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„Sehr geehrter Herr Werner, sehr geehrter Herr Hornbach“

Unter dem Betreff Preispolitik hat sich der Hagebau-Gesellschafter Frieder Bolay direkt an zwei große Wettbewerber gewandt: In offenen Briefen an die Vorstandsvorsitzenden von Praktiker und Hornbach, Wolfgang Werner und Albrecht Hornbach, fordert er: „Spanne statt verramschen!“ DIYonline dokumentiert sein Plädoyer fürs Geld-Verdienen

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Betreff: Preispolitik
Sehr geehrter Herr Werner,
gestern und heute wurde ich von meinen Mitarbeitern angesprochen: "Warum macht Praktiker das?" Unsere Umsätze haben zwei Monate lang wieder gestimmt und die ersten beiden Septemberwochen waren verheißungsvoll. Dann kommt die "Rabattwoche" von Praktiker und fetzt alle Investitionsvorhaben der Kunden für die Baumärkte weg. Weg! Und nicht mal der, der's initiiert, hat einen Nutzen daraus. Umsatz ohne Spanne.
Letztes Jahr haben Ihnen zwei Rabattwochen zwar ein Umsatzplus beschert, Sie aber nicht aus den roten Zahlen geführt. Dieses Jahr müssen es wenigstens vier Wochen sein, um den gleichen Effekt einigermaßen zu erreichen. Das ist mir klar. Aber die Wirkung ist immer nur begrenzt: eine Woche Ausverkauf, Chaos, danach wieder drei Monate Tränen.
Indessen haben wir durchaus auch profitiert:
Weshalb?
Weil wir genau aus den Praktikerstandorten seit letztem Jahr verstärkten Zulauf haben. Nicht die Schnäppchen-Jäger, sondern die Kunden, die sehnsüchtig nach Beratung und gutem Service zu verlässlichen Preisen sind. Davon gibt es zum Glück für uns durchaus viele. Trotzdem: die leichten Umsatz- und Spannensteigerungen, die wir auch in den letzten beiden Jahren erreicht haben, sacken jedes viertel Jahr wieder für zwei Wochen zusammen, der "Bon" verliert zwangsläufig, weil die großen Posten, die ohnehin unter 20% kalkuliert sind, unter Einstandspreis von Praktiker verschenkt werden. Meine Mitarbeiter können das nicht nachvollziehen!
Im Oktober beherrschte die Krise bei Karstadt die Schlagzeilen. Nicht nur in den Baumärkten, sondern in der gesamten Einzelhandelsszene wird kein oder viel zu wenig Geld verdient.
Eigentlich wäre es einfach: Wir alle heben die Preise um 3 oder besser um 5% an. Alle verdienen Geld und die Guten verdienen ordentlich Geld! Und das schon im nächsten Jahr und nicht erst in zehn Jahren. Wenn wir ein Jahr lang 5% Gewinn gemacht haben, geben wir 1% davon für zusätzliches Personal aus. Wir stellen an jedem Standort ein paar Mitarbeiter mehr ein und zahlen feiwillig 3% mehr Lohn. Dann freuen sich der Bundeskanzler, der Wirtschaftsminister und die Funktionäre bei Verdi, weil sie bei uns Probleme à la Karstadt nicht lösen müssen, es gibt ja keine großen Probleme mehr, nur noch kleine. Die Kaufkraft der Bevölkerung soll gestärkt werden. Fangen wir bei unseren eigenen Mitarbeitern an, die Grundlage dafür zu legen. Alle monieren, die Angestellten im Einzelhandel seien unterbezahlt. Wir jammern dann nicht mehr, weil…
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