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„Little Boxes all the same“

Im November 1977 erschien das erste Heft des diy-Fachmagazins. Die deutsche Baumarktbranche war dabei, sich gerade zu etablieren und Formen, ja Format anzunehmen. Die Anzahl der Baumärkte kratzte Ende der 1970er Jahre knapp die 100er-Marke.   
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Bis heute beschäftigt sich die Branche damit, herauszufinden, wer denn jetzt tatsächlich der erste „echte“ Baumarktbetreiber in Deutschland gewesen sei: Bauhaus mit seinem 1960 eröffneten Markt in Mannheims Stadtmitte oder Hornbach oder Max Bahr, die kurz danach folgten, oder doch Obi 1970 mit seiner ersten Niederlassung mit 400 m² Verkaufsfläche in Hamburg? Das waren noch lange Kleinflächenmärkte im dreistelligen Verkaufsflächenbereich, zum Teil eher fachhandelsgetrieben, der SB-Charakter war noch gering ausgebildet.

Das sah exakt neun Jahre später (November 1987) bei der 100. Ausgabe des Magazins schon anders aus. In den 1980er Jahren hatten die Baumärkte so richtig losgelegt: Erst 1986 war die 1.000er Standortanzahl überschritten worden, 1987 zählte der Dähne Verlag 1.164 Standorte. Und: Die durchschnittliche Verkaufsfläche eines Baumarkts lag 1987 bereits bei 2.050 m². Es sind die Jahre, in denen intensiv nach dem „optimalen“ Baumarktformat und dem „optimalen“ Baumarktstandort gesucht wurde.

Einzelhandelsstandorte werden gemeinhin auch als „Boxes“ bezeichnet, worauf das große Bild Bezug nimmt. In diesen Jahren entwickelten sich die Baumärkte in Deutschland von „Little Boxes“ zu „Middle Boxes“. „Little Boxes“ ist der Titel eines Liedes der Musikerin Malvina Reynolds aus dem Jahr 1962. Das Lied beschreibt die Uniformität der amerikanischen Vorstädte und endet mit der Zeile „And they all look just the same“.

Größe ist nicht mehr alles: ­Qualität, Service, ein durchdachtes Sortiment stehen jetzt im Mittelpunkt der Standortplaner und Expansionsstrategen.
Dr. Joachim Bengelsdorf

Ein Problem, dass lange Zeit auch für die deutschen Baumärkte zutraf; erst recht, als ab den 1990er-Jahren die „Big Boxes“ folgten, also Standorte mit über 10.000, ja über 20.000 m² Verkaufsfläche. Warendruck bis unter die Hallendecke war angesagt, was dazu führte, dass sich die Baumärkte zum Verwechseln ähnlich sahen. Heute – zu Zeiten der 500. Ausgabe von diy – ist die durchschnittliche Verkaufsfläche eines Baumarkts in Deutschland mit 4.144 m² mehr als doppelt so groß wie 1987. Aber: Sie ist in den vergangenen 15 Jahren nur um knapp sechs Prozent gestiegen. Offensichtlich hat ein Umdenken stattgefunden: Größe ist nicht mehr alles: Qualität, Service, ein durchdachtes Sortiment stehen jetzt im Mittelpunkt der Standortplaner und Expansionsstrategen der Baumarktzentralen in Deutschland.

Dr. Joachim Bengelsdorf

(Quelle: Dähne Verlag)
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