Rainer Strnad
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„The city never sleeps.“ Lange galt der ursprünglich auf New York gemünzte Ausdruck auch für den Einzelhandel: In der Innenstadt ist immer was los. Beziehungsweise war. Denn inzwischen schläft die Innenstadt als Shopping-Destination langsam ein. Viele fürchten sogar: Sie entschläft.

Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die Innenstadtflucht der Kunden in Zahlen gefasst: 6,6 Prozent weniger Passanten auf den Einkaufsstraßen als 2019; 4,3 Prozent weniger Ladengeschäfte von 2019 auf 2020, 10,2 Prozent weniger innerhalb von zehn Jahren; zweistellige Umsatzrückgänge bei Modeläden, Buchhandlungen oder Spielwarengeschäfte in diesem Jahr.

Das geschieht ausgerechnet in einer Phase, in der sich der DIY-Handel – wieder – mit der Innenstadtlage beschäftigt. In dieser Ausgabe berichten wir beispielsweise über den neuen Bauhaus-Standort mitten in Berlin. Aber man denke etwa auch an die Obi Machbar in der Kölner Fußgängerzone; oder an das Stadtgrün-Geschäft von Toom, der vor vier Jahren ein paar Hausnummern weiter als Pop-up-Store zusammen mit dem Stadtbunt-Markt in Frankfurt für Aufsehen gesorgt hat; oder an den Horst in Hamburg-Bahrenfeld des Hagebau-Gesellschafters Möller. Als Nahversorgerkonzept – wenn auch nicht mit dem Schwerpunkt Großstadt – passt auch das wiedererweckte Format Hagebau Kompakt, auf das die Werkers Welt-Standorte umgeflaggt werden, in diese Reihe.

Oder man schaue über die Grenzen: In Österreich hat sich die Vertriebslinie Let’s do it der 3e AG in einer Shopping-Mall eingemietet; in Frankreich betreiben Leroy Merlin, Castorama oder Mr. Bricolage ganz selbstverständlich Märkte in der Stadt; auf der Storetour zum Global DIY-Summit in Kopenhagen staunten die Teilnehmer, als die Manager von Silvan erklärten, der nur zu Fuß – oder natürlich per Rad – erreichbare Markt sei schon nach 15 Tage profitabel gewesen.

Haben die Macher dieser Retail-Konzepte also keine Angst vor zum Einschlafen langweiligen Innenstädten? Sie sehen vor allem das Potenzial – weil hier Zielgruppen mit anderen Präferenzen und deshalb aus Sicht des Handels neuen Angebotschancen erreicht werden können: junge Leute zum Beispiel, ohne Auto, aber mit Beratungsbedarf und dem Anspruch, dass sie mit dem Händler ihres Vertrauens auch online kommunizieren können. Diese aufgeweckten Kunden…

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