Um auch in Zukunft bestehen zu können, muss der stationäre Handel emotionale Erfahrungen bieten, die aktuelle kulturelle Entwicklungen widerspiegeln, den Gemeinschaftssinn ansprechen, zur Aktivität ermuntern oder Dienstleistungen entwickeln, die der Onlinehandel nicht bieten kann, und: sich immer wieder neu erfinden. Diese Auffassung untermauerte Kate Ancketill, Geschäftsführerin von GDR in London, einem Beratungsunternehmen für Handelsinnovationen, in einem Webinar der Messe Frankfurt anhand zahlreicher Beispiele. Eine wichtige Rolle nimmt dabei laut der Handelsexpertin die agentische künstliche Intelligenz ein. Sie ist heute schon dazu in der Lage, mit Menschen zu plaudern, und kann in Zukunft noch viel mehr.

So gibt es mit Alexa + und der XR-Brille von Google KI-Tools, die per Sprachsteuerung den Alltag eines Menschen organisieren und praktische Vorschläge machen, wie sich dieser verbessern lässt. Anbieter wie Sesame zeigen, dass agentische KI inzwischen sehr menschlich klingt und sich auch an Namen von Haustieren oder Freunden erinnern kann. Künftig werden die KI-Agenten sogar Einkäufe oder Anrufe für ihre Anwender tätigen können – Zahlungsanbieter bereiteten sich bereits darauf vor, und andere Unternehmen sollten das auch, ist Ancketill überzeugt. Das gehe sogar so weit, so die Meinung der Marktbeobachterin, dass Anbieter schon jetzt überlegen sollten, wie man im Marketing KI-Agenten anspricht. Diese benötigten klare Informationen, um Preise und Produktspezifikationen miteinander vergleichen und für ihren Kunden das beste Angebot herausfiltern zu können.
Im Einzelhandel kann agentische KI beispielsweise als Avatar Anwendung finden. So hat der Schuhhersteller Sketchers mit „Luna“ einen Avatar entwickelt, der Kunden live im Geschäft Styling-Tipps gibt. In einer Tankstelle mit angeschlossenem Convenience-Store in den USA berät ein Avatar direkt am Regal bei der Weinauswahl.
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird jedoch nicht immer positiv gesehen: 52 Prozent der Arbeitnehmer in England haben Angst, dass ihnen KI die Arbeit wegnimmt, berichtete Ancketill. Um aus dieser Sorge zu flüchten, wünschten sich die Menschen Erlebnisse. Das reduziere Stress und fühle sich an, als würde sich die Zeit ausdehnen – ganz besonders, wenn man etwas Großes gemeinsam erlebt.
