Die Grenzen zerfließen

Beim diesjährigen BHB-Baumarktkongress stand das Thema „Internet“ extrem stark im Mittelpunkt der Ausführungen vieler Referenten. Die Chancen und Risiken für den stationären Handel, im Online-Handel vertreten (oder auch nicht vertreten) zu sein, wurden in praktisch jedem Vortrag auf die eine oder andere Weise und in unterschiedlicher Breite formuliert. Der Überraschungseffekt war jedoch gering. In der Regel wurde beschrieben, was gerade in diesem Bereich passiert und wie die Baumarktbranche davon tangiert wird. Konkrete Vorschläge und Hand­lungsanweisungen, auch das Aufzeigen von Fehlentwicklungen waren eher die Ausnahme. Andreas Häntsch brachte jedoch einen neuen Aspekt in die Debatte ein. Klar, er vertrat auf dem Kongress in Berlin die Position seines Arbeitsgebers Ebay, aber dennoch sind die Ergebnisse einer von seinem Unternehmen durchgeführten Befragung von Konsumenten (Studie „Zukunft des Handels“) beachtens- und bedenkenswert. Demnach glauben zwar über Dreiviertel (76 Prozent), dass man auch zukünftig beispielsweise Werkzeuge immer noch in den Regalen des stationären Handels finden werde, fast die Hälfte (48 Prozent, plus 30 Prozent „vielleicht) ist sich jedoch sicher, dass Läden in Zukunft vermehrt als reine Showrooms fungieren. In ihnen wird also nach Verbrauchermeinung gar nicht mehr verkauft, sondern die Ware nur noch präsentiert und bestellt. Geliefert wird dann – am besten am gleichen Tag – nach Hause. Können auch Baumärkte von dieser Entwicklung betroffen sein? Da mag es sortiments­spezifisch unterschiedliche Antworten geben. Eisenwaren mögen weniger betroffen sein, aber mittel- und hochpreisige Sortimente wie Elektrowerkzeuge, Gartenmöbel oder Gartengrills? Darüber nachgedacht werden muss auf jeden Fall, inwieweit a) so eine Entwicklung wirklich eintreten wird und ob b) diese dann auch relevant für die deutschen Baumärkte ist. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass schon heute die Grenzen zwischen dem, wer Händler und wer Lieferant ist, durch die Entwicklung des Online-Handels zerfließen. Der einstufige Online-Direktvertrieb wird für immer mehr Hersteller immer interessanter, denn hier haben sie die Kontrolle sowohl über die Wertschöpfungskette als auch über den Auftritt ihrer Marken. Neuerdings mischen aber auch die Logistiker als Online-Händler mit. So beispielsweise MeinPaket.de, ein Tochterunternehmen von DHL, das u. a. einen riesigen Haus und Garten-Bereich betreibt. Auf seinem E-Shopping-Portal verspricht das Unternehmen „Orientierung, Inspiration und sicheres Einkaufen“. Der Wettbewerb verschärft sich weiter. Dr. Joachim Bengelsdorf Download: Die Grenzen zerfließen (PDF-Datei)
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