Dr. Joachim Bengelsdorf

Editorial

Verbrannte Marke

Der Praktiker-Insolvenzverwalter bietet die Marke "Praktiker" zum Verkauf an. Mit dem Markennamen sowie den dazugehörenden Internetadressen sollen auch bis zu 15 Eigenmarkennamen des ehemaligen Billig-Baumarktbetreibers wie Faust oder Fleurelle veräußert werden. Die Glocke läutet, der finale Ausverkauf hat begonnen.Die Wahrscheinlichkeit, dass sich direkte deutsche Wettbewerber wie Obi und Co. für diese Marken interessieren, ist allerdings eher gering. Die Wirtschaftswoche, die den Verkauf bekannt machte, wies zu Recht darauf hin, dass die Marke "Praktiker" in den vergangenen Jahren so sehr gelitten hat, dass diese für normale Baumarktbetreiber einfach verbrannt ist. Aus der DIY-Branche kann und will sich wohl keiner mehr mit dem Namen "Praktiker" schmücken. Da spielt auch die Frage nach dem Preis der Marke dann fast keine Rolle mehr.Wer sich seit Jahren mit der Branche befasst, dem muss diese Entwicklung einfach wehtun. Praktiker stand einmal für echte Preisführerschaft, für ein zwar umstrittenes, aber dennoch unverwechselbares Konzept. Und was wurde in den Jahren aus dieser Marke? Jetzt gilt die Marke als so hoch-toxisch, dass sie gerade einmal noch für extrem preisaggressive Handelsunternehmen vor allen Dingen aus der Online-Branche interessant sein soll.Natürlich gilt auch in diesem Zusammenhang der alte Schiller-Spruch: "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen", so dass man sich eigentlich wenig Gedanken über die Zukunft des in Konkurs gegangenen Unternehmens sowie unserer Branche insgesamt machen muss. Und dennoch: Einfach so zur Tagesordnung übergehen sollte man in diesem Fall nicht. Denn die Ereignisse verdienen eine gründliche Analyse, wann und weshalb Praktiker auf die schiefe Bahn gesetzt wurde. Und auch wer dafür die Verantwortung trägt, gleich ob Muttergesellschaften oder Vorstände.Die Leidtragenden sind zuerst einmal die Mitarbeiter vor Ort - und die können oft am wenigsten für die missliche Lage des eigenen Unternehmens. Dann kommen zahlreiche Lieferanten, die tatsächlich oder beinahe auch mit in den Abgrund gerissen wurden. Und danach folgt das, was man gemeinhin als "der Markt" bezeichnet, also das Konglomerat von Kunden, Wettbewerbern, Anbietern, Meinungsmachern etc. Denn dieser "Markt" hatte auch lange Zeit unter dem schlechten Praktiker-Image gelitten.Demnächst dürfte also alles, was Praktiker betrifft, geklärt und abgewickelt sein. Bleibt nur noch eine Frage übrig: Was wird jetzt aus der Marke "Max Bahr"?
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