Uni Köln und IFH

Onlinehandel ist Innovationstreiber und Wertschöpfer

Kunden schätzen beim Onlineshopping die Bequemlichkeit. (Quelle: Pexels)
Kunden schätzen beim Onlineshopping die Bequemlichkeit. 
01.06.2021

Welchen Wert schafft der Onlinehandel in Deutschland? Dieser Frage geht eine Untersuchung von Professor Dr. Werner Reinartz, Universität zu Köln, und des IFH Köln in acht Thesen auf den Grund. „Unsere Studie zeigt, dass der Onlinehandel Wert für Konsumenten und Unternehmen schafft, als Innovationstreiber fungiert und den stationären Handel in vielerlei Hinsicht unterstützt“, so Reinartz.

Die Thesen im Überblick:

1. Onlinehandel schafft Wertschöpfung

Rund 13 Mrd. Euro direkte volkswirtschaftliche Wertschöpfung, also der Nettobeitrag zum Bruttoinlandsprodukt, realisierte der B2C-Onlinehandel 2020. Das sind 12,7 Prozent Anteil an der Wertschöpfung des gesamten Einzelhandels. Auch indirekt werden Werte geschaffen: Das Dienstleistungsgewerbe, die Hersteller und der Großhandel profitieren von der Wertschöpfung des Onlinehandels. Dessen hohe Bedeutung in der deutschen Wirtschaft spiegelt sich außerdem im Export, in Unternehmensgründungen und dem Innovationsgrad der Branche wider.

2. Onlineshops der Multi-Channel-Händler stützen Filialnetz der großen Filialisten

In den vergangenen Jahren wurden die Umsatzzuwächse der Top 15 Multi-Channel-Händler ausschließlich aus dem Onlinekanal generiert, während das stationäre Geschäft mit Frequenzverlusten und rückläufigen Umsätzen kämpfte. Der Onlinehandel ist damit maßgeblicher Bestandteil des Multi-Channel-Geschäfts. Die Filialen übernehmen zunehmend andere Funktionen im Kontakt mit den Kunden.

3. Plattformen stützen kleinbetriebliche Fachhändler

Hochrechnungen des IFH Köln gehen davon aus, dass 44 Prozent des Onlinehandels im Jahr 2020 allein auf Marktplätzen getätigt wurden. Denn die Zahl der Händler, die auf Marktplätzen aktiv sind, wächst deutlich und übersteigt die der Händler mit eigenem Onlineshop. Auch kleineren Händlern bieten Plattformen einen niedrigschwelligen Onlinehebel. Gleichzeitig steigt dort der Wettbewerb für kleinere Händler durch die Preise, den Druck durch größere Anbieter und den Direktvertrieb durch Hersteller.

4. Onlinehandel ermöglicht kleinen Händlern, globale Absatzmärkte zu erschließen

Die Exportquoten des Nonfood-Fachhandels liegen teilweise im zweistelligen Bereich und nehmen tendenziell zu. Der Onlinehandel ermöglicht also kleineren Händlern grundsätzlich, globale Absatzmärkte insbesondere auch über Plattformen zu erschließen. Dieser Effekt beschränkt sich jedoch vor allem auf Nischenmärkte.

5. Onlinehandel ist Innovationsmotor für die Handelsbranche

Der Onlinehandel treibt mit seinem Innovationsverständnis den gesamten Handel, nicht zuletzt auch digitale Innovationen am Point of Sale im stationären Handel.

6. Onlinehandel schafft Beschäftigung

Die Zahl der Beschäftigten im Online-/Versandhandel hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 155 Prozent (Hochrechnung 2020) auf mehr als 233.000 erhöht – das entspricht einer Zunahme um 142.000 Beschäftigte und übersteigt damit den Zuwachs im Einzelhandel. Dabei schafft der Onlinehandel Beschäftigung für Akademiker und für geringer Qualifizierte.

7. Onlinehandel deckt Kundenbedürfnis nach Bequemlichkeit

Rund 62 Prozent der Befragten geben an, durch den Onlinehandel ihr Arbeits- und Privatleben besser vereinbaren zu können und 57 Prozent können sich ein Leben ohne E-Commerce nicht vorstellen. Convenience-Aspekte wie leichter Zugang zu Informationen, Zeitersparnis oder der Zugang zu Produkten aus dem Ausland sind Toptreiber dieser Entwicklung. Zudem hilft der Onlinehandel, die Versorgungssicherheit in ländlichen Regionen sicherzustellen.

8. Onlinehandel ist nachhaltig(er) als sein Ruf

Bei der Diskussion um die ökologischen Auswirkungen des Onlinehandels liegt der Fokus meist auf der Auslieferung. In der gesamten Konsumgüterwertschöpfungskette ist der Anteil der Handelsstufe an den CO2-Emissionen insgesamt, im Vergleich zu Produktherstellung, Nutzung und Entsorgung, jedoch überschaubar. Aus Konsumentensicht wird allerdings der stationäre Handel als die umweltfreundlichere Alternative wahrgenommen.

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