Bosch hat in einem Pilotprojekt untersucht, wie sich technische Kunststoffe aus ausgedienten Elektrowerkzeugen wirtschaftlich im Kreislauf führen lassen. Das Ziel war, eine Sonderedition der Schlagbohrmaschine Universal Impact 800 zu produzieren, deren Gehäuse aus einem großen Anteil an recyceltem technischem Kunststoff von Altgeräten besteht, ohne dabei Abstriche bei Optik, Haptik und Qualität zu machen. Zudem sollte sich das Rezyklat nahtlos in die regulären Produktionslinien integrieren lassen.
Die technischen Kunststoffe in den Elektrowerkzeugen von Bosch werden bislang meist verbrannt statt recycelt. Da eine Anpassung der Recyclingprozesse an die speziellen Anforderungen technischer Kunststoffe sehr aufwändig und daher bisher nicht wirtschaftlich sei, liege der Fokus in der Wiederverwertungskette stark auf der Verwertung von Metallen, erklärt Projektleiter Thomas Hampel.
Die größte Herausforderung des Projekts sei die Sicherstellung der Materialqualität gewesen, berichtet er. „Elektrowerkzeuge benötigen Kunststoffe, die wechselnden thermischen Beanspruchungen und Stoßbelastungen widerstehen. Kunststoffe, die bislang üblicherweise recycelt werden, können diese Anforderungen oft nicht erfüllen.“
Umfangreiche Datenbank
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur technischen Umsetzbarkeit und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden mehrere Tausend ausgediente Elektrowerkzeuge gesammelt, demontiert und analysiert. Dadurch entstanden mehr als eine halbe Million Datenpunkte, die in einer Datenbank erfasst wurden.
Auf diesen Erkenntnissen wurde ein Recyclingprozess für die Sonderedition aufgebaut. Alte Elektrogeräte wurden gesammelt, vorsortiert und verarbeitet, um ein Pilotprodukt in kleiner Stückzahl herzustellen. „Der so gewonnene glasfaserverstärkte Kunststoff erfüllt alle Qualitätsanforderungen, die wir auch an Neumaterial stellen”, sagt Hampel.
Die nicht kreislaufgeführten 22 Prozent der Maschine entfallen auf Komponenten wie Schalter, Bohrfutter und Softgrip, da diese aus anderen Kunststoffarten bestehen oder anders gefärbt waren. Das Pilotprojekt liefere Kennzahlen zur Dauer der Materialbeschaffung, der Quote an nutzbarem Material und den Auswirkungen zusätzlicher Prozessschritte auf Timing und Planung, was einen ersten Schritt für etwaige zukünftige Projekte mit Rezyklaten schaffe, unterstreicht das Unternehmen.