Ein gschamiges Thema

Im Bayerischen und Österreichischen gibt es einen besonderen Begriff für etwas, das einem peinlich ist, über das man nur zurückhaltend spricht, dem man sich nur sehr zögerlich nähert. „Gschamig“, ersatzweise auch „g’schamig“ geschrieben, verhält man sich, wenn man einen Zustand oder eine Tatsache nicht an die große Glocke hängen will, sich öffentlich ziert – oft aber im Geheimen oder hinten rum doch anders handelt. Solche Themen gibt es auch in der deutschen Do-it-yourself-Branche. Ein Bereich ist der Komplex „Der Profi in Baumärkten“. Während Baumarktbetreiber wie Hornbach und Bauhaus und erst recht die Einzelhandelssparte der Hagebau offensiv auf diese Klientel setzen, tun sich die Lieferanten damit deutlich schwerer, vor allem, wenn sie auf zwei Hochzeiten, dem Fach- und dem Einzelhandel, gleichzeitig tanzen. Das fängt bei einer Auswahl an professionellen Produkten und einem baumarktrelevanten Sortiment für Handwerker an, geht weiter zu einer zielgruppenkonformen Werbeansprache und Vermarktung und hört bei tausend Eiden zum Thema „Fachhandelstreue“ auf. Wer durch einen Standardbaumarkt mit offenen Augen geht, entdeckt immer mehr Anbieter, die man eigentlich nur im Fachhandel vermutet. Gleich ob Holzböden, Werkzeuge, Elektrogeräte, Sanitärinstallationen oder Baustoffe: Vorsichtig drängen immer mehr klassische Fachhandelslieferanten auch in die Baumärkte. Offiziell wird von Anbieterseite nicht gerne darüber geredet, der Einzelhandel führt dem interessierten Besucher dagegen gerne den exklusiven Stihl-Shop vor, um nur ein Beispiel zu nennen. Der Umsatz, der mit Profis, werkstattlosen Handwerkern und sogenannten „Profis auf Zeit“ gemacht wird, geht bei manchem Baumarktbetreiber schon auf die 20-Prozent-Marke zu. Tendenz: weiter wachsend. Für den Profi ist der Baumarkt vielleicht nicht die primäre Bezugsquelle seiner Ware, ist aber sehr wohl interessant, wenn es darum geht, zwischendurch Produkte aufzufüllen oder schnell für Ersatz für vergessenes oder ausgegangenes Material zu sorgen. Mit ihrem dichten Standortnetz haben da die Baumarktbetreiber eindeutig Vorteile und sind deshalb auch für Profi-Lieferanten interessant. Diese Chance sollten beide Seiten verstärkt nutzen. Es ist eine klassische Win-Win-Situation. Dr. Joachim Bengelsdorf P.S.: Nicht vergessen: Vom 4. bis 7. März findet in Köln die Eisenwarenmesse statt. Auch der Dähne Verlag ist wieder dabei und wird Sie erneut mit zahlreichen Aktionen und Neuheiten überraschen. Download: Ein gschamiges Thema (PDF-Datei)
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