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Krisenmanager gesucht

Jede Krise braucht ihren speziellen Manager, davon ist Christoph Zeiss überzeugt. Da kann man schon einmal Anleihen machen bei Kaisern, Machtpolitikern, Kirchenreformern und Wissenschaftlern

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Die heilende oder gar rettende Führungskraft für die Anforderungen einer Unternehmenskrise ist eine Traumfigur: Vital, konsequent, entscheidungsfreudig, stressstabil, zielbewusst – die „big five“. Sie signalisieren die rasche Umsetzung unvermeidlicher Grausamkeiten, das Durchschlagen des gordischen Knotens, den Kraftakt, das große Aufräumen. Man fragt sich doch, warum genau dieser Typ nur in Krisenzeiten und nicht schon vorher gefragt ist. Sind die „big five“ nicht die Schlüssel-Qualifikationen schlechthin? Da reizt es doch, eine Krisenkompetenz zum Generalschlüssel auszurufen. Als Ausweis allererster Kompetenz galt noch vor wenigen Jahren, dass der Manager ein psychiatrisches Symptom offenbarte – die Vision. Das Auftreten von Visionen gilt in der Medizin als alarmierender Vorbote einer schizophrenen Erkrankung. Aber ausgerechnet ein Manager musste sich mit Visionen empfehlen. In keinem Anforderungsprofil jener Zeit durfte die Vision und ein „Bekenntnis“ fehlen. Inzwischen haben die meisten Investoren und Aufsichtsräte gelernt, dass man Visionären und Bekennern besser mit Vorsicht begegnet. Das gilt auch für den Krisenmanager. Es gibt keine zwei gleichen Krisen, sondern die verschiedensten Situationen, in denen die Probleme überhand nehmen.
Christoph Zeiss von Hofmann & Heads!, München
Zum Beispiel die Wachstumskrise: Das ist jener Wendepunkt, an dem Wachstum in Chaos übergeht. Da ist ein trittfester Systematiker gefragt, der zu organisieren weiß, häuslich ist und seine Leistungen nicht an den Bonusmeilen abzulesen pflegt, einer wie Ignatius von Loyola, dessen Organisationshandbuch seit 1541 die Jesuiten zum Erfolg steuert.
Oder die Existenzkrise: Das ist die Phase vor der drohenden unfreundlichen Übernahme, vor Fusion, Verschmelzung, vor einem Wechsel der Besitzverhältnisse einschließlich aller Arten von Plünderung. Da ist der richtige Mann ein Stratege mit Fingerspitzengefühl, der selbstbewusste Diplomat, die unbestechliche Instanz, der unnachsichtige Disziplinator der oberen Leitungsebenen, die Fleisch gewordene Autorität, möglichst standortnah beheimatet, einer wie der Allianzenschmied und Regierungsberater Niccolo Machiavelli, von dessen Leistungen das Haus Medici noch heute zehrt.
Und dann gibt es die Marktkrise: Manches Unternehmen verschläft sie einfach. Neue technische Lösungen und gesetzliche Vorschriften, Bedarfsschwund durch Änderung der Lebensformen, Wegfall gewohnter Subventionen – da wäre ein Change-Manager gefragt, einer, der Ressourcen…
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