Silver Market mit 90 Mrd. € jährlich die stärkste Kaufkraft liegt. Sonst wären wir ja keine Kaufleute. Und inzwischen ist auch jeder vierte Besucher bei uns über 50, was ziemlich exakt der Bevölkerungsstruktur entspricht.“
Doch die Bestager wollten keineswegs als ältere Menschen angesprochen werden, erläuterte Monika Block. „Über 50-Jährige fühlen sich 10 bis 15 Jahre jünger, sehen meistens auch so aus und erwarten, dass man sie als Kunden auch so sieht und behandelt. Reinhold Messner erklimmt Achttausender notfalls im Handstand, aber zum Lesen braucht er eine Brille. Schließlich ist er auch über 60“, sagte Monika Block.
Ihr Resümee: „Service steht über allem. Service ist das Sahnehäubchen, und nur das über-erfüllt die Erwartungen und wird registriert“.
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