Der Diplomgärtner und Unternehmer Niels Lund Chrestensen ist am 16. August 2025 im Alter von 85 Jahren verstorben, wie das Gartenbauunternehmen N.L. Chrestensen in einem Nachruf bekannt gegeben hat. Chrestensen habe über Jahrzehnte hinweg maßgeblich zur Entwicklung des Familienunternehmens in Erfurt beigetragen, heißt es in der Mitteilung.
Chrestensen war 1967 in den elterlichen Betrieb eingetreten und hatte dort bald die Leitung der Produktionsabteilung übernommen. Trotz der Verstaatlichung 1972 blieb er im VEB Erfurter Blumensamen in führender Position tätig und verantwortete die Blumensaatgutproduktion für nationale und internationale Märkte. Neben seiner Arbeit engagierte er sich als landwirtschaftlicher Entwicklungshelfer in Afrika und war politisch als Mitglied der NDPD (eine Blockpartei der DDR, die nach der Wende in der FDP aufging) sowie der Stadtverordnetenversammlung Erfurt aktiv.
Nach der Wiedervereinigung setzte Chrestensen den Weg der Reprivatisierung fort: Gemeinsam mit seinem Bruder übernahm er wieder die Geschäftsleitung des Familienunternehmens. Als Präsident der Industrie- und Handelskammer Erfurt ab 1990 sowie später als Vizepräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages beeinflusste er die Wirtschaftsentwicklung in Thüringen und Ostdeutschland. Er war zudem Berater im „Aufbau Ost“ unter Bundeskanzler Helmut Kohl und Mitglied der Zukunftskommission des Freistaats Thüringen, darüber hinaus über 16 Jahre im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG. Bis Anfang 2011 vertrat er ferner das Königreich Dänemark als Honorarkonsul in Erfurt.
Für sein Engagement erhielt er 1999 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2005 den Verdienstorden des Freistaats Thüringen und 2010 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse – überdies zahlreiche Auszeichnungen wie die IHK-Ehrennadel und den Mittelstands-Unternehmerpreis.
Chrestensen hinterlässt ein Unternehmen, das sich seit der Reprivatisierung erfolgreich etabliert hat: mit neuem Logistikzentrum im Borntal (seit 1994), etwa 100 Mitarbeitenden und Vertrieb von über 1.000 Pflanzenarten weltweit, darunter mehr als 200 eigene Züchtungen.