Was einst mit Industrieöfen, Tauchsiedern und Heißluftbläsern zum Anwärmen von Flugzeugmotoren in Bad Cannstatt begonnen hat, ist heute ein international agierender Spezialist für Reinigungstechnik mit Sitz in Winnenden – die Geschichte der Alfred Kärcher SE & Co. KG ist besonders in den Anfangsjahren auch die Geschichte der Familie Kärcher.
Ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Gegründet im Jahr 1935, wurde zunächst Heiztechnik produziert. Durch die wachsende Luftfahrt stieg auch der Bedarf an Heizgeräten von Kärcher, weshalb schon 1939 der Umzug nach Winnenden mitsamt 120 Mitarbeitern anstand. Finanziert wurde der Geländekauf aus Patentverkäufen – 50.000 Goldmark hat Alfred Kärcher seinerzeit für das ursprüngliche Gelände gezahlt.
1950 beginnt die Geschichte von Kärcher, wie das Unternehmen heute bekannt ist: mit dem ersten europäischen Heißwasser-Hochdruckreiniger – dem Dampfstrahler „DS 350“, der auf einer Verbesserung der damaligen amerikanischen Geräte basierte – gelingt Kärcher der Einstieg in die Reinigungstechnik. 1959, nach dem Tod von Alfred Kärcher, übernahm seine Frau Irene Kärcher die Leitung des Unternehmens und setzte die Ausrichtung auf das Themenfeld Reinigung fort.
1962 werden die ersten Auslandsgesellschaften gegründet, 1975 eröffnet das erste Produktionswerk außerhalb Deutschlands und die ersten Vertriebsgesellschaften werden gegründet. 1984 erfolgte dann der Einstieg in das Consumer-Geschäft mit dem ersten tragbaren Hochdruckreiniger – der ein stolzes Gewicht von 15 kg auf die Waage brachte und heute im Kärcher-Museum auf dem Betriebsgelände bestaunt werden kann.
Im Jahr 2000 knackt Kärcher erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Umsatz-Marke, 2003 folgt der Einstieg in das Feld der Robotik, 2007 wird der Gartenmarkt mit Pumpen erschlossen. Im selben Jahr nimmt das französische Wörterbuch den Gattungsbegriff „le karcher“ als Synonym für Hochdruckreiniger auf, im deutschen Duden wird später der Begriff „kärchern“ etabliert.
Im Heute angelangt blickt Kärcher auf einen Jahresumsatz von rund 3,4 Mrd. Euro (2024), mehr als 780 aktive Patente und 170 Gesellschaften in 85 Ländern. Einige Profi-Produkte werden auch heute noch in Winnenden produziert. Eine Brücke verbindet das ursprüngliche Gelände, auf dem unter anderem die Produktionshallen zu finden sind, mit dem neuen Geländeteil, der Entwicklungsbereiche und Verwaltungsbüros beheimatet. Sie wurde 2011 gebaut – und war seinerzeit die einzig vollständig privat genutzte Brücke über Bahngleise in Deutschland.
Ein Teil der Produktion der Consumer-Geräte findet sich im Oberen Bühlertal, wo dank des hohen Automatisierungsgrades etwa alle zwei Sekunden ein Produkt vom Band läuft. Nach wie vor in Winnenden sind mehr als 1.000 Mitarbeiter, die im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind.
