Wallis-Gruppe/Keth

Praktiker Ungarn ist übernommen

„Individualität und Flexibilität haben den Ausschlag für den diametral anderen Verlauf der Krise im Ausland gegeben." Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Christopher Seagon zum Erhalt der Praktiker-Märkte im Ausland. Foto: Kanzlei Wellensiek.
„Individualität und Flexibilität haben den Ausschlag für den diametral anderen Verlauf der Krise im Ausland gegeben." Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Christopher Seagon zum Erhalt der Praktiker-Märkte im Ausland. Foto: Kanzlei Wellensiek.
22.01.2016

Die Wallis-Gruppe aus Ungarn und der Geschäftsführer der Praktiker Kft. Ungarn, Karl-Heinz Keth, übernehmen die beiden ungarischen Praktiker-Auslandsgesellschaften von den Holding-Gesellschaften der deutschen Baumarkt-Kette. Entsprechende Kaufverträge hat Rechtsanwalt Christopher Seagon, Insolvenzverwalter der BM Praktiker International GmbH und der BM Praktiker Grundstücksbeteiligungsgesellschaft mbH, mit den Käuferinnen unterzeichnet. Über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurde Stillschweigen vereinbart.

Gemeinsame Gesellschaft geplant


Geschäftsführer Keth übernimmt im ersten Schritt den operativen Geschäftsbetrieb, die Wallis-Gruppe übernimmt vom Insolvenzverwalter die drei im Eigentum von Praktiker stehenden Immobilien in Ungarn. Die Wallis-Gruppe und Keth wollen unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung das operative Geschäft und die Immobilien künftig in einer gemeinsamen Gesellschaft betreiben. Mehrheitseigner dieser Gesellschaft soll die Wallis-Gruppe werden.

Alle sieben Landesgesellschaften verkauft


Insolvenzverwalter Seagon hat mit dem Verkauf in Ungarn nun alle sieben Auslandsgesellschaften erfolgreich verkauft, die bei Insolvenzantrag im Oktober 2013 unter der BM Praktiker International GmbH operativ tätig waren. "Wir haben damit sowohl für die Gläubiger der deutschen Holding BM Praktiker International GmbH als auch für insgesamt etwa 6.600 Beschäftigte in den sieben Auslandsgesellschaften die bestmöglichen Ergebnisse erzielt", sagt Seagon. Bereits im Oktober 2013 hatte Seagon die Anteile an der luxemburgischen Praktiker-Gesellschaft Batiself SA verkauft. Im Februar 2014 folgten die Ukraine, Bulgarien und Rumänien, im März und April 2014 Polen und Griechenland.19 Standorte und 1.100 Arbeitsplätze gesichertMit dem Verkauf von Praktiker Ungarn kann Seagon die 19 Standorte und alle 1.100 Arbeitsplätze sichern. Nach einem strukturierten Bieterverfahren für Praktiker Ungarn hatte Seagon bereits Anfang 2015 einen Kaufvertrag mit einem Investor unterzeichnet. Da der Investor nach Vertragsunterzeichnung aber verschiedene Bedingungen nicht erfüllte, die Voraussetzung für ein Inkrafttreten der Übernahme waren, trat Seagon vom Vertrag zurück und eröffnete den Investorenprozess neu.Der Verkaufsprozess in Ungarn gestaltete sich aufwändiger und dauerte entsprechend länger als bei den übrigen Auslandsgesellschaften, da der Investor parallel noch intensive Verhandlungen mit dem Hauptvermieter der ungarischen Praktiker-Standorte führen musste. Wie die Käufer mitteilten, sind diese nun ebenfalls erfolgreich abgeschlossen.

Umsatz dank Restrukturierung gestiegen


Seagon hat als Insolvenzverwalter der insolventen deutschen Holdinggesellschaft BM Praktiker International GmbH die Geschäftsführung der nicht insolventen Praktiker-Gesellschaft in Ungarn bei der Fortführung des Geschäftsbetriebes unterstützt und konnte in den fast 2,5 Jahren mit verschiedenen Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen sogar den Jahresumsatz von ca. 80 Mio. € im Jahr 2014 auf rund 100 Mio. € im vergangenen Jahr steigern. Für den neuen Investor sieht Seagon gute Chancen in Ungarn: "Die vergangenen zweieinhalb Jahre seit Insolvenzantrag der Holdinggesellschaft in Deutschland haben gezeigt, dass die Kunden in Ungarn Praktiker wollen, wenn man ihnen ein den lokalen Bedürfnissen entsprechendes Warensortiment bietet."
Warensortimente folgen tatsächlicher Nachfrage
Nachdem der Geschäftsbetrieb von Praktiker in Deutschland vor fast zwei Jahren eingestellt werden musste, konnte Seagon im Ausland die vollständige Unternehmenssubstanz erhalten und dort Folgeinsolvenzen vermeiden. Es ist in jedem Land in unterschiedlicher Weise gelungen, näher am Kunden zu sein. So wurden zum Beispiel Warensortimente an die tatsächliche jeweilige Nachfrage angepasst. Die Käufer wurden bei der Transaktion vom Budapester Büro der internationalen Kanzlei Dentons beraten, der Insolvenzverwalter vertraute wiederum auf Gleiss Lutz.

Hintergrund


Sowohl die BM Praktiker International GmbH als auch die BM Praktiker Grundstücksbeteiligungsgesellschaften sind Holding-Gesellschaften innerhalb des Praktiker-Konzerns. Unter der BM Praktiker International GmbH sind insgesamt elf Gesellschaften - beziehungsweise Geschäftsanteile an diesen Gesellschaften - zusammengefasst. Eine der Gesellschaften ist die Praktiker Kft. Ungarn. Die BM Praktiker International GmbH hatte in Folge der verschiedenen Insolvenzen innerhalb des Praktiker-Konzerns Anfang Oktober 2013 beim zuständigen Amtsgericht in Hamburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Verfahren wurde am 21. Oktober 2013 durch das Amtsgericht Hamburg eröffnet und Rechtsanwalt Christopher Seagon zum Insolvenzverwalter bestellt. Bei Insolvenzantrag der BM Praktiker International GmbH hatten sieben der elf Gesellschaften ein aktives operatives Geschäft, das mit Unterstützung von Christopher Seagon bis zu deren Verkauf erfolgreich fortgeführt wurde. Die BM Praktiker Grundstücksbeteiligungsgesellschaft mbH fungiert innerhalb des Praktiker-Konzerns als Holdinggesellschaft für die ausländischen Grundstücksgesellschaften, welche wiederum die in ihrem Eigentum stehenden Immobilien an die operativ tätigen ausländischen Gesellschaften vermieten. Die BM Praktiker Grundstücksbeteiligungsgesellschaft mbH hatte am 22. Oktober 2013 beim zuständigen Amtsgericht Hamburg einen Insolvenzantrag stellen müssen. Das Insolvenzverfahren über das Vermögen dieser Gesellschaft wurde am 17. Januar 2014 eröffnet und Rechtsanwalt Christopher Seagon ebenfalls zum Insolvenzverwalter bestellt.
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