BHB Jahrespressekonferenz

Turbulentes Jahr 2021 endet mit starkem Umsatzminus, bei stabilem Plus im Vergleich zu 2019

Franz-Peter Tepaß (r.), Sprecher des BHB-Vorstands, und Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst informierten in Köln über die aktuelle Entwicklung der Baumarktbranche.
Franz-Peter Tepaß (r.), Sprecher des BHB-Vorstands, und Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst informierten in Köln über die aktuelle Entwicklung der Baumarktbranche.
07.03.2022

2021 gingen die Umsätze der Baumarktbranche stark zurück. Wie der Branchenverband BHB auf seiner heutigen Jahrespressekonferenz mitteilte, erlösten die Bau- und Gartenmärkte in Deutschland im vergangenen Jahr 20,33 Mrd. Euro, was einem Minus von 8,2 Prozent entspricht. Auf vergleichbarer Fläche summiert sich ein Minus 9,1 Prozent. Wesentlicher ist jedoch die Zahl, wonach die Branche im Vergleich zum Jahr 2019 – dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie – mit einem Plus 4,5 Prozent über den Zeitraum von zwei Jahren ein stabiles Plus aufweist. Franz-Peter Tepaß, Sprecher des BHB-Vorstands, sprach bei der Präsentation der Zahlen denn auch von einer „sehr guten Verfassung“ der Branche.

Begonnen wurde die Pressekonferenz mit einem Blick auf die Entwicklungen in Osteuropa. „Es ist erschreckend, was wir aus der Ukraine hören“, erklärte BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. Über die Verbände Edra/Ghin habe man Kontakt zu Handelsmanagern aus der Ukraine und aus Russland. Dabei höre man auch aus der russischen Branche, dass die Menschen nicht einverstanden sind mit der aktuellen Entwicklung, so Wüst.

Gründe für den starken Rückgang der Baumarktumsätze im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr, als diese durch Sondereffekte um 13,8 Prozent angezogen hatten, sieht der BHB vor allem in den harten Lockdowns, die das stationäre Geschäft bis in weite Teile des Frühjahres 2021 lahmlegten, sowie unvorteilhaften Wetterbedingungen mit einem extrem langen Winter, der von einem nassen Sommer abgelöst wurde.

Um das stabile Wachstum der Branche zu erhalten, sieht der BHB die Notwendigkeit weiterer Kraftanstrengungen, die auch Lieferanten und Dienstleister mit einbeziehen. „Die äußeren Rahmenbedingungen fordern uns derzeit mit chaotischen Lieferketten, unvermeidlichen Preisanpassungen und auch neuen politischen Konstellationen, deren Auswirkungen noch nicht abschätzbar sind“, erklärt René Haßfeld, Finanzvorstand und stellvertretender Sprecher des BHB-Vorstands. Deshalb werde es umso wichtiger sein, dass alle Beteiligten auf das gemeinsame Ziel hinarbeiten, die Bau- und Gartenfachmärkte zukunftssicher aufzustellen und die Prozesse weiter krisensicher zu machen, so Tepaß weiter.

Im Detail gingen die Umsätze laut BHB im ersten Quartal 2021 um 21,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 3,45 Mrd. zurück. Dies hing stark mit den bereits erwähnten Lockdowns zusammen, die am 16. Dezember 2020 begonnen hatten. „Dass die Rückgänge nicht noch stärker zu Buche standen, ist der schnellen und umfangreichen Reaktion des Handels zu verdanken, der sich zügig mit Click&Collect, flexibler Belieferung der Kunden und verschiedenen Zugangs-und Kontrollmodellen in und an den Märkten arrangiert hat“, wie der Verband in einer Mitteilung erklärt. Zu Ende des zweiten Quartals fiel das Minus dann mit 11,6 Prozent (6,58 Mrd. Euro) bereits etwas geringer aus. Das 3. Quartal (-2,2 Prozent/ 5,38 Mrd. Euro), zeigte schon fast wieder Normalwerte, bevor die Branche dann im Schlussquartal in die Pluszahlen zurückkehrte (+2,0 Prozent/ 4,92 Mrd. Euro).

Auch bei der Sortimentsentwicklung zeige sich laut BHB die volatile Situation des Jahres 2021. Mit Holz (+4,1%) und Saisonwaren (+0,6%) waren in Deutschland nur zwei Produktbereiche überhaupt im Plus. Stärkste Rückgänge verzeichneten besonders die Bereiche Gartenmöbel (-19,3%), Anstrichmittel/ Malerzubehör (-18,0%) und Eisenwaren/Sicherungstechnik (-15,8%).

Die Zahl der Märkte – der BHB zählt Standorte erst ab 1.000 m² Verkaufsfläche – blieb 2021 relativ stabil und verringerte sich nur um vier Baumärkte auf 2.091. Dominant waren weiterhin die Baumärkte mit Innenverkaufsflächen zwischen 5.000 und 7.500 m² (25 Prozent), gefolgt von Mittelflächen zwischen 3.000 und 5.000 m² (21 Prozent) sowie Großflächen zwischen 7.500 m² und 10.000 m² (20 Prozent). Die Verkaufsfläche wuchs trotz des leichten Rückgangs bei der Standortzahl laut dem BHB um 26.000 m². Nicht enthalten sind dabei die vielen Modernisierungen auf bestehender Fläche.

Auch in diesem Jahr wird der BHB auf eine zahlenbasierte Prognose verzichten. „Um eine solche sinnvoll zu erstellen, müssen zumindest die Rahmenbedingungen einigermaßen kalkulierbar sein – was derzeit sowohl in Bezug auf die pandemische Entwicklung, mehr aber noch auf die Unwägbarkeiten der Lieferkette bzw. einer politischen Entwicklung wie der Ukraine-Krise nicht zutrifft“, wie es von Seiten des Verbandes heißt. „Zu viele unkalkulierbare Einflüsse machen derzeit eine belastbare Berechnung unmöglich – neben den Hardfacts wie Inflations- und Lohnentwicklung, Energiepreisen, Logistikkosten etc. wird es ganz wesentlich auch auf die Stimmung der Verbraucher ankommen. Diese hängt von Auswirkungen politischer Entscheidungen der neuen Ampel-Koalition oder der Kommunikation von Öffnungsschritten ebenso ab wie von eventuell wiedererlangten Reisemöglichkeiten und ähnlichem."

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