Screwfix, Hauptquartier, Yeovil
Das Hauptquartier von Screwfix in Yeovil im schönen Sommerset muss den Abschied aus Deutschland bekannt geben.
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Screxit statt Brexit

Nach dem Castorama-Rückzug im Jahr 2003 holt sich King­fisher mit dem Screwfix-Debakel zum zweiten Mal eine blutige Nase in Deutschland.
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Es fällt einem ja leider zur Zeit fast kein anderes Wortspiel ein für die Schließung der stationären 19 Screwfix-Standorte in Deutschland: Der "Screxit" ist sozusagen eine neue Variante des Brexit. Man ahnte es schon seit einiger Zeit, hörte Gerüchte und es rumoren, meldete den Abschied des Deutschland-Geschäftsführers, erhielt ein wachsweiches Dementi, doch "nichts Genaues wusste man letztendlich nicht". Nun ist es endlich Gewissheit: Dezent eingepackt in den Geschäftsbericht 2018/2019 und mit einer gleichzeitig versandten Pressemitteilung zum Ausscheiden der seit Februar 2015 amtierenden Kingfisher-CEO Véronique Laury bestätigte der britische Konzern am 20. März 2019 offiziell, was diyonline bereits im Oktober 2018 gemeldet hatte: Kingfisher zieht sich mit seiner Vertriebslinie Screwfix nach nur fünf Jahren wieder aus Deutschland zurück und schließt alle deutschen Standorte. Der deutsche Online-Shop soll allerdings weiter betrieben werden.
Der Projekt "Screwfix-Expansion in Deutschland" war 2014 im Rhein-Main-Gebiet mit dem ersten Laden in Offenbach hoffnungsvoll gestartet. Das deutsche Standortpotenzial wurde damals mit über 500 Outlets angegeben. Der Kingfisher-CEO Ian Cheshire rechnete 2014 vor: "Wir haben im Vereinigten Königreich, dessen Markt nur halb so groß ist wie der deutsche, 350 Screwfix-Standorte. Der deutsche Markt hat also viel Potenzial." Rosige Aussichten also? Wenn Screwfix von Jahr zu Jahr in seinem Heimatland zum Teil im zweistelligen Prozentbereich zulegt, dann sollte das doch auch in Deutschland funktionieren, so die Erwartungshaltung der Briten.
"Daumen hoch oder Daumen runter für Screwfix? Wird dieses Format wie so viele andere ausländische Einzelhändler in Deutschland ... eine Schlappe erleiden?", fragte jedoch 2014 bereits beim Screwfix-Start in Deutschland der Handelsexperte Mike Dawson in seinem German Retail Blog. Nun, der Daumen senkte sich im Laufe der Zeit immer mehr und spätestens, als die geplante Expansion bei 19 Standorten stoppte und beim deutschen Kingfisher-Ableger erste Minus-Ertragszahlen im Millionenbereich durchsickerten, wartete die Branche nur noch auf die Todesanzeige. Die Entwicklung in Deutschland habe gezeigt, wie wichtig es sei, seinem Kernmodell treu zu bleiben, klingt es etwas sybillinisch aus dem britischen Yeovil, dem Sitz von Screwfix.
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