Blumen aus Bellevue

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Als die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen kürzlich verkündete, dass sich die Hälfte der Deutschen keine Urlaubsreise mehr leisten könne, hat sie zum Trost gleich die Vorteile von „Balkonien“ mitgeliefert: „Zehn Argumente für den Urlaub in ‚Bad Meingarten’“, lautete der Zwischentitel der Pressemitteilung. Bei diesen Stichwörtern nimmt der Gartenredakteur natürlich Witterung auf und freut sich auf eine weitere Bestätigung der seit dem Beginn der Krise stets geäußerten Hoffnung: Die grüne Branche werde von der allgemeinen Verunsicherung der Verbraucher profitieren.Doch mit jeder Zeile der BAT-Mitteilung fällt die Ernüchterung schlimmer aus: Kein einziges der zehn Argumente für „Bad Meingarten“ beschäftigt sich wirklich mit dem Garten. Daheim-urlauber sparen Geld und Nerven, sie riskieren keine Enttäuschung und haben Zeit für Freunde. Freude an schönen Pflanzen? Spaß an der Gartengestaltung, der auch noch gesund ist? Entspannung in der eigenen grünen Oase? Kein Wort davon. Trotz vereinzelter Versuche (etwa der Floristen) schafft es die grüne Branche offenbar nicht, sich mit ihren Argumenten fürs Grün mehr Gehör zu verschaffen. Wer sollte sie auch machen, die PR für den Garten? Schließlich fehlen hierzulande Sympathieträger wie Michelle Obama und die Queen, die neben dem Weißen Haus beziehungsweise dem Buckingham Palace ihr Gemüse ziehen. Vergeblich dürfte man wohl darauf warten, dass Eva Köhler ihre eigene Blumenrabatte auf Schloss Bellevue gießt oder Professor Sauer die Kantine des Kanzleramtes mit frischen Kräutern versorgt. Also müssten die Fachverbände ran und die Lobbyarbeit machen. Doch der BHB, der ja ausgeschrieben auch ein Bundesverband der Gartenfachmärkte ist, scheint im Moment eher mit sich selbst beschäftigt. Der VDG oder der IVG? Von Struktur und Auftrag her nicht umfassend genug. Bleiben die Hersteller. Dass sie zu einigem im Stande sind, zeigt das Beispiel des Segments Grill. Dessen Wachstumsraten darf man mit Fug und Recht auf die Basisarbeit einiger weniger Premiumhersteller zurückführen. Gerade erst ist die CMA glorreich untergegangen. Kann man da allen Ernstes fordern, wieder ein paar Millionen für Branchenwerbung in die Hand zu nehmen? Man kann sich wenigstens seine Gedanken machen: Statt regelmäßig den WKZ einzufordern beziehungsweise zähneknirschend zu zahlen und das Geld in Preissenkungen zu versenken, wäre die Summe in einer gemeinsamen Kampagne mindestens genauso sinnvoll angelegt. Nur zur Erinnerung: Das hässliche Kürzel steht für das schöne Wort „Werbekostenzuschuss“. Rainer Strnad
Kontakt: Tel.: 07243/575-207 r.strnad@daehne.de
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