Praktiker verkleinert Vorstand und verlegt Firmenzentrale nach Hamburg

24.11.2011
Der Aufsichtsrat verabschiedet ein weitreichendes Restrukturierungsprogramm in Höhe von über 300 Mio. €. In Deutschland sollen bis zu 15 Prozent der Standorte geschlossen werden

Ein umfangreiches Investitionsprogramm zur Schärfung der Zwei-Marken-Strategie in Deutschland, eine komprimierte Organisation mit einer gemeinsamen Zentrale in Hamburg und ein optimiertes Standort- und Länderportfolio sollen den Praktiker-Konzern mittelfristig wieder zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Einem entsprechenden Restrukturierungskonzept hat der Aufsichtsrat der Praktiker AG am Donnerstag, dem 24. November 2011, zugestimmt. Im Rahmen des Restrukturierungspakets ist auch die Zahl der Vorstandsmitglieder verringert und der Geschäftsverteilungsplan entsprechend angepasst worden. Michael Arnold, bisher zuständig für das Auslandsgeschäft, das Standortmanagement und den Personalbereich des Baumarktbetreibers, und Pascal Warnking, bisher verantwortlich für das gesamte Deutschlandgeschäft, sind aus dem Vorstand ausgeschieden. Arnold will sich Aufgaben außerhalb des Praktiker-Konzerns zuwenden, Warnking geht in die Wissenschaft. Mit der Verkleinerung des Vorstands hat sich auch der Geschäftsverteilungsplan geändert. Ab sofort zeichnet Thomas Fox, der seit Anfang Oktober den Konzern leitet, für das gesamte operative Geschäft im In- und Ausland verantwortlich. Personal und Standortmanagement liegen bei Josef Schultheis, der als Chief Restructuring Officer dem Vorstand seit Mitte August angehört. Markus Schürholz bleibt unverändert für den gesamten Finanzbereich sowie für IT und Logistik zuständig. Strategisch steht die Schärfung der Zwei-Marken-Strategie in Deutschland im Zentrum des Restrukturierungspakets und damit die Absicht, die Flächenproduktivität des deutschen Filialnetzes zu erhöhen. Die Positionierung der beiden Marken Praktiker und Max Bahr soll bestehen bleiben, die Markenprofile aber weiterentwickelt werden. Bei Max Bahr werden die Dienstleistungsangebote für den Kunden ausgeweitet, bei Praktiker die Maßnahmen zur Neupositionierung fortgeführt. Praktiker will dabei noch stärker auf den selbsterklärenden, diskontierenden Baumarkt mit einfacher Kundenführung im Markt, einer weiter vereinfachten Preis-, Qualitäts- und Markenstruktur, einer durchgängigen Präsentation der Eigenmarke Praktiker als „clevere Wahl“ und weiteren Anpassungen der Regalpreise setzen. Anfang 2012 sollen die ersten Märkte, die das neue Konzept für den Kunden durchgängig erlebbar machen, umgerüstet sein.  Zur Modernisierung aller Standorte und für die Überarbeitung der Sortimente und Angebotskategorien ist bei Praktiker in den nächsten drei Jahren eine kräftige Aufstockung der Investitionen geplant. Insgesamt sollen in diesem Zeitraum mehr als 300 Mio. € für die Profilierung beider Konzernmarken und den neuen Gesamtauftritt aufgewendet und Finanzmittel in entsprechender Größenordnung beschafft werden. Die Wirtschaftlichkeit des Praktiker-Konzerns soll auch von einer erhöhten Effizienz in Führung und Organisation des Unternehmens profitieren. Dafür soll die Entscheidung sorgen, die beiden bisherigen deutschen Zentralen der Vertriebslinien Praktiker (Kirkel, Saarland) und Max Bahr (Hamburg) zu einer einzigen Konzernzentrale mit Sitz in Hamburg zusammenzulegen. Geplant ist, im ersten Schritt alle wesentlichen operativen Einheiten von Praktiker Deutschland, insbesondere Einkauf und Category Management, sobald wie möglich von Kirkel in die Hansestadt zu verlegen. Im zweiten Schritt sollen weitere Konzernfunktionen folgen. Im Praktiker-Konzern und in outgesourcten Unternehmensteilen sollen am Ende des Restrukturierungsprozesses rund zwei Drittel der heutigen Arbeitsplätze mit zentralen Funktionen erhalten bleiben. Mit der Schaffung einer gemeinsamen Zentrale wird zudem die innere Organisation der operativen Bereiche verändert. Category Management und Einkauf werden in einer operativen Einheit zusammengefasst, die für alle Vertriebslinien tätig ist. Die Zusammenlegung der Zentralen mit dem damit verbundenen Personalabbau soll einen Beitrag leisten, die Kosten im Konzern auf ein "wettbewerbsfähiges Niveau", so das Unternehmen in einer Pressemitteilung, zu bringen. Diesem Ziel sollen auch weitere Bestandteile des Restrukturierungspakets dienen. U. a. will das Unternehmen mit den Vermietern der Märkte in Verhandlungen treten, um "marktkonforme Mietkonditionen" zu erreichen. Zusätzlich gestärkt werden soll die Ertragskraft des Konzerns durch eine Optimierung des Standort- und Auslandsportfolios. So sollen solche Märkte geschlossen werden, die dauerhaft und ohne Aussicht auf Besserung Verluste erwirtschaften. Nach diesem Maßstab stehen im deutschen Filialnetz von Praktiker im nächsten Jahr etwa 15 Prozent der derzeit 236 Märkte zur Überprüfung an. Wegen anhaltenden Mangels an Ertragskraft wird sich Praktiker zudem aus Albanien zurückziehen und weitere Auslandsengagements auf den Prüfstand stellen. „In Summe werden diese Maßnahmen Praktiker in zwei Jahren wieder zu einer soliden Ertragslage verhelfen.“ sagte Thomas Fox, Vorstandsvorsitzender der Praktiker AG.
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