Hintergrund der im Bundeskabinett beschlossenen Neuregelung ist der Umgang von Online-Händlern mit Retouren, die laut einer Studie der Universität Bamberg zufolge in vier Prozent aller Fälle von den Händlern in den Müll geworfen werden. Vor allem Amazon stand zuletzt durch verschiedene Fernseh- und Zeitungsberichte aufgrund seiner Retouren-Praxis in der Kritik.
Für die nun auf den Weg gebrachte Änderung haben Beamte des von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) geführten Ministeriums einen neuen Rechtsbegriff in das Abfallgesetz eingeführt: die sogenannte Obhutspflicht. Diese nimmt Händler für die von ihnen im Laden oder im Internet verkauften Artikel in die Verantwortung. Im Prinzip müssen die Unternehmen künftig dafür sorgen, dass ihre Produkte im Fall einer Rücksendung nicht zu Abfall werden, sondern gespendet oder als B-Ware weiterverkauft werden. Im Beamtendeutsch heißt das dort, die Händler müssten "die Gebrauchstauglichkeit der Erzeugnisse" erhalten.
Der HDE kritisiert nun, dass das Bundesumweltministerium durch die neuen Berichtspflichten für Retouren-Ware zusätzlich bürokratische Hürden für den Handel aufbaue, ohne dass laut dem Verband klar sei, was am Ende mit den Daten passieren soll. Als sinnvoller sieht es der HDE an, bei der Reduzierung der Zahl der Rücksendungen auf den vermehrten Einsatz von Systemen künstlicher Intelligenz zu setzen. Die Lieferungen könnten so laut HDE immer passgenauer auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten werden: "Da diese Systeme immer leistungsfähiger werden, rechnet die Branche damit, dass die Retouren künftig noch weniger werden. Zudem muss das Spenden retournierter Ware erleichtert werden", schreibt der Verband.
Derzeit muss der Händler auf gespendete Waren Umsatzsteuer bezahlen, obwohl er keinen Gewinn damit erzielt hat. Genth: "Das kann sich auf Dauer kein Unternehmen leisten. Deshalb müssen Sachspenden von der Umsatzsteuer befreit werden. Hier ist die Politik gefordert." Außerdem müssten die Verbraucher sensibilisiert werden, die Zahl der Rücksendungen zu reduzieren. Es müsse deutlich sein, welche Kosten den Unternehmen und der Umwelt durch eine Rücksendung entstehen. Hier sei eine gesamtgesellschaftliche Debatte gefragt.