Das Problem mit den Öffnungszeiten

Zeus- und Hagebau-Geschäftsführer Michael Baumgardt hat recht: Was nützt es, wenn eine Kooperationszentrale die besten Programme und Konzepte entwickelt, die lokalen Gesellschafter dies aber durch undiszipliniertes Verhalten oder durch mangelnde Einsicht konterkarieren. Da könnten, so Baumgardt, „die Basics noch so stimmen“, wer jedoch vor Ort – und hier sind die Mitglieder von allen Kooperationen angesprochen – seine Aufgaben nicht macht, der verliert im Wettbewerb mit den Filialbetreibern. Er verliert zuerst Kunden, dann Umsatz, dann Rohertrag.
Wegführung und Ordnung in Baumärkten wäre da so ein Beispiel. Auf dem letzten Zeus-Führungsforum kam ein neues hinzu: die Ladenöffnungszeiten. Die Zeus hat sich da einmal die Öffnungszeiten der eigenen Werkmärkte etwas genauer angesehen und mit den Wettbewerbern verglichen. Und dann hat man dies verglichen mit den Umsätzen, die in diesen Zeiten erzielt wurden. Moderne Warenwirtschaftssysteme machen es halt möglich.
Das Ergebnis: Viele Werkmarktbetreiber haben dann geöffnet, wenn wenig Umsatz gemacht wird, und haben dann geschlossen, wenn andere ihre Spitzenumsätze einfahren. Die durchschnittliche wöchentliche Öffnungszeit eines Werkmarktes beträgt 55 Stunden, die seiner Wettbewerber 72 Stunden, also rund 30 Prozent mehr. Viele Werkmärkte schließen bis zu 2,5 Stunden über die Mittagszeit, haben unterschiedliche Sommer- und Winteröffnungszeiten, bieten unterschiedliche Öffnungszeiten an Samstagen an (ein Mal im Monat ein langer Samstag bis 18 Uhr) oder schließen gar ganz am Mittwochnachmittag. Wetten, dass es bei EMV oder I&M Interbaustoff ähnlich aussieht?
Baumgardt weiter: „Ich kann es schon gar nicht mehr hören, wenn es dann heißt, unser Kunde weiß das alles und hat sich darauf eingestellt.“ Der Kunde habe sein Einkaufsverhalten bereits umgestellt.  Binnen eines Jahres (2004 auf 2005) stieg beispielsweise der Anteil des Samstagsumsatzes der Hagebaumärkte am Wochenumsatz von 18,3 auf 19,6 Prozent an. Der Samstag wurde damit zum stärksten Umsatztag.
Und was machen die Werkmärkte? 39 Prozent schließen samstags um 13 Uhr, während die Hälfte der Baumärkte bis 20 Uhr ihre Türen offen halten. Wenn wochentags die Werkmärkte morgens zwischen acht und neun Uhr geöffnet haben, generieren sie in dieser einen Stunde nur 5,9 Prozent ihres Tagesumsatzes. Wenn die Werkmärkte am Samstagnachmittag geschlossen haben, erzielen andere in der Zeit von 16 bis 20 Uhr 22,1 Prozent ihres Tagesumsatzes. Und: Hagebau-Märkte, die am Samstag bis 20 Uhr geöffnet haben, generieren im Schnitt 23,2 Prozent ihres Wochenumsatzes nur an diesem einen Tag.
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Dr. Joachim Bengelsdorf
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